Trotz Verurteilung

Genmanipulation: Forscher bekam Visum für Hongkong

Ausland
21.02.2023 22:04

Ein chinesischer Biophysiker, der wegen illegaler Experimente an menschlichen Embryos verurteilt wurde, hat ein Forschungsvisum für Hongkong erhalten. Er will laut eigener Aussage gar seine Arbeit an „Gentherapien für seltene Krankheiten“ fortführen.

Er sei derzeit mit „Universitäten, wissenschaftlichen Forschungsorganisationen und Unternehmen“ in Kontakt, sagte He Jiankui am Dienstag in Peking. He hatte die Wissenschaftsgemeinschaft 2018 geschockt, als er die Geburt gentechnisch veränderter Zwillinge ankündigte. Ein drittes Kind mit verändertem Erbgut kam ein Jahr später zur Welt. 

Durchbruch im Kampf gegen Aids?
Die Zwillinge mit den Pseudonymen „Lula“ und „Nana“ waren laut dem chinesischen Forscher durch künstliche Befruchtung gezeugt worden, wobei das sogenannte Crispr/Cas9-Gentechnikverfahren zur Erbgutveränderung, auch „Genschere“ genannt, zum Einsatz kam. He erklärte damals, er habe die DNA des Zwillingspaares so verändert, dass die beiden Mädchen vor einer Ansteckung durch ihren HIV-infizierten Vater geschützt seien. Es sei ein „Durchbruch“ im Kampf gegen Aids. Der umstrittene Forscher vertritt die Ansicht, dass jeder Mensch frei von Erbkrankheiten sein soll.

Seinen Angaben nach führen die drei Kinder auch ein vollkommen normales Leben. Er und sein Team würden deren Gesundheit weiter überwachen. Aktuell ist geplant, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen, um Geld zu sammeln.

Drei Jahre im Gefängnis
Das umstrittene Experiment stieß weltweit auf Ablehnung. Ende 2019 wurde He wegen illegaler medizinischer Methoden zu drei Jahren Haft verurteilt. Weder He noch zwei ebenfalls verurteilte Kollegen hätten über die nötigen Voraussetzungen verfügt, um als Ärzte zu arbeiten, urteilte das Gericht damals. Sie hätten wissentlich chinesisches Recht und die ethischen Prinzipien des Landes verletzt. Stattdessen hätten sie „persönlichen Ruhm und Vorteil“ angestrebt. 

Im April 2022 wurde He wieder entlassen. Nun hat er ein Forschungsvisum für Hongkong erhalten. Kiran Musunuru, führender Genetikprofessor an der Universität von Pennsylvania, zeigte sich „entsetzt“. „He Jiankui ist ein verurteilter Krimineller“ und „inkompetent als Wissenschaftler“, sagte Musunuru. „An Kindern experimentieren und ihnen genetischen Schaden zuzufügen, wie er es gemacht hat, ist meiner Ansicht nach eine Form von Kindesmissbrauch.“

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele