Mit „Journey“ in Wien

Jaeyn wagen eine Reise in die Musikwelt 3.0

Wien
17.11.2022 13:00

Das österreichische Duo Jaeyn versteht seinen Club-lastigen Elektropop grenzensprengend und multimedial. Nicole Jaey und Harry Jen haben fünf Jahre lang an ihrem Zweitwerk „Journey“ gearbeitet und dafür keine Mühen gescheut. Am 19. November präsentiert man das Album live im Wiener B72. Wir haben uns vorab über das Projekt schlau gemacht.

Nicole Jaey und Harry Jen sind ein Tandem - in beruflicher, wie auch privater Hinsicht. Die beiden Vollblutmusiker haben sich vor zehn Jahren beim Künstlerfestival Schmiede Hallein kennengelernt und dabei schnell Gemeinsamkeiten und Parallelen aneinander entdeckt, die über das Musikalische hinausgehen. Mittlerweile haben sie einen sechsjährigen Sohn und - nach gesamt fünf Jahren Arbeits- und Produktionszeit - das zweite gemeinsame Album fertiggestellt. Der Titel „Journey“ steht dabei sinnbildlich für die Reise, die man zusammen durch alle Unsicherheiten und Unwägbarkeiten des Lebens getan hat und noch tun wird. Erblickte das erste Album noch unter dem Künstlerpseudonym der beiden das Licht der Welt, hat man sich mittlerweile auf den etwas eingängigeren Namen Jaeyn geeinigt. Was sich darin dahinter verbirgt? Eine Mischung aus zeitgemäßer und warm-nostalgischer Elektronