Präsident geputscht

Malediven: Rücktritt mit Waffengewalt erzwungen?

Ausland
08.02.2012 19:05
Der nach einem Putsch zurückgetretene Präsident der Malediven, Mohammed Nasheed (Bild), hat am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP seine Version der Ereignisse vom Dienstag geschildert. Er sei von Polizei- und Armeeoffizieren zum Rücktritt gezwungen worden. In den Coup sollen Nasheed zufolge die Opposition und auch sein Nachfolger und bisheriger Stellvertreter involviert sein. Doch auch nach dem Machtwechsel gehen die Unruhen weiter.

Nach dreiwöchigen politischen Unruhen war der erste demokratisch gewählte Präsident des Inselarchipels am Dienstag von der Macht verdrängt worden, nachdem Vorwürfe von Korruption und Machtmissbrauch immer lauter geworden waren. "Es gibt keinen Grund, warum die Bevölkerung die Regierung stürzen sollte", versicherte hingegen Nasheed in einem Telefonat mit AFP. 

Von Offizieren mit Waffen bedroht?
Er habe sich am Dienstag in das Hauptquartier der Armee begeben und sei dort auf rund 18 bewaffnete Polizei- und Armeeoffiziere "mittleren Ranges" gestoßen. "Sie haben mir gesagt, dass sie ihre Waffen benutzen, wenn ich nicht zurücktrete. Ich habe das als Drohung begriffen."

Die Offiziere hätten ihm bis 13 Uhr Zeit gegeben zurückzutreten, sagte Nasheed weiter. Er sei schließlich von den Männern in den Präsidentenpalast gefahren worden. "Sie zwangen mich, einen Rücktrittsbrief zu schreiben" - auf offiziellem Briefpapier. Nasheed verkündete seinen Rücktritt anschließend in einer Fernsehansprache und sagte, es sei für das Land "in der derzeitigen Situation besser", dass er zurücktrete.

Nasheed bezeichnet Nachfolger als "Marionette"
Im Gespräch mit AFP beschuldigte Nasheed seinen Nachfolger Mohamed Waheed Hassan: "Er hatte immer die Vorstellung, Präsident zu werden. Er war nie dazu in der Lage. Als sich ihm die Möglichkeit bot, hat er sie ergriffen." Waheed sei eine "Marionette" der Sicherheitskräfte. Waheed hat zurückgewiesen, hinter dem Sturz Nasheeds zu stehen. Die Armee bestreitet Putsch-Vorwürfe.

Hinter dem Umsturz sieht Nasheed die politische Opposition des Landes, insbesondere die Partei des früheren Machthabers Maumoon Abdul Gayoom. "Sie (die Oppositionsparteien) hatten Angst, dass sie bei den Wahlen im kommenden Jahr keine Chance haben", sagte Nasheed mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im November 2013. 

In einem Telefonat mit dem stellvertretenden US-Staatssekretär für Asien, Robert Blake, versicherte Nasheeds Nachfolger Waheed nach US-Angaben, er wolle die Demokratie wahren. Er soll bis zum Ende der ursprünglichen Amtszeit des bisherigen Präsidenten im November 2013 im Amt bleiben.

Unruhen weiten sich auf andere Inseln aus
Unterdessen haben sich die Unruhen auf den Malediven ausgeweitet. Nach dem Machtwechsel in der Hauptstadt Male gab es am Mittwoch auf mindestens zwei Inseln im Süden des Archipels Angriffe auf Polizeistationen. Der Bürgermeister von Addu sagte, eine Wache sei gestürmt worden, zwei andere würden von Demonstranten belagert. Auf der Insel Thinadhoo griff eine Menge von rund 1.000 Demonstranten laut der Schilderung eines Regierungsmitarbeiters sowohl eine Polizeistation als auch zwei Regierungsgebäude an.

Nasheed wurde bei einer Demonstration in Male verletzt, ebenso wie einige Mitglieder seiner Demokratischen Partei. Augenzeugen berichteten, dass die Polizei gegen Demonstranten Tränengas und Schlagstöcke einsetzte. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnte eine friedliche Lösung der politischen Krise auf dem Inselarchipel im Indischen Ozean ein.

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