Alfred Amann

Roggenmehl für Skier in der Gailtaler Werkstatt

Kärnten
09.07.2023 14:00

In Nötsch wurden Brettln auch für Rennfahrer produziert. Was der Skikaiser davon hielt und warum beim Wiegele immer wieder Roggenmehl geholt wurde, erzählt Ihnen Ihre „Krone“ - und im Schloss Möderndorf läuft eine Sonderschau.

Seit Jahrtausenden gibt es Skier, seitdem werden sie auch laufend weiterentwickelt. Großes hatte Alfred Amann vor, der mit den Nachkriegsskiern gar nicht zufrieden war und seine Tischlerwerkstatt zur Skimanufaktur umgestaltete. Eine Erfolgsgeschichte!

„Ich war als Bub ein bissl neidig auf die anderen, die Amann Skier fuhren, weil die hatten schon Stahlkanten", verriet Abfahrtsolympiasieger Franz Klammer bei der Ausstellungseröffnung im Schloss Möderndorf. Dort präsentiert eine Sonderschau Skier, die Alfred Amann aus der Leidenschaft fürs Skifahren, mit Innovation und durch ständiges Tüfteln entwickelt hat.

Alfred Amann (1923-2011) beim Riesentorlauf auf der Selenitza 1950. (Bild: Repro Kogler Christina Natascha)
Alfred Amann (1923-2011) beim Riesentorlauf auf der Selenitza 1950.

In seiner Werkstatt in Nötsch begann der Tischler 1947, für seine Freunde Gustl Mayer und Robert Sliutz sowie für sich selbst Skier für Rennen zu bauen, denn die Brettln der Nachkriegszeit sagten den Sportfreunden nicht zu.

Einige von Alfred Amanns Skiern. (Bild: Kogler Christina Natascha)
Einige von Alfred Amanns Skiern.

Mehl aus der Backstube Wiegele
„Bei uns aus der Backstube hat er Roggenmehl besorgt: zum Leimanrühren“, erinnerte sich Hermine Wiegele bei der Vernissage im Schloss bei Hermagor.

Alfred Amann (1923-2011) am Mannschaftsbild beim Kandahar Rennen Chamonix 1948. (Bild: Kogler Christina Natascha)
Alfred Amann (1923-2011) am Mannschaftsbild beim Kandahar Rennen Chamonix 1948.

Von 1947 bis 1984 ging es in der Werkstatt in Nötsch um den Aufbau der Skier, die Spannung, die Biegsamkeit und Steifigkeit. Die Erfolge der Rennläufer mit den Skiern aus der kleinen Manufaktur machten auf den Tischler aufmerksam. Zusätzlich zum Eschenholz setzte Alfred Amann bald auch Kunststoffe ein.

Alfred Amann (1923-2011) (Bild: Kogler Christina Natascha)
Alfred Amann (1923-2011)

1984 endete die Skiproduktion in Nötsch
Weltweit wurden Amann Skier gefahren. Doch 1984 wurde der letzte Ski in Nötsch produziert. 2011 starb Alfred Amann. Heuer würde er seinen 100. Geburtstag feiern.

Alfred Amann hatte eine Leidenschafts fürs Skifahren und wollte mit großer Innovation sehr gute Skier bauen - das Foto zeigt ihn als Rennläufer in Zermatt 1952 - er wurde Zweiter. (Bild: Kogler Christina Natascha)
Alfred Amann hatte eine Leidenschafts fürs Skifahren und wollte mit großer Innovation sehr gute Skier bauen - das Foto zeigt ihn als Rennläufer in Zermatt 1952 - er wurde Zweiter.

Schon Jahre vor diesem Jubiläum haben seine Nachfahren, seine Tochter Felizitas und Schwiegersohn Volker Schmidt-Amann, alle Skier zusammengetragen, die Alfred Amann bis 1984 in Nötsch erzeugt hatte. Auch Fotos, die den Tüftler in der Werkstatt und den Sportler im Schnee zeigen und eine Geschichte des Erfolges bebildern, konnten für die Ausstellung bereitgestellt werden, die bis Ende Oktober im Gailtalmuseum gezeigt wird.

Skier aus der Werkstatt von Alfred Amann sind derzeit im Gailtalmuseum zu sehen. (Bild: Kogler Christina Natascha)
Skier aus der Werkstatt von Alfred Amann sind derzeit im Gailtalmuseum zu sehen.

