Zweimal live in Wien

Skindred: Reggae-Metalband auf Tour mit Volbeat

Wien
18.11.2022 06:01

Seit einem knappen Vierteljahrhundert haben sich die Waliser von Skindred mit ihrer Mischung aus Rock, Reggae, Rap und Metal ein musikalisches Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Vor dem nächsten Studioalbum 2023 kommt das Quartett im Vorprogramm von Volbeat für drei Österreich-Shows zu uns. Bassist und Gründungsmitglied Dan Pugsley steht uns Rede und Antwort.

Gibt es in Österreich eine beliebtere internationale Band als Volbeat? Jedenfalls gibt es wohl kaum eine, die öfter live zu sehen ist. Die Überpräsenz bei den rund zweijährigen Auftritten am Nova Rock und den vielen Stadionshows tut der Popularität der Dänen aber keinen Abbruch. Der zuletzt etwas seicht gewordene Elvis-Metal mit dicken Riffs und dem unvergleichlichen Gesang von Frontmann Michael Poulsen zieht beständig die Massen an und lässt noch keine Übersättigung erkennen. Bei dieser Herbstrutsche sind Volbeat gleich dreimal live zu sehen - am 21. November in Innsbruck und dann am 22. und 23. November als Doppelschlag in der Wiener Stadthalle. Mit an Bord haben sie dieses Mal weitere Österreich-Veteranen, die für gewöhnlich aber eher in kleineren Gefilden zu sehen sind: Skindred. Das walisische Reggae-Metal-Outfit begeisterte zuletzt im Dezember 2019 in der Simm City und gehört zu den explosivsten Livebands der gesamten Rockszene.

Rundum einsetzbar
Gründungsmitglied und Bassist Daniel Pugsley freut sich jedenfalls auf die großen Hallenshows, denn er sieht seine Band trotz musikalischer Differenzen zum Headliner ideal besetzt. „Ich finde es sehr befreiend, wenn wir auf Festivals oder als Support-Band spielen, weil die gesamte Verantwortung weit von uns entfernt ist“, lacht er im „Krone“-Gespräch, „wir haben auf Festivals schon unzählige Fans gewonnen, weil man uns so schwer kategorisieren kann. Wenn uns jemand das erste Mal sieht, fragt er sich erst einmal, was zum Geier das sein soll, aber meist springt der Funke dann schnell über.“ Skindred gingen 1998 aus den ebenfalls bekannten Dub War hervor, Pugsley war der einzige Neuling bei der Bandgründung. Er und Sänger Benji Webbe sind noch immer übrig, doch auch das restliche Line-Up ist seit mittlerweile 20 Jahren konstant.

Skindreds größter Vorteil ist auch ihr elementarster Nachteil: die stilistische Vielseitigkeit. Ein Graus für Schubladenfetischisten und Kategorisierungsfreaks. „Rock und Reggae sind die Stützpfeiler unseres Sounds, aber drumherum lassen wir auch Drum & Bass, Hip-Hop, Metal und Elektronik einfließen.“ Pugsley wuchs in seiner Jugend mit Classic Rock, zähflüssigem Doom und Stoner Rock auf. Seine absolute Lieblingsband waren die Amerikaner Helmet, in den 90er-Jahren auch bekannt dafür, stilistische Mauern einzureißen und sich vielseitig fortzubewegen. „Die meisten Leute betrachten uns als Rap-Metal-Band. Sie sehen halt den schwarzen Frontmann und ein paar Weiße an den Instrumenten - schon werden bestimmte Schlüsse gezogen. Im Endeffekt ist das aber auch vollkommen egal.“

In allen Gefilden gewildert
Zwischen den Stühlen sitzend, setzen Skindred seit Anbeginn ihrer mittlerweile 24-jährigen Karriere auf eine möglichst große Breite an verschiedenen Klängen. Das Debütalbum „Babylon“ (2002) kann man als Crossover im Geiste der 90er-Jahre bezeichnen, das kommerziell erfolgreiche „Roots Riot Rock“ (2007) führte diese Schiene weiter, integrierte aber zusätzlich Pop-Punk. „Shark Bites And Dog Fights“ (2009) bezeichnet Pugsley als die „Mini-Version“ von „Union Black“ (2011), das extrem elektronisch ausfiel und mit dem damals weitgehend populären Krach-Subgenre Dubstep kokettierte. „Vielleicht nicht unsere beste Entscheidung, heute klingt das ziemlich uncool.“ Auf „Volume“ (2015) setzten Skindred vermehrt auf 90er-Rock-Riffs und das bislang aktuellste Werk, „Big Tings“ (2018) flirtete überraschend mit Classic Rock.

Wenn Pugsley von seiner Band spricht, orientiert er sich an so mancher Größe der Vergangenheit. „Unsere Einflüsse liegen weit zurück bei The Clash oder den Specials. Beide haben Rock und Reggae verbunden und ihren eigenen Sound daraus erschaffen. Alle Alben klangen völlig anders und zeigten immer wieder neue Facetten der Bands auf. Nach diesem Rezept wollten wir unsere Songs erschaffen, aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass man unseren Stil als wichtiger ansieht als die Musik und die Inhalte, die wir transportieren.“ So kommt es, dass Skindred gleichermaßen auf Reggae-Events, derben Metalfestivals und einst trendigen Nu-Metal-Billings am Menü standen und stehen. Pugsley kann dem kunterbunten Dasein seiner Band viel abgewinnen, gibt aber auch zu: „Wir haben nie irgendwo richtig reingepasst. Das ist seit jeher Fluch und Segen zugleich.“

Viel Platz für Freiraum
Ein Geheimnis der guten Gemeinschaft unter den einzelnen Bandmitgliedern ist die Tatsache, dass man sich gegenseitig viele Freiheiten lässt. Drummer Arya Goggin ist mit Andy Taylor unterwegs, Benji Webbe hat Dub War und ist zudem oft im Fernsehen zu sehen und Pugsley selbst arbeitet als Session-Musiker bei Badly Drawn Boy und anderen. „Das hilft auf jeden Fall gegen den linearen Tunnelblick und man freut sich immern, in den Stall von Skindred zurückzukehren.“ Die Kernaussage seiner durchaus auch politisch vorgehenden Band sieht er mit dem Terminus „Einigkeit“ am besten erklärt. „Wir haben das große Glück, dass wir als Band die ganze Welt bereisen können. Die Menschen unterscheidet viel weniger als sie glauben. Toleranz, Freundlichkeit und Vertrauen sind Begriffe, nach denen wir alle leben sollten und die uns wichtig sind.“ Im August 2023 steht mit „Smile“ endlich das erste Album nach fünf Jahren an, die Dancehall-lastige Single „Gimme That Boom“ lässt auf ein explosives Werk hoffen.

Dreimal live in Österreich
Zuvor sind Skindred aber noch mit Volbeat in Österreich zu sehen. Am 21. November in der Innsbrucker Olympiahalle und am 22. und 23. November in der Wiener Stadthalle. Unter www.ticketmaster.at gibt es noch Karten und weitere Infos für die drei herbstlichen Top-Konzerte.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele