Ewald Palmetshofer, ein gebürtiger Linzer, hat mit seinem Stück „Vor Sonnenaufgang“, eine Überschreibung des gleichnamigen Sozialdramas von Gerhart Hauptmann, große Bühnen wie etwa das Burgtheater erobert. Nun stellt es Schauspielchef Stephan Suschke auf die Bühne der Linzer Kammerspiele - und nimmt ihm alle Schärfe.
Die Bühne (Momme Röhrbein) schimmert metallisch braun, die Kostüme sind schwarz. Mit wenigen Wänden und Glasscheiben wird ein Loft angedeutet, wo Familie Krause wohnt. Es könnte auch ein Keller oder Käfig sein.
Alle warten...
Lutz Zeidler als Vater lobt die Pünktlichkeit seines „Morgenschisses“ und stolpert in die familiäre Runde: Seine Frau, die hochschwangere Tochter, der Kindesvater, die andere Tochter und ein Besucher sind da, alle warten auf die Niederkunft.
Psychologisch aufgeladen
Der Linzer Autor Ewald Palmetshofer hat „Vor Sonnenaufgang“ von Gerhart Hauptmann als Vorlage für ein Konversationsstück genommen, in dem Weltanschauungen aufeinanderprallen. Er lässt die Beziehungen und Konflikte in der Unternehmerfamilie wie unterm Brennglas studieren. Doch die Regie von Stephan Suschke bleibt ideenlos, wie das auf der Bühne zu entwickeln wäre.
Lauer Spannungsbogen
Die Figuren zeigen weder Kanten noch Ecken, als hätten sie keine Geschichte miteinander. Weder Gefühle werden sichtbar, noch Konflikte aus dem Urgrund gehoben und zur Explosion geführt. So gelingt kein Spannungsbogen, kein familiäres Haifischbecken, in dem Angst und Wut, Illusion und Endzeit sich aufschaukeln, bis zum tragischen Schluss. Verzichtbar auch die stellenweise Dialektfärbung.
Es spielen Lutz Zeidler, Gunda Schanderer, Lorena Emmi Mayer, Angela Waidmann, Julian Sigl, Alexander J. Meile und Benedikt Steiner. Die Besetzung wäre gut, bleibt aber gebremst, das Beste zu geben.
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