„Wie Böhmen noch bei Öst‘reich war; vor fünfzig Jahr, vor fünfzig Jahr; hat sich mein Vater g‘holt aus Brünn; a echte Wienerin...“ Anders als in dem Schlager von Heinz Conrads wollen sich die Rugby-Boys von Donau Wien keine „Wienerin“ aus Brünn holen, aber deren Platz in der Extraliga, der höchsten tschechischen Spielklasse, kapern.
In einer bislang geradezu sensationellen Saison haben sich die Donaupiraten bei ihrem ersten Antritt in der Fremde nicht nur den Titel in der zweithöchsten, tschechischen Spielklasse geholt, sondern sich auch den Relegationsplatz gegen die Dragons Brünn erspielt. Gespielt wird am Samstag (16 Uhr; Donau Rugbypark; Meiereistraße 20, 1020 Wien). Sollte Donau den Sieg davon tragen, wäre es der größte Erfolg der Klubgeschichte. Und der Eintritt in eine andere Welt. In Tschechien tummeln sich einige Profis, wie der südafrikanischen Teamspieler im Sevens-Rugby, Branco du Preez. Immerhin aus dem Land des amtierenden Weltmeisters.
„Dazu hat jedes Team seinen eigenen, reinen Rugby-Platz“, sagt Trainer Sebastian Freydell. Bei Donau setzt man auf Nachwuchsarbeit, den Platz teil man sich mit anderen Sportarten. 90 Prozent der Spieler kommen aus der eigenen Kaderschmiede. Sind Schüler, Studenten, Arbeiter, Akademiker. „Wir wollen unseren Spielern ein professionelles Umfeld schaffen, ohne das Bezahlung ein Thema ist“, sagt Coach Freydell. „Trotzdem soll es jedem möglich sein, trotz Studium oder Arbeit oder Familie diesen Sport auf höchstem Level ausüben zu können.“
Freydell ist der Stolz anzumerken: „Die Jungs haben über 20 Spiele absolviert. Tschechische Liga, österreichische Liga und Nationalteam. Und das in drei Monaten. Das hat noch kein Team in Österreich geschafft.“ Warum spielt Österreichs Rekordmeister eigentlich mit der ersten Mannschaft („Piraten) in Tschechien und mit der zweiten („Korsaren“) in Österreich: „Wir haben eine junge Mannschaft, deren Entwicklung wir fördern wollen“, sagt Obmann Stiig Gabriel. „Und man wird nur besser, wenn man von den Besten lernt.“ Deswegen der Wechsel nach Tschechien. Den Weg geebnet haben die Donau-Damen, die bereits seit 2019 in unserem Nachbarland für Furore sorgen.
Das blieb auch dem Ausland nicht verborgen. Tschechische Medien berichteten ausführlich über den Erfolgslauf der Wiener. Julian Terler wurde zudem quasi „Schützenkönig“ der zweithöchsten tschechischen Liga. Kiprijan Djoric beeindruckte mit seinen Leistungen derart, dass er im Frühjahr in der serbischen Nationalmannschaft gegen Bosnien und Herzegowina sein Debüt feierte und beim 40:12-Sieg sogar einen Try beisteuerte. Serbien spielt zwei Leistungsstufen über Österreich. Die Kaperfahrt der Donaupiraten soll am Samstag noch nicht zu Ende sein. Sie sind auf Kurs Extraliga. Nun muss dafür nur noch ein Drache erlegt werden.
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