Den 2. November 2020 - den Tag des Wien-Attentats - habe ihr Ehemann mit ihr verbracht. Das sagte eine 27-Jährige vor der Polizei fälschlich aus. „Ihr Mann ist einer jener Männer, der am Terroranschlag führend beteiligt war“, klärt die Staatsanwältin auf. In Wirklichkeit war er nämlich beim Schützen in der Wohnung. Beim Wiedersehen vor Gericht fließen Tränen.
„Sie hat das nur mir zuliebe getan“, nimmt der nicht rechtskräftig verurteilte Unterstützer des Wiener Attentäters seine Frau in Schutz. Im Februar fasste der 28-Jährige wegen der Beteiligung an terroristischen Straftaten in Verbindung mit Mord lebenslange Haft aus. In diesem Terrorprozess sitzt er aber als Zeuge vor dem Richter, bewacht von sechs Justizwachen in Vollmontur.
IS-Texte übersetzt und Terroranschlag gutgeheißen
Angeklagt ist nämlich seine 27-jährige Ehefrau und Mutter seiner Kinder. Sie soll für ihn übersetzte IS-Texte korrigiert haben, seine Gesinnung auch übernommen und gelebt haben. Am 2. November 2020, dem Tag des Blutbades in der Wiener Innenstadt, soll die junge Frau außerdem ein Video des Attentats im Chat mit ihrer Freundin mit „Allahu akbar“ kommentiert haben. Ein Ausruf, den sich der IS einverleibt hat.
„Mich konnte niemand stoppen, ihn zu heiraten“
2015 heirateten der 28-jährige Terrorhelfer und die gebürtige Wienerin nach islamischem Recht. Es war Liebe auf den ersten Blick: „Ich dachte mir: Wow, Feuer. Mein Vater sagte, ich solle zuerst studieren. Mich konnte aber niemand stoppen, ihn zu heiraten.“ Es folgten schnell drei gemeinsame Kinder. Dass sie sich bedecken sollte und nur mit Einverständnis auf die Straße gehen durfte, störte die westlich erzogene Frau nicht.
Die Religion hätte die 27-Jährige nämlich mit ihrem Ehemann geteilt, von einer Radikalisierung aber nichts gewusst. Sie selbst: „Ich habe mich nicht mit dieser Ideologie identifizieren können. Die Religion hat mir aber gefallen. Es war eine Gemeinschaft und ich wollte das auch nach außen repräsentieren. Also habe ich ein Kopftuch getragen.“ Den radikalen IS lehne sie aber strikt ab, bekräftigt auch ihre Verteidigerin Anna Mair (Kanzlei Astrid Wagner).
Ich wollte ihn schützen. Ich wusste, dass er zu dem Zeitpunkt bei dem Attentäter gewohnt hat. Ich hatte den Kurzschluss meines Lebens.
Die Wienerin über die Falschaussage für ihren Mann
Warum gab sie ihrem Mann dann ein falsches Alibi für den 2. November 2020 - dem Tag des Wiener Terroranschlags? „Ich wollte ihn schützen. Ich wusste, dass er zu dem Zeitpunkt bei dem Attentäter gewohnt hat. Ich hatte den Kurzschluss meines Lebens.“ Schließlich hätte sie auch an die damals zwei Kinder denken müssen. Und an das, mit dem sie zu dem Zeitpunkt der Verhaftung ihres Mannes schwanger war ...
Tränenreiches Wiedersehen
Ihren verurteilten Ehemann sah sie nach dem Terrorprozess im Februar vor Gericht das erste Mal wieder. Ein Wiedersehen, das der 27-Jährigen schwer zuzusetzen scheint. Es fließen Tränen, Blickkontakt vermeidet sie, bis der 28-Jährige unter Begleitung der Justizwachen wieder abgeführt wird.
Für diese falsche Beweisaussage fasst sie neun Monate bedingt aus. Anhängerin des Islamischen Staats sei sie laut dem Schöffensenat aber keine. Das Urteil und der Freispruch sind nicht rechtskräftig.
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