„Crashgate“-Affäre:

„Würde Massa wünschen, dass er den Titel bekommt“

Formel 1
15.09.2023 07:10

15 Jahre nach „Crashgate“-Affäre lebt der Manipulationsskandal vor dem Rennen am Sonntag in Singapur neu auf. Der Brasilianer Felipe Massa will für die WM-Krone vor das Höchstgericht ziehen, Jurist Dr. Helmut Marko sieht Erfolgschancen.

„Schon die Wahl der Runde für den Stopp“, erinnert sich Dr. Helmut Marko an den Premieren-Grand-Prix auf dem Marina Bay Circuit in Singapur am 28. September 2008 zurück, „war suspekt. Danach war es ein offenes Geheimnis. Mich hat nur gewundert, warum es so lange gedauert hat, bis diese Affäre aufgedeckt wurde.“

Glückliche Fügung?
Wovon Red Bulls Motorsportchef spricht? Vom wohl größten Skandal in der 73-jährigen Geschichte der „Königsklasse“. Damals holte Renault-Teamchef Flavio Briatore den heutigen Aston-Martin-Piloten Fernando Alonso zum Nachtanken und Reifenwechsel an die Box. Keine zwei Runden später krachte Teamkollege Nelson Piquet junior in die Streckenbegrenzung. Das Safety-Car kam auf die Strecke - und: In dieser Saison gab das Reglement vor, dass bei einer Neutralisierung des Rennens die Boxengasse geschlossen bleiben muss. Alonso, der von Platz 15 aus gestartet war, wurde so an die Spitze gespült. Briatore und Technikchef Pat Symonds sprachen danach von einer „glücklichen Fügung“, während im Fahrerlager die Zweifel wuchsen und wuchsen …

Manipulation?
Erst ein Jahr später erzählte Piquet junior im brasilianischen Fernsehen - kurz nach seinem Rauswurf bei Renault - dass der Singapur-Unfall von Briatore und Symonds befohlen worden war. Die FIA leitete Untersuchungen ein, verurteilte einige Wochen später Renault zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe, Briatore und Symonds wurden lange gesperrt.

15 Jahre später, unmittelbar vor dem Rennen in Singapur, rückt der Skandal von 2008 wieder in den Mittelpunkt. Denn Felipe Massa, der damals - auch weil er beim Stopp den Tankschlauch mitgerissen hatte - außerhalb der Punkte gelandet war, fordert nun die Annullierung des Rennens, droht sogar mit dem Gang vor das Höchstgericht. Im Erfolgsfall würde Massa („Dieser Titel gehört mir!“) die WM-Krone zugesprochen bekommen.

„Wenn es neue Tatsachen gibt, kann man die Sache aufrollen. Und dann stehen die Chancen für Massa nicht so schlecht“, sagt Jurist Dr. Marko, fügt aber nachdenklich hinzu: „Die Frage ist nur, wo kämen wir hin, wenn wir viele andere Rennen, wo es auch Zwischenfälle gegeben hat, neu bewerten müssten?“ Und freilich kann sich der „Doktor“ auch einen Seitenhieb Richtung Mercedes nicht ganz verkneifen. „Es war damals fürchterlich anzusehen, wie Massa in Brasilien 20 Sekunden über den Titelgewinn gejubelt hat, und dann war plötzlich alles weg. Ich würde es ihm wünschen, wenn er diesen Titel zugesprochen bekommt - und der Herr Hamilton, dem Rekorde ja nicht so wichtig sind, hätte dann halt einen weniger ...“

Das neue „Futter“ bekam Massa übrigens vom damaligen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der in einem Interview zugab, dass „man vor Ende der Saison genug Infos hatte. Wir haben aber beschlossen, nichts zu tun, weil wir den Sport schützen wollten.“ Daran aber will sich Mr. E nicht erinnern. Die FIA will bis Mitte Oktober auf Massas Klagedrohung reagieren ...

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