Vor Kurzem noch online

„Gute Geschäfte“: WKO entfernt Russland-Tipps

Wirtschaft
09.03.2023 13:09

Die österreichische Wirtschaftskammer (WKO) gab in einer Broschüre unter dem Titel „RUSSLAND - Los geht’s“ Tipps, wie man trotz Ukraine-Kriegs und Sanktionen in Russland „gute Geschäfte“ machen könne. Der Report war am Donnerstagvormittag zunächst im Netz nicht mehr auffindbar. In überarbeiteter Form ist er jetzt wieder online, kontroverse Passagen wurden gestrichen.

Für Gewerbetreibende, die im Ausland Geschäfte machen, veröffentlicht die WKO Informationen über die Wirtschaft des jeweiligen Landes in Form von sogenannten Länderreports. Im Fall der Russischen Föderation klang das bis vor Kurzem noch so: „Gute Geschäfte entstehen oft über informelle Netzwerke.“ Zuerst hatte der Kabarettist Florian Scheuba in seiner „Standard“-Kolumne daraus zitiert. Er selbst habe den Bericht am Mittwoch „gegen 23 Uhr 30“ noch online gesehen, erklärte Scheuba gegenüber krone.at.

„Unorthodoxe Vorgangsweisen“
Diese „Netzwerke“ könnten die „Lösung von Problemen über die Nutzung informeller Kontakte zu mächtigen Strukturen“ ermöglichen, gab der Länderreport Hinweise darauf, wie es in Russland läuft.
„Große Ermessensspielräume und niedrige Gehälter einfacher Beamter begünstigen Problemsituationen, die zu unorthodoxen Vorgehensweisen führen können“, wurde auch blumig umschreibend auf weitverbreiteten Amtsmissbrauch und Bestechung Bezug genommen.

Auf die aktuellen Strafmaßnahmen gegen Russland wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde ebenfalls eingegangen. Geschäftsreisende wurden darauf hingewiesen, dass westliche Kredit- und Bankomatkarten wegen der Sanktionen nicht funktionieren. Daher der wichtige Hinweis: „Nehmen Sie ausreichend Barmittel für Ihre Geschäftsreise mit.“ Der Krieg „und andere geo- oder innenpolitische Themen sollten in Gesprächen mit russischen Geschäftspartnern gemieden werden“, riet die WKO außerdem wohlweislich.

Zwischendurch offline
Auf der Website ist das inzwischen alles nicht mehr zu lesen, der Länderreport zu Russland war zwischenzeitlich nicht abrufbar, ebenso wie der zu Weißrussland. In der Google-Suche waren die PDFs zunächst noch auffindbar. Klickte man auf die Links, kam eine Fehlermeldung und der Hinweis: „Die von Ihnen gesuchte Seite gibt es auf wko.at nicht.“ Andere Länderreports sind weiterhin als PDFs auf der WKO-Website abrufbar.

Berichte werden „laufend aktualisiert“
Auf Anfrage von krone.at hieß es am Donnerstagvormittag von der WKO, dass der Bericht zu Weißrussland aktuell nicht aufrufbar sei, weil er laufend überarbeitet werde - immer im ersten Jahresquartal, erklärte eine Sprecherin. Auch der Bericht zu Russland werde wie andere „laufend aktualisiert und inhaltlich angepasst“. Der Länderreport zur Ukraine sei im Übrigen wegen des Krieges schon länger offline.
Betont wurde, dass es von der Außenwirtschafts-Sparte der WKO „keinerlei Aktivitäten“ zu Markteintritten in Russland gebe. „Der Fokus liegt klar auf der Beratung zu den Sanktionen sowie zu etwaigen Marktaustritten.“

In überarbeiteter Form ging der Länderreport nach der krone.at-Anfrage wieder online: Der Zusatz „Los geht‘s“ im Titel fehlt, die Punkte „Ihr Markteintritt“ und „persönliche Tipps“ fehlen inzwischen ebenso. Auch von „guten Geschäften“ und „unorthodoxen Vorgangsweisen“ ist keine Rede mehr.

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