13.03.2023 12:32

Nach Koalitions-Poker

SPÖ NÖ „hat Strategie mit Taktik verwechselt“

„Wohl niemand von uns hätte am Wahltag damit gerechnet, dass es eine wahrscheinliche Koalition aus der ÖVP und der FPÖ gibt“, sagt Polit-Kenner und Meinungsforscher von Institut für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD), Christoph Haselmayer im krone.tv-Talk mit Jana Pasching. Die Zeichen standen lange Zeit auf große Koalition zwischen ÖVP und SPÖ. Doch dann kam es anders: Sven Hergovich kam als neuer Parteivorsitzender auf SPÖ-Tapet und brachte einen üppigen Forderungskatalog mit, von dem er nicht abrücken wollte. „Man lasse sich nicht kaufen“, so Hergovich. „Ich glaube, er hat Strategie mit Taktik massiv verwechselt und sich am Ende des Tages gegen eine starke ÖVP Niederösterreich vertripelt.“ Auch wenn diese starke ÖVP Niederösterreich Mehrheiten verloren habe. 

Mit „plumpen“ Ansagen wie, „dann hacke ich mir die Hand ab“, setze man wenig vertrauensbildenden Maßnahmen, so der IFDD-Chef. Kurzfristig könnte die klare Linie von Hergovich Erfolg beim Wähler oder aber auch im Inneren der SPÖ bringen. Nach dem Motto: „Wir haben es ihnen gezeigt.“ Haselmayer stellt allerdings in Frage, ob die SPÖ überhaupt in Niederösterreich regieren wollte oder zu sehr auf den Bund geschielt hat, um sich hier auch medial einzubringen. Denn: Am Ende des Tages gehe es um fünf Jahre Politik. „Ohne Regierungsbeteiligung wird man keine wichtigen Ressorts bekommen. Dann wird sich die SPÖ irgendwann einmal die Frage stellen müssen, ob das so gescheit war und wofür die SPÖ-NÖ in den nächsten fünf Jahren steht.“

FPÖ und ÖVP: „Bürgerliches Bollwerk“
Die Zeichen stehen also auf Schwarz-Blau: „FPÖ und ÖVP ergeben zusammen ein bürgerliches Bollwerk von 65 Prozent in Niederösterreich“, so Haselmayer. Dementsprechend wäre ein Pakt der beiden Parteien auch eine plausible Lösung im Sinne der Wähler. Trotzdem: Die ÖVP müsse erkennen, dass sie keine Mehrheit mehr in der Landesregierung hat und auch auf Forderungen der Freiheitlichen zugehen müsse, erklärt Haselmayer.

Ludwig in Wien unangetastet
Völlig unangegriffen von den SPÖ-Turbulenzen auf Bundesebenen sei der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig. Das zeigt die Sonntagsfrage, die das Institut für Demoskopie und Datenanalyse für W24 durchgeführt hat. „Trotz des bundespolitischen Gegenwinds hält sich die SPÖ in Wien solide bei 41 Prozent, das ist in etwa das Wahlergebnis 2020“, so der IFDD-Chef. Die FPÖ legt zu und kommt in Wien mit Dominik Nepp auf 20 Prozent. Die ÖVP legt ebenfalls wieder leicht zu und kommt auf 13 Prozent. „Die Talsohle scheint überschritten zu sein.“ Auch die Grünen zeigen sich mit 11 Prozent leicht erholt. „Die NEOS kommen auf 7 Prozent und liegen damit in etwa beim Wahlergebnis von 2020. Die Bierpartei verliert leicht und liegt derzeit bei 6 Prozent, das ist nicht weiter verwunderlich, weil ihr Spitzenrepräsentant Dominik Wlazny zunehmend weniger medial präsent ist.“

Das ganze Interview mit Christoph Haselmayer sehen Sie im Video oben.

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