Thema Auslandshunde

Ich brauche Freiheit und gehöre in kein Haus!

Kärnten
02.12.2022 08:45

Gut die Hälfte der Hunde in den Kärntner Tierheimen stammt aus dem Ausland. Diese Vierbeiner sind jedoch nicht mehr vermittelbar und das überfordert die Einrichtungen.

Beinahe alle Hunde im Klagenfurter Tierheim Garten Eden sind nicht mehr vermittelbar. „Wir müssen höllisch aufpassen, wenn wir in die Zwinger gehen“, berichtet Tierpflegerin Christina Adlassnig. Und es sind nicht die sogenannten Listenhunde, sondern ganz gewöhnliche Mischlinge - mit schönen Farb- und Fellzeichnungen, die zu gefährlichen Kampfmaschinen mutieren, weil sie die Enge im Tierheim nicht aushalten. Ihre vermeintlichen Retter konnten die Herausforderung, die viele dieser Auslandshunde mitbringen, nicht meistern.

153 Hunde

sind derzeit in den vier Kärntner Tierheimen untergebracht. Für viele ist eine Vermittlung nicht mehr möglich. Einrichtungen sind überfordert.

Beißattacken und Angriffe auf Tierpfleger
Auch der wunderschöne Enzo wurde zum Pulverfass. Von einem jungen Pärchen als Welpe auf den Straßen Griechenlands aufgelesen und nach Österreich mitgenommen. Das Paar war schnell mit dem Hund überfordert und so endete die Hunderettung in wilden Beißattacken. Das Kärntner Tierschutzkompetenzzentrum (Tiko) musste übernehmen, aber auch dort ging der Vierbeiner auf die Tierpfleger los. „Es wurde sogar über eine Einschläferung diskutiert, aber wir wollten dem Hund eine Chance geben und haben uns deshalb an Gerd Schuster vom deutschen Hundezentrum Mittelfranken gewandt, der Enzo übernehmen konnte“, berichtet Nina Zesar vom Tiko. Die ganze Leidensgeschichte von Straßenhund Enzo und seine Fortschritte im deutschen Hundezentrum Mittelfranken (auch auf Facebook) kann man über die Hompage des Tierschutzkompetenzzentrums mitverfolgen: www.tiko.or.at

Schutz durch Populationskontrolle
Schuster studiert seit Jahren das Leben der Straßenhunde in Rumänien und Bulgarien und steht dem Auslandstierschutz kritisch gegenüber. „Diese Hunde sind bestens für das Leben auf der Straße gerüstet und das genetisch determinierte Verhalten wurde über Generationen selektiert.“ Enzo wird nun im Hundezentrum fachmännisch betreut, wo er seine Bedürfnisse nach Freiheit und Eigenständigkeit ausleben darf. Ob er jemals vermittelt werden kann, bleibt jedoch offen. Sinnvoller Auslandstierschutz sollte in der Populationskontrolle als wichtigste Maßnahme zur Verringerung des Leids der Hunde münden - und nicht in der bloßen Vermittlungstätigkeit.

Hündin kehrte in Wildnis zurück
Hundeexpertin Alexandra Grunow ist die Gründerin der K9-Suchhundezentren in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Luxemburg und hat auch langjährige Erfahrung mit entlaufenen Straßenhunden. „Wir haben viele Fälle, wo es Wochen und sogar Monate dauert, bis wir solche Hunde sichern können“, weiß die Expertin. „Wenn sie durch irgendeine Situation entlaufen, fallen sie schnell in ihr altes Verhaltensmuster eines bescheidenen Straßenhundes zurück.“ So wie die Mischlingshündin Frieda.

Zitat Icon

Diese Hunde haben gelernt, allein zu existieren. Sitz, Platz, Fuß passt nicht in ihre Welt.

Hundeexpertin Alexandra Grunow

Frieda lässt sich nicht fangen
Die einstige Straßenhündin ist im Sommer während eines Unwetters einer Urlauberin im Mölltal entlaufen und tummelt sich seither zwischen Oberkärnten und Osttirol umher. Sämtliche Versuche, die Hündin anzulocken und wieder einzufangen, sind gescheitert.

„Diese Hunde sind sehr schlau und anpassungsfähig. Frieda dürfte sich bei Tag verstecken und versorgt sich dann in der Nacht an verschiedenen Stellen. In ihrem Fall sieht man, dass die Hündin nie richtig in unserer Welt angekommen ist“, so Grunow, die den Auslandstierschutz kritisch sieht. „Die Hälfte der Hunde, die wir suchen, stammen vom Auslandstierschutz. Das Leben mit so einem Vierbeiner muss wirklich gut überlegt sein.“

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