Körnerschule

Klima-Demo gehört in Linzer Gymnasium zum Lehrplan

Oberösterreich
03.03.2023 11:20

Das Linzer Körnergymnasium setzt „Fridays for Future“-Demo als Unterrichtsziel auf den Lehrplan. Pädagogen begleiten die Schüler zum Protest in der Linzer Innenstadt. Die Bildungsdirektion steht hinter der Schule.

„Ziel/Lehrplanbezug: Kennenlernen/Erleben des demokratiepolitischen Instruments der Demonstration. Auseinandersetzung mit der (österreichischen) Klimapolitik und der Klimagerechtigkeitsbewegung“ – im Linzer Körnergymnasium nimmt man es mit lebensnahem Unterricht ernst. Heute, Freitag, ist um 11.30 Uhr Treffpunkt vor der Schule, dann steht der gemeinsame Aufbruch in Kleingruppen „mit Lehrpersonen“ am Programm. Dann wird statt die Unterrichtsbank gedrückt vorm Linzer Landhaus gemeinsam demonstriert. Es gehen nur Oberstufenschüler mit.

So weit die Info des Gymnasiums an die Schüler. Direktorin Wilbirg Binder steht hinter dem doch eher ungewöhnlichen „Ausflug“: „Im Herbst haben auch vier oder fünf Schüler von uns bei den Demos mitgemacht. Sie mussten eine Entschuldigung von den Eltern unterschreiben lassen.“

Sechs bis sieben Schüler und zwei Lehrer
Nun geht es um sechs bis sieben Schüler, die von zwei Lehrern begleitet werden. Weil die Teilnahme an der Demonstration im Rahmen des Regelunterrichts stattfindet, müssen die Protestierer auch keine Entschuldigung mehr bringen, sagt Binder: „Das ist auch mit der Bildungsdirektion so abgesprochen. Insgesamt besuchen 650 Schüler die „Körner“.

„Autonome Entscheidung der Schule“
Bildungsdirektor Alfred Klampfer sagt: „Der Auseinandersetzung mit den Themen Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit muss in den Schulen ein hoher Stellenwert eingeräumt werden. Diese Schwerpunkte sind aktuell mehr denn je zu diskutieren. Wie jede einzelne Schule dies macht, bleibt autonom ihr überlassen. Wir wissen aber, dass dazu eine Vielzahl an Projekten in allen Schulstufen umgesetzt wird.“

Behinderungen in der Innenstadt
Die Demo startet um 12.07 Uhr am Hauptbahnhof, geht über die Goethestraße und Dinghoferstraße bis zur Promenade. Laut Linz AG ist ab etwa 13 Uhr bis voraussichtlich 16 Uhr im Innenstadtbereich mit zu Verkehrsbehinderungen zu rechnen.

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

„Krone“-Kommentar pro: Proteste als Schule der Demokratie

„Na geh, zu was demonstrieren die schon wieder?“ Wenn heute vorwiegend junge Menschen bei „Fridays for Future“ in Linz für globale Klimagerechtigkeit eintreten, dann gibt’s nicht nur freundliche Gesichter, sondern auch viele grantige. Wir Österreicher haben’s halt gerne, wenn alles so bleibt wie’s immer war. Nur - das wird es ganz sicher nicht mehr spielen. Der Klimawandel ist offensichtlich, da muss man kein Apokalyptiker sein.

Ob die Klima-Demos was bringen? Wahrscheinlich nicht. Aber wenn wir das Leben auf unserem Planten so gestalten wollen, dass es eine Zukunftsperspektive gibt, dann müssen die Jungen aufstehen und politisch aktiv werden. Demonstrationen gehören zum Kern der Demokratie.

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

„Krone-Kommentar kontra: Muss man Demonstrieren lernen?

Dass unsere Jugend für den Klimaschutz eintritt und auf die Straße geht, ist gut und wichtig! Dass das Demonstrationsrecht eine Säule jeder Demokratie ist, steht außer Frage. Fraglich ist aber, ob Demonstrieren tatsächlich Teil eines schulischen Lehrplans sein soll. Überspitzt formuliert, wird jeder Jugendliche in der Lage sein, ohne Vorbildung Parolen zu skandieren und Transparente zu halten.

Ob hingegen wirklich alle beantworten können, warum die Produktion von Smartphones zu hohen Treibgas-Emissionen und zur Abholzung von Urwäldern führt? Zu wissen, warum man auf Demos für etwas eintritt, ist wichtiger als zu üben, wie. Sexualkunde wird ja auch nicht als praktische Übung in den Unterricht integriert.

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