Portrait

Zweigestirn für theatrale Innovationen

Vorarlberg
19.02.2023 17:25

Hubert Dragaschnig und Augustin Jagg setzen mit dem Theater Kosmos seit 1996 Maßstäbe - künstlerisch und gesellschaftspolitisch.

Mittlerweile ist das Theater Kosmos eine Institution, die Jahr für Jahr mit Ur- und Erstaufführungen aufwartet, im „Kosmodrom“ dem Autoren-Nachwuchs eine Plattform bietet und immer auch den Kontakt mit Politik, Philosophie sowie anderen Kunstformen und Milieus sucht und pflegt. „Ich wusste seit meinem ersten Schultag, dass mein Weg ein dramatischer sein wird“, scherzt Hubert Dragaschnig, der mit der „Vorarlberger Volks- und Wanderbühne“ früh ein schräges Ein-Mann-Theater gründete. Augustin Jagg studierte währenddessen Regie und machte sich vor allem mit den Inszenierungen von Hörspielen auf dem Kultursender Ö1 einen Namen.

Eine der zahlreichen Aktionen im Kosmos ist das Projekt „Hunger auf Kunst und Kultur“, das ärmeren Schichten den Zugang zur Kultur erleichtern soll. (Bild: mathis.studio)
Eine der zahlreichen Aktionen im Kosmos ist das Projekt „Hunger auf Kunst und Kultur“, das ärmeren Schichten den Zugang zur Kultur erleichtern soll.

Es waren dann auch Hörspiele und bald darauf Theaterstücke, welche die beiden Mitte der 80er-Jahre zusammenführten und rasch auch zusammenschweißten. „Jeder für sich alleine hätte das nicht geschafft“, sind sie überzeugt und meinen damit natürlich das von den beiden 1996 gegründete Theater Kosmos. „Seitdem können wir machen, was wir wollen und wie wir es wollen“, sind die beiden Frühsechziger zu Recht stolz auf ihr Lebenswerk. Das, was sie wollten, taten sie konsequent und erfolgreich, denn sonst hätte sich das Theater Kosmos nicht über die Jahrzehnte gehalten und sogar bei den gegenüber der „Freien Szene“ oft skeptischen Subventionsgebern und Sponsoren etabliert.

Motto 2023: Liebe in Zeiten der Krise
Nach den drei schwierigen Pandemiejahren bietet das Kosmos 2023 ein vermeintlich versöhnliches Motto: „Liebe in Zeiten der Krise“. Ganz so einfach machen es sich Dragaschnig und Jagg aber nie: „Es geht auch um Vertrauen, Macht und eine Position gegen die Kälte unserer Gesellschaft. Was könnte sich da mehr eignen als Liebe?“, so die beiden Theatermacher.

Mit „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ präsentieren sie ab kommenden Donnerstag einen viel gespielten Klassiker, bei dem die Grenzen zwischen Liebe, Hass, Begehren und Verachtung fließend sind. „Wir glauben, dass das Geschichtenerzählen im Moment die attraktivste Form des Theaters ist und konzentrieren uns darauf, was im Theaterraum live passiert!“

Gesellschaftspolitische Statements („Wir versprachen jedem FPÖ-Mitglied bei Vorzeigen des Parteiausweises freien Eintritt - gekommen ist leider keiner“) wird es auch weiterhin geben, etwa in Form eines kostenlosen Theaterbesuchs für Frauen ab dem „Equal Pay Day“. Dennoch scheinen sich die beiden Kosmos-Gründer auf der Zielgeraden zu befinden. „Mitte des Jahrzehnts wird es wohl Zeit sein, das Ganze in jüngere Hände zu übergeben“, so Jagg und Dragaschnig unisono. Groß sind diese Fußstapfen allemal...

Porträt von Raimund Jäger
Raimund Jäger
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