20.12.2022 14:45

Dompfarrer Faber:

„Zölibat ist nicht für alles verantwortlich“

Dompfarrer Toni Faber spricht im krone.tv-Talk mit Jana Pasching über Hoffnung, die Bedeutung von Weihnachten, die Relevanz der Kirche in der Gesellschaft und darüber, dass der Zölibat nicht für alles verantwortlich sei. Gerade in Zeiten multipler Krisen solle man nicht den Kopf in den Sand stecken und verbittert werden, so Faber. „Von dieser Realität möchte ich mit nicht einverleiben lassen.“ Gerade in größten Auseinandersetzungen habe es Wunder des Neuanfangs gegeben.

Durch Angst dürfte man nicht den Hass beflügeln lassen, mahnt Faber in Bezug auf die aktuellen Krisen. Ängste müsse man wahrnehmen, hier könne das Angebot der Kirche fördern in Richtung Hoffnung und Zuversicht.

Faber sei darüber traurig, dass Politiker in Europa Zäune gegen Flüchtige aufstellen wollen und es die EU nicht schaffe, wirkungsvolle Instrumente zu schaffen, um dieses Problem besser handhaben können. „Ich habe nicht die Wunderlösung, aber ich weiß, wenn ein Bruder oder eine Schwester an meiner Tür anklopft, darf ich nicht die Türe zuschließen.“

„Wort der Begleitung und der Deutung wird immer wichtiger“
Nach der Corona-Pandemie, Anfang des Jahres, stieg die Zahl der Kirchenaustritte in Österreich rasant an. „Natürlich nehme ich wahr, dass die Kirche ihre Gesellschaftsrelevanz immer mehr einbüßt.“ Andererseits habe sich Faber gerade in Covid-19-Zeiten sehr gefragt gefühlt. „Ein Wort der Begleitung und der Deutung wird immer wichtiger.“

„Die Kirchenaustritte sollten uns in Wien nicht in Angst und Schrecken treiben.“ Viele Leute bestimmen ihre Mitgliedschaft zur Kirche heute „freiheitsverliebter“. Dennoch müsse man sich überlegen, wie man mit der geänderten Situation umgehe. Finanztechnisch schaffe man den Ausgleich gerade noch, für die Zukunft müsse man Strategien entwickeln, etwa wie man die Aufgabe der Kirche auch noch in zehn Jahren erfüllen könne. Die Kirche sei aber weiterhin sehr gefragt, betont Faber, etwa in katholischen Schulen, Spitälern oder Behinderteneinrichtungen oder Pensionistenheimen.

„Zölibat soll Freiheit sein, aber das glaubt uns niemand mehr“
Missbrauch in der Gesellschaft finde nicht nur dort statt, wo zölibatäre Priester sind, sagt Toni Faber. „Obwohl jeder Missbrauch durch zölibatäre Priester mehr wiegt, weil der einen höhere moralische Integrität haben sollte.“ Jeder einzelne Priester, der übergriffig war, sei eine Katastrophe. „Doch der Zölibat ist nicht für alles verantwortlich.“ Dass man den Zölibat einmal ändern könne, sei „State of the art“. Dass es noch nicht geändert ist, ärgere den ein oder anderen mehr. „Es gibt auch die Haltung, im zölibatären Leben Vorteile zu suchen und Vorteile zu finden“, erklärt der Dompfarrer. „Es soll eine Freiheit sein, aber das glaubt uns niemand mehr und das müssen wir demütig wahrnehmen.“

Was etwa den Zugang von Frauen zu wesentlichen Ämtern der Kirche betreffe, hätte sich Faber von Papst Franziskus erhofft, „dass wir da schon weiter sind“. Vor 40 Jahren, als ich begonnen habe zu studieren, habe Faber schon gedacht, dass sich in den nächsten zehn Jahren etwas ändern würde. Mittlerweile seien aber schon 40 Jahre ins Land gezogen. „Da bleiben für uns noch Hausaufgaben.“

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