Die Hardcore-Chataffäre an der Spitalspflegeschule Gmunden (wir berichteten) tut nicht nur der konkreten Klasse weh. Sie ist, auch wenn die OÖ Gesundheitsholding als Träger der Schule rasch und konsequent gehandelt hat, geeignet, die Pflegeausbildung insgesamt in Verruf zu bringen. Und sie hat ja zum Ausschluss von vier Pflegeschülerinnen geführt, die eigentlich in den Krankenhäusern Oberösterreichs dringend gebraucht würden.
In den Spitälern steigt der Bedarf an neuen, frischen Pflegekräften massiv an, hat der Landesrechnungshof erhoben: Auf Basis der durchschnittlichen Personalerhöhung seit 2017 und unter Berücksichtigung der erwarteten Pensionierungen (Babyboomer in Massen) sowie eines durchschnittlichen Beschäftigungsausmaßes von 80 Prozent ergibt sich ein Bedarf von rund 4350 neuen Personen für die Spitalspflege. Wobei gerade bei den Pflegefachassistenten, wie sie unter anderem auch in Gmunden ausgebildet werden, der Zusatzbedarf immens ist: 270 Pflegefachassistenten waren 2021 in den Spitälern beschäftigt, es hätten aber schon 2200 sein müssen, wenn man den angestrebten Berufsgruppen-Mix (mit weniger gehobenem Dienst) anwendet.
Die Drop-out-Quote ist leider hoch
Zugleich steigt mehr als jeder/jede Fünfte (22,7 Prozent) wieder aus der angefangenen Ausbildung zum Pflegefachassistenten aus. Was zwar etwas unter der über allen Berufsgruppen (Spitals- und Altenpflege) liegenden Drop-out-Quote von 26 Prozent (!) ist, angesichts des immensen Zusatzbedarfs aber natürlich sehr negativ ist. Fast immer handelt es sich um Austritte in Eigeninitiative; Ausschlüsse wie in Gmunden sind absolute Einzelfälle.
Alles kann noch gut werden
„Unsere Kinder, Kranken und Senioren haben die besten Pflegekräfte verdient“, betont der Linzer Gesundheitsstadtrat Michael Raml angesichts der Vorfälle in Gmunden - ohne darüber urteilen zu wollen, was dort passiert ist.
Eigentlich eine Binsenweisheit, dieser Spruch vom Linzer FPÖ-Politiker, und natürlich auch für alle Berufsgruppen gültig, die mit und am Menschen arbeiten.
Im Fall Gmunden haben Schulleitung und Gesundheitsholding des Landes rasch und konsequent gehandelt. Das heißt, die Binsenweisheit ist dort auch eine echte Wahrheit. Wenn nun alle Akteure im Land an einem Strang ziehen, um sozusagen „jetzt erst recht“ junge Menschen für die Pflege zu motivieren, nämlich die geeigneten, dann besteht noch Hoffnung. Alles kann gut werden.
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