Autor Robert Schneider nimmt sich der Dornbirner Herbstmesse an - einer muss es ja tun.
Jetzt stirbt sie dahin, die gute alte „Muschtrmeass“. Verheerende Besucherzahlen. Im Jahr 2000 kamen noch 120.000 „köhrige“ Vorarlberger aufs Dornbirner Messegelände und gönnten ihren Ehefrauen - man hat ein Auge zugedrückt - die Weltsensation des neuesten Gemüsehobels. In diesem Herbst waren es gerade mal schlappe 50.000 Besucher. Das Wetter sei an jedem Tag überdurchschnittlich heiß gewesen, wodurch sich viele für einen Besuch im Schwimmbad oder für eine kühlere Bergtour entschieden hätten, erklärt den Flop die Geschäftsführerin der Messe Dornbirn, Sabine Tichy-Treimel.
Frau Tichy-Treimel! Wissen Sie, wie das früher einmal war? Da ging niemand ins Schwimmbad oder kraxeln. Man ging selbstverständlich auf die Dornbirner Herbstmesse, ob die Sonne jetzt runterbrannte oder man auf den Wiesenparkplätzen im Schlamm versank.
Schon traurig. Ein Stück Kindheitsgeschichte geht zu Ende. Ich erinnere mich. Die Eltern packten uns Kinder in den doppelkabinigen VW-Pritschenwagen, und dann zuckelten wir los. Mich haben als Knirps die unheimlichen Menschenmassen geängstigt, weshalb ich mich immer an meine ältere Schwester hängte. Als geradezu bedrohlich erlebte ich die heiser geschrienen Stimmen der Staubsaugerverkäufer von Kobold. Das waren Kerle, die mit ihrem Wiener Geschwätz meiner Mutter so auf die Pelle rückten, dass sie immer errötete und nicht mehr aus noch ein wusste. Der Folklorelärm im Wirtschaftszelt, der Geruch von Bier, Urin und „Hennele“ steigt mir gerade wieder in die Nase, da ich das hier schreibe.
Reich beschenkt kamen wir Kinder nachhause. Jedes hatte eine Papiertüte mit unfassbarem „Glump“ drin, Süßigkeiten, Broschüren, Proben und Pröbchen. Aber dieses „Glump“ haben wir gehütet wie einen Schatz und es dann untereinander getauscht. Schöne Zeiten, „d’Muschtrmeass“.
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.