Energiekosten steigen

„Wie hoch soll ich noch mit den Preisen gehen?“

Politik & Wirtschaft
31.12.2022 07:58

Ab kommendem Jahr steigen die Energiepreise deutlich an - auch im Burgenland. Viele haben dieser Tage die Vorschreibung erhalten. Kleinere Betriebe machen sich Sorgen, wie es künftig weitergehen soll.

Sparen ist angesagt bei Kamera-Legende Joschi Dancsecs. In seinem Büro in Litzelsdorf hat er die Heizung bereits deutlich runtergedreht. Frische 14,3 Grad Celsius hat es dort nur noch. Im Hochhaus Oberwart, wo er sein Studio hat, wird gar nicht mehr geheizt. „Alle um mich herum heizen gewissermaßen für mich mit“, sagt er. Sparen tut er sich dadurch aber nichts, er muss genauso viel zahlen wie alle anderen auch, denn die gesamten Heizkosten werden auf alle Mieter aufgeteilt. Es wird mit Gas geheizt. „Manche ziehen bereits vom Hochhaus aus und kaufen sich ein Haus, weil das günstiger kommt“, berichtet der Film- und TV-Produzent.

Droht Kostenschock bei Endabrechnung?
Für Litzelsdorf hat er bisher 500 Euro alle zwei Monate gezahlt, jetzt sieht die Vorschreibung 2300 Euro vor. Deswegen wird der Heizungsregler runtergedreht, wo es möglich ist. Immerhin kam ihm die Burgenland Energie entgegen und senkte die Vorschreibung aufgrund der Sparmaßnahmen auf 1500 Euro. Dancsecs befürchtet aber, dass ihm trotzdem ein Kostenschock bei der Endabrechnung bevorstehen könnte - trotz Energiekostenzuschuss des Bundes.

Energiekosten sechsmal so hoch
Geschockt waren auch Roland und Werner Tschiedel, die das Gasthaus Ziegelwerk in Wimpassing betreiben, als ihnen ihr Berater die zu erwartenden Kosten für Strom und Gas im kommenden Jahr vorrechnete. Mussten sie dank eines günstigen Tarifs bisher 20.000 Euro pro Jahr zahlen, so werden es ab Februar wohl 121.000 Euro sein - so zumindest war der Stand im Oktober. Plötzlich die sechsfachen Energiekosten zu haben, sei für einen jungen, mittleren Betrieb wie das Ziegelwerk eine Katastrophe, meint Roland Tschiedel.

Die Essenspreise wollen die Brüder so gut es geht unangetastet lassen. „Sonst kommt keiner mehr. Denn um 25 Euro kauft kaum noch wer ein Schnitzel. Außerdem ist uns ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wichtig.“

Teurer Umstieg auf Photovotaik
Sie wollen die Energiekosten durch eine Wärmepumpe und Dach-Photovoltaik senken. Nach der vom Wirtschaftsbund angebotenen Energieberatung wurde gemeinsam mit der Firma Siemens ein Konzept erarbeitet. An die 300.000 Euro würde die Investition ausmachen. Doch die Einspeisung bereitet Kopfzerbrechen. Das Lokal hat seine Verbrauchsspitzen vor allem am Abend, wenn es finster ist. „Wir hoffen, dass wir hier gemeinsam mit der Burgenland Energie eine gute Lösung finden können“, so Tschiedel.

Das Ziel ist, dass die Energiekosten künftig rund 50.000 Euro ausmachen statt 121.000 Euro. „So wie vorher wird es nicht mehr werden.“ Was, wenn es nicht gelingt? „Daran will ich gar nicht denken.“ Den Energiekostenzuschuss sieht er positiv. Es stelle sich aber die Frage, wann das Geld ausbezahlt werde, sagt Tschiedel.

Betriebe wollen Sicherheit
Weniger positiv sieht Mariana Solinas-Moser, die ein Café in Güssing führt, den Zuschuss. Sie befürchtet, dass auf die Klein- und Kleinstbetriebe, wie ihren, vergessen werden könnte. „Aber wir müssen genauso wie die Großen das Drei- bis Vierfache für Strom bezahlen.“ Ab Jänner Verdreifachen sich ihre Kosten. „Ich habe das Glück, dass ich keine Küche habe. Aber ich muss mich auch finanzieren. Wie hoch soll ich mit den Preisen gehen?“, so Solinas-Moser. Es brauche Sicherheit und klare Richtlinien, meint sie Richtung Bund.

„Möglichkeit zu überleben“
Zumindest in diesem Fall kann Spartengeschäftsführer Franz Perner etwas beruhigen. Ab Jänner, wenn bei den meisten Betroffenen die alten Verträge auslaufen, würden 60 Prozent der Mehrkosten durch den Energiekostenzuschuss abgefedert. Das gelte auch für die kleinen Betriebe. Er versteht die Sorgen der Betroffenen. „Lange Zeit waren Energiekosten kein Thema, jetzt müssen viele zu rechnen anfangen.“ Es gebe Betriebe, die nun 8000 Euro Energiekosten pro Monat hätten, bei einem Umsatz von 14.000 Euro. Der Energiekostenzuschuss sei „nicht die Ideallösung, aber eine Möglichkeit, um zu überleben.“

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