Auf Kufen und Kranzel

Mut, Kraft, Ausdauer und eine Gaude zu Pfingsten

Kärnten
29.05.2023 18:45

Am Pfingstwochenende werden in Kärnten seit Jahrhunderten zwei große Traditionen gepflegt, die mittlerweile beide als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO gelten: Das Kufenstechen im Gailtal und das Kranzelreiten im Gurktal.

Den Kuss der steinernen Jungfrau konnte sich am Pfingstmontag Thomas Golznig im Rennen erkämpfen - Joel Grießer und Samuel Stocklauser mussten sich in Weitensfeld nach dem bereits 456. Kranzelreiten im Gurktal geschlagen geben.

Der Brauch ist 456 Jahre alt, und dennoch sehr präsent in der Marktgemeinde Weitensfeld: Jeder, der mitmachen darf, empfindet es als Ehre, die Tradition, die als schützenswertes immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe gilt, lebendig zu halten.

Was war vor 455 Jahren geschehen? Die Pest hatte 1567 alle Weitensfelder dahingerafft. Alle? Nein, die Jungfrau vom Schloss Thurnhof in Zweinitz und drei Bürgersöhne des Marktes Weitensfeld waren verschont geblieben. Wer aber durfte sie heiraten? Um diese Frage zu klären, ließ die Jungfrau die Burschen um die Wette laufen.

Statt der Ehe ein Kranzel und ein Seidentuch
Mittlerweile bekommt der Sieger die Jungfrau nicht zur Frau, sondern nur ein Kranzel und ein Seidentuch. Und für gewöhnlich steigt er auf einer Leiter zur steinernen Jungfrau, die das ganze Jahr über auf dem Hauptplatz steht. Manch ein Gurktaler nennt diese Statue Plåtztreapn, was aber durchaus liebevoll gemeint ist.

Damit die Pest nie mehr wiederkehrt, geht es zu Pfingsten dreimal im Galopp durch den Ort.

Kufenstechen im Gailtal
Um das begehrte Kranzel ritten die mutigen Männer der Burschenschaft Feistritz/ Gail am Montag. Die Mädchen machten sich für den Lindentanz besonders hübsch. Am Dienstag (18 Uhr) messen sich die Altburschen in Unterfeistritz.

Die Pferdezucht hat im Gailtal eine lange Tradition - und auch das Reiterspiel des Kufenstechens.

Reiterspiele
„Reiterspiele gab es immer schon, im alten Rom, im Mittelalter, aber in dieser Art sind sie nur im Gailtal bekannt“, erklärte Volkskundler Siegfried Kogler in der „Krone“-Reihe „Volkskultur in Kärnten“. Der Kustos im Gailtaler Heimatmuseum in Schloss Möderndorf verwahrt dort ein außergewöhnliches Bild: „Den Holzstich aus 1880 betitelte der Künstler mit ,Ein Volksfest im Gailthal’. Vermutlich hatte er nach Erzählungen gearbeitet, denn dass Mädchen jemals beim Kufenstechen mitgeritten sind, ist nicht überliefert. Aber wer weiß, wie sich die rituelle Praxis noch ändern wird.“

Berühmt ist das Kufenstechen in Feistritz, auch die „Washington Post“ hat schon vom „alpine farming custom“, vom alpenländischen Brauch, berichtet. Dabei steckt ein konisches Fass, zusammengehalten von Reifkränzen aus Haselstauden, auf dem Pfahl.

Nacheinander galoppieren die Burschen auf ungesattelten Norikern auf die Kufe zu, der Schlägel donnert auf die Dauben, die zu Boden fallen.

Schöner Brauch mit brutalem Ursprung
Dann wird das Kranzl aufgesteckt. Siegfried Kogler: „Heute noch ist das Kufenstechen der Konta, also der Burschenschaft, Teil des Kirchtages in 24 Orten, von Gailitz bis Pöckau. Der Sage nach erinnert es an die Türkeneinfälle, die Kufe an einen Schädel.“

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