Chaos-Debatte

Studiengebühren: Verwirrung um roten Zickzackkurs

Österreich
14.12.2011 14:23
Für Verwirrung sorgt die aktuelle SPÖ-Diskussion über eine mögliche Wiedereinführung der Studiengebühren. Nach jahrelanger Ablehnung von Gebühren kommen aus den roten Reihen täglich neue Vorschläge, wie man Beiträge einheben könne. Den Durchblick dürften bei dem Ideen-Feuerwerk aber nicht einmal die Politiker selbst haben, urteilt nun die Österreichische Hochschülerschaft.

Die Debatte der Politik über die Uni-Finanzierung laufe unkoordiniert und chaotisch ab, so die Kritik der ÖH. "Es könnte eine Verwirrungstaktik sein, ich glaube aber, sie sind selber verwirrt", beurteilte ÖH-Vertreterin Tinja Zerzer die aufblühende Innovationskraft der roten Politiker in Sachen Studiengebühren. Die SPÖ mache Vorschläge etwa für ein Kreditsystem, ohne die Details oder die Auswirkungen eines solchen Modells auf die Studenten zu kennen, kritisierte auch ÖH-Vizechef Martin Schott am Mittwoch.

Kreditmodell birgt viele Risiken
So berge das von Kanzler Werner Faymann in Erwägung gezogene australische Modell zahlreiche Risiken. Bei bis zu 6.500 Euro Gebühren pro Jahr starte ein Student bei zehn Semestern Mindeststudiendauer mit einem "Schuldenberg" von 32.500 Euro ins Berufsleben, rechnet die ÖH vor. Dass sich durch bestimmte Lebensumstände wie Berufstätigkeit, Familie oder Nebenjob das Studium verlängert, "klammert das System vollkommen aus", so Schott. Männer brauchen in Australien durchschnittlich 17 Jahre zur Rückzahlung, Frauen seien wegen der durchschnittlich geringeren Einkommen benachteiligt und bräuchten sogar 51 Jahre.

Ackerl: "Denken von vorgestern"
Doch nicht nur Studentenvetreter kritisieren den Zickzackkurs der SPÖ in Sachen Studiengebühren. Auch parteiintern herrscht alles andere als Einigkeit. Zuletzt machte am Mittwoch der oberösterreichische SP-Landesparteivorsitzender Josef Ackerl seinem Ärger über die "konservative Kürzungsschau" Luft. "Hier geht es doch bloß um die konservative Leier, dass Bildung nur dann etwas wert sei, wenn sie etwas kostet. Die Sozialdemokratie ist daher auf dem Holzweg, wenn sie diesem Denken von vorgestern nachgibt. Studiengebühren und alle ähnliche Maßnahmen sind konservative Politik pur", machte Ackerl seine Position in der Diskussion deutlich.

EU-Projekt vergleicht Ländermodelle
Konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Hochschulfinanzierung erhofft sich indessen die ÖH von einem von der EU mitfinanzierten Projekt. Bei FINST (Financing the Student's Future) werden gemeinsam mit Studentenvertretungen aus Großbritannien, Estland, der European Students Union und dem deutschen Hochschulinformationssystem die verschiedenen Hochschulfinanzierungsmodelle in Europa verglichen und deren Auswirkungen auf Studenten untersucht.

Erste Ergebnisse zeigen im Detail immense Unterschiede zwischen den verschiedenen Staaten. Diese versuchen laut ÖH-Vertreterin Zerzer allerdings, "auf komplexe und unterschiedliche Probleme mit ähnlichen, einfachen, aber nicht unbedingt zufriedenstellenden Lösungen" zu reagieren. Anfang 2012 will die ÖH erste Eckpunkte eines Hochschulfinanzierungsmodells für Österreich vorlegen. Dieses wird derzeit gemeinsam mit Experten im Rahmen des "Forum Hochschule" erarbeitet.

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