5000 Objekte in der Dauerausstellung
In der Dauerausstellung im Schloss Möderndorf, für die Kustos Siegfried Kogler in den Räumen und im Depot gut 5000 Objekt aus der Sammlung Essl zur Verfügung hat, selbst neu entdeckt und erforscht, sind zahlreiche Bibeln, Notenblätter aus dem 13. Jahrhundert, das Fell des 1930 erlegten Dobratsch-Wolfes, Musikinstrumente, Geräte zur Käseerzeugung, Exponate aus Bergbau, Landwirtschaft und Alltag, Trachten, Gendarmerieuniformen, Statuen der Volksfrömmigkeit, Exponate aus dem Kongo, die Pfarrer Gerhard Cuder mitgebracht hatte...

Alfred Amman stellte seine Skier zunächst in seiner Tischlerwerkstatt her, wie es auch im Schloss Möderndorf eine gibt, wo Amann Skier derzeit zur Sonderschau locken. (Bild: Kogler Christina Natascha)
Alfred Amman stellte seine Skier zunächst in seiner Tischlerwerkstatt her, wie es auch im Schloss Möderndorf eine gibt, wo Amann Skier derzeit zur Sonderschau locken.

„Schi von Schurl“
Auch eine ständige Alpinschau ist im Schloss zu sehen: Dort sind Skier vom Ersten Weltkrieg bis herauf zu Armin Assingers Head-Rennski, mit dem er in der Saison 1992/93 den Weltcup in Bad Kleinkirchheim gewann, zu sehen - auch die hölzernen Kinderskier von Georg Essl II., auf deren Unterseite Georg Essl I. schrieb: „Schi von Sohn Schurl 1914“.

Ins Gailtalmuseum im Schloss Möderndorf locken die Dauerausstellung und die Sonderausstellung Skiproduktion im Gailtal bis 3.9. von Mi bis So 10-17 Uhr; ab 6.9. Mi-Sa. (Bild: Picasa Gailtalmuseum)
Ins Gailtalmuseum im Schloss Möderndorf locken die Dauerausstellung und die Sonderausstellung Skiproduktion im Gailtal bis 3.9. von Mi bis So 10-17 Uhr; ab 6.9. Mi-Sa.

Geschichte des Skifahrens
Skier - einfache Bretter ohne Bindung - dienten schon vor Tausenden von Jahren der Fortbewegung, beispielsweise auf der Jagd in Skandinavien. Später entwickelte sich das Transportmittel zum Sportgerät, das aus der Freizeitwirtschaft nicht mehr wegzudenken ist.

Volkskundler Siegfried Kogler im Alpinraum in der Dauerausstellung im Schloss Möderndorf. (Bild: Kogler Christina Natascha)
Volkskundler Siegfried Kogler im Alpinraum in der Dauerausstellung im Schloss Möderndorf.

Schon im 18. Jahrhundert wurden in Skandinavien Wettbewerbe für Skifahrer organisiert. Im späten 19. Jahrhundert wurde das Skifahren auch in den Alpen modern, was sich zunächst lediglich die wohlhabende Elite leisten konnte. Skier, Bindungen, Stöcke wurden weiterentwickelt.

Sonderschau über Amann Skier

Sonderausstellung Skiproduktion im Gailtal bis 28. Oktober im Gailtalmuseum im Schloss Möderndorf.

Bis 3.9. von Mi bis So 10-17 Uhr; ab 6.9. Mi-Sa.

Info: www.gailtalmuseum.at

Skier von Schurl mit Autograph von Georg Essl I. (Bild: Kogler Christina Natascha)
Skier von Schurl mit Autograph von Georg Essl I.

Soldaten auf Skiern
Ums Überleben ging es im Ersten Weltkrieg auch auf Skiern. Danach wurde das Skifahren aus Freizeitbeschäftigung auch in Kärnten zum Thema. Fritz Sölle, Rennläufer, Skilehrer und Pionier im Skigebiet Nassfeld, erinnerte sich bei der Alfred Amann-Ausstellungseröffnung an ein Rennen in den 1950ern in der Türkei: „Istanbul, übers Marmarameer, ume aufn Uludağ - wår schon weit weg von Hermagor!“

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