„Frauen gehen aus“

Ex-ÖVP-Ministerin redet sich Saudi-Arabien schön

Ausland
07.09.2023 13:57

Denkt man an Frauenrechte und Gleichberechtigung, ist wohl Saudi-Arabien nicht unbedingt das erste Land, das einem in den Sinn kommt. Die Öl-Monarchie am Golf, in der im Jahr 2022 196 Menschen teils öffentlich hingerichtet wurden, ist eher dafür bekannt, dass Frauen dort bis vor wenigen Jahren nicht einmal ein Auto lenken durften. Von anderen Dingen ganz zu schweigen. Ex-ÖVP-Wirtschaftsministerin Margatete Schramböck lobt dennoch die „Fortschritte“, die der Staat gemacht haben soll.

Die frühere Wirtschaftsministerin ist seit einiger Zeit beruflich in Saudi-Arabien tätig, jetzt lobte sie die Fortschritte bei Frauenrechten in ihrem neuen Wohnland. Frauen hätten inzwischen viele Freiheiten, ein Drittel würde arbeiten, auch in hoch qualifizierten Jobs. Einschränkungen als westliche Frau erlebe sie keine. Dabei wurde laut Amnesty International erst im Vorjahr das diskriminierende Vormundschaftssystem rechtlich festgeschrieben.

„Auch die saudischen Frauen gehen abends aus“
„Es war für mich eine große Überraschung, diese Freiheit dort zu genießen - auch was Kleidung betrifft. Ich kleide mich kaum anders als bei uns. Auch die saudischen Frauen gehen jetzt abends aus“, zitiert sie der „trend“ laut Vorabmeldung. Sittenwächter seien „überhaupt kein Thema mehr, man kann sich völlig frei bewegen.“ Demnach verbringt Schramböck nun mehr als die Hälfte ihrer Zeit in Saudi-Arabien.

Ganz so rosig ist es aber freilich nicht. In einem Interview meinte der Kronprinz, dass Frauen zwar keine Abaya, das lange schwarze Übergewand, zu tragen bräuchten - vorausgesetzt, sie würden sich gesittet kleiden. Was auch immer das heißen mag. Aktivistinnen berichten dagegen, dass Frauen, die die Abaya ablegten, in der Öffentlichkeit diskriminiert, belästigt und angefeindet werden. Eine Frauenrechtsaktivistin wurde vergangenes Jahr sogar wegen ihres Twitter-Kontos zu 34 Jahren Haft verurteilt

Menschenrechtslage nach wie vor prekär
Zur Menschrechtslage dort wird sie mit den Worten zitiert: „Wer wirtschaftlich zusammenarbeitet, hat auch eine Basis, miteinander zu reden und Vertrauen aufzubauen. Die Politik muss ihre Themen regeln, und die Wirtschaft macht ihre Dinge. Wir sollten nicht immer einseitig die Menschenrechte sehen, sondern auch den großen Fortschritt bei Frauenrechten.“ Der Kronprinz und faktische Herrscher Saudi-Arabiens, Mohammed bin Salman, sei „eine Führungspersönlichkeit mit einer klaren Vorstellung“. Durch die Vision 2030 sei „ein für alle spürbarer Aufbruch im Land entstanden. Eine andere Dynamik als manchmal in westlichen Demokratien.“

Saudi-Arabien ist eine absolute Monarchie. Es steht regelmäßig wegen einer großen Zahl an Hinrichtungen, der Ausbeutung von Arbeitsmigranten und anderen Menschenrechtsverletzungen u. a. gegen Oppositionelle in der Kritik. Laut UNO-Ermittlungen soll es „glaubwürdige Hinweise auf eine mögliche persönliche Verantwortung“ von Kronprinz Mohammed bin Salman am Mord an dem regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi 2018 geben. Hinzu kommt der Vorwurf von Kriegsverbrechen im Jemen.

Frauen brauchen männlichen Vormund
In Saudi-Arabien hat jede Frau einen männlichen Vormund, der etwa einer Verehelichung zustimmen muss. Diese Diskriminierung wurde laut Amnesty International erst im Vorjahr auch gesetzlich verordnet. Vor wenigen Jahren war es in Saudi-Arabien Frauen nicht einmal erlaubt, ein Auto zu steuern.

Schramböck sitzt im Board von Aramco Digital, einer Tochter des Saudischen Ölriesen Saudi Aramco, und hat dort eine Funktion „zwischen Vorstand und Aufsichtsrat“, wie sie sagte. Auch sei sie dabei, ein Beratungsunternehmen in Saudi-Arabien zu gründen, um internationalen Firmen den Weg nach Saudi-Arabien zu ebnen.

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