Sie halten sich mit der einen Hand den Mund zu, mit der anderen ein Porträt eines (augenzwinkernden) Mesut Özil in Richtung TV-Kameras. Zuschauer (offensichtlich) aus dem Katar setzten am Sonntagabend beim Spiel Spanien gegen Deutschland zum Statement-Konter gegen den DFB an. Der mutmaßliche Sukkus dahinter: Der deutsche Verband beschwert sich über den Maulkorb der FIFA, übersieht dabei aber, dass er vor vier Jahren Özil einen ebensolchen verpasste.
Die Vorgeschichte: Die deutschen Teamkicker hatten unmittelbar vor ihrem ersten WM-Spiel gegen Japen (1:2) beim Mannschaftsfoto mit der Hand-vor-den-Mund-Geste posiert. Damit sollte ihr stummer Protest gegen die Machenschaften der FIFA zum Ausdruck gebracht werden, die Manuel Neuer das Tragen der geplanten „One Love“-Kapitänsbinde untersagt hatte. Er fände es schade, dass „man für Menschenrechte nicht mehr einstehen darf“, hatte Teamchef Hansi Flick dazu gemeint.
Auch Özil mundtot gemacht?
Ein politisches Statement für Meinungsfreiheit. Die der DFB seinerseits auch nicht ganz so ernst nahm - das jedenfalls soll offenbar die Aktion mancher Zuschauer beim Spanien-Spiel suggerieren. Wie sonst soll die Aktion mit den Özil-Bildern zu verstehen sein? Dieser hatte vor der WM 2018 dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan ein Trikot samt Unterschrift überbracht und breitenwirksam für ein Foto mit „meinem Präsidenten“ posiert. Damals hagelte es - auch vom DFB - heftige Kritik an Özil, der ebendiesem DFB wiederum „Rassismus“ vorwarf. Gewissermaßen wurde also auch Özil versucht mundtot zu machen. Soll die Foto-Aktion von Sonntagabend wohl heißen ...
Özil gehört der deutschen Nationalmannschaft seit WM-Ende 2018 nicht mehr an. Obwohl er, inzwischen 34 Jahre alt, seinen Kick-Zenit wohl überschritten hat, wird er gerade in islamischen Kreisen nach wie vor als große Nummer verehrt. Und ist, obwohl bei der WM nicht dabei, auch in Katar Thema.
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