Schwanensee-Drama

„Black Swan“-Alarm am paradiesischen Fischerteich

Burgenland
15.03.2023 06:00

Ach, du lieber Schwan! Er ist der Zuschauermagnet am Fischerteich in Zagersdorf im Burgenland: der büttenweiße Schwan mit den imposanten Schwingen. Vor Kurzem hat sich der friedliche Wasservogel in einen aggressiven Angreifer verwandelt und hält seither das ganze Dorf in Atem. 

Im Psychothriller „Black Swan“, angelehnt an Tschaikowskis Ballettmärchen „Schwanensee“, verwandelt sich die Hauptfigur, eine Tänzerin, von einem unschuldigen weißen Schwan in einen schwarzen Schwan, der für die dunkle Seite der menschlichen Seele steht. Durchaus ähnlich gelagert scheint die Geschichte, die sich zurzeit am Fischteich in Zagersdorf abspielt. Dort sorgt nämlich ein graziler Höckerschwan, der bis vor Kurzem jedermanns Liebling war, für Angst und Schrecken in der Bevölkerung.

Dabei schien sich der alleinlebende Schwan, ein Männchen, das sich vor eineinhalb Jahren am Teich niederließ, in seinem Biotop sehr wohlzufühlen, nicht zuletzt deshalb, weil er von Spaziergängern fast täglich gefüttert wurde. Erspähte er Passanten am Ufer, kam er schnurstracks daher geschwommen und begleitete so manchen, im Wasser paddelnd, beim Promenieren - wenn auch nur in der Hoffnung auf einen weiteren Happen.

Attacken aus dem Hinterhalt
Neuerdings zeigt sich der sonst so friedfertige Schwan jedoch von einer ungewohnt aggressiven Seite und attackiert Menschen. „Auch auf meine 16-jährige Enkelin und mich ging er schon los. Während ich unseren Hund an der Leine festhielt, nahm sie mit dem Schwan den Kampf auf und verteidigte sich mit einem Rucksack, den sie bei sich trug. Es hat gefühlt mehrere Minuten gedauert, bis er von ihr abgelassen hat“, erzählt etwa Lisbeth Wild, die beim Teich wohnt und den Vogel seit diesem Vorfall mit Argusaugen beobachtet.

Mal springe er fauchend aus dem Wasser und schieße mit ausgebreiteten Schwingen die Böschung hoch. Dann schnappe er in einem Moment der Unachtsamkeit zu oder laufe Menschen hinterher.

Vor Kurzem fiel der Schwan auch zwei ältere Damen an. Zum Glück kam Anrainer Michael Migschitz den Frauen zu Hilfe und konnte den Angreifer mit einem Besen verscheuchen: „Während eine Frau am Boden lag, suchte die andere hinter einem Baumstamm Schutz, wurde aber von dem Schwan umkreist, gebissen und gezwickt. Danach hatte sie blaue Flecken an den Beinen“, erzählt Migschitz.

Opfer von Tierquälerei?
Auch einen Vater mit seinem kleinen Sohn und einen Fischerhüttenbesitzer, der mit Frau und Enkeln zum angrenzenden Spielplatz unterwegs war, hat der Vogel bereits das Fürchten gelehrt und verjagt, weil er den Teich offenbar als sein Revier betrachtet. Nachdem sich Beschwerden häufen, hat Bürgermeister Ivan Grujic nun die Naturschutzabteilung des Landes kontaktiert. Warum der Schwan auf einmal so angriffslustig ist, weiß niemand genau. Nachbarn wollen jedoch gesehen haben, wie Kinder mit Steinen und Stöcken nach ihm warfen.

Liebestoll und hungrig
„Selbst wenn dem so war, sind Schwäne nicht nachtragend. Nur wenn sie sich bedroht fühlen, Nest bauen und ihren Nachwuchs beschützen, verteidigen sie ihren Lebensraum mit allen Mitteln. Daher sollte man sie lieber nicht provozieren oder in die Enge treiben“, erklärt Zoologe Andreas Ranner.

Er vermutet, dass der Schwan bloß sein Recht auf Futter einfordert und im „Hormonrausch“ sei. Denn seit einiger Zeit sucht der Schwan in Ermangelung einer geeigneteren Partnerin die Nähe einer weißen Moschusente, auch Türken- oder Warzenente genannt.

Neues Zuhause
„Ihr weißes Gefieder und der rote Schnabel haben dem Schwan offenbar gereicht, um in ihr eine Artgenossin zu sehen und sich in sie zu verlieben.“ Zwar gebe es in der Natur verschiedenste Mischbruten, aber diese Beziehung dürfte eine platonische bleiben: „Nichtsdestotrotz beginnt im März die Brutzeit. Deshalb verteidigt der Schwan mit territorialem Verhalten sein imaginäres Revier.“

Zitat Icon

Schwäne sind monogame Vögel und binden sich auf Lebenszeit. Fehlt ihnen ein Partner, können sie sich sogar in Tretboote in Schwanenform verlieben.

Zoologe Andreas Ranner

Um weitere Attacken zu verhindern, versucht Bürgermeister Grujic nun eine Fanggenehmigung einzuholen und eine Umsiedelung des Wildvogels an den Neusiedler See in die Wege zu leiten, damit dieser dort im Verbund mit anderen Schwänen leben kann. Wird der Genehmigung stattgegeben, wird der wehrhafte Ziervogel bereits in den nächsten Tagen von fachkundigen Mitarbeitern abtransportiert - sofern er diese an sich heranlässt …

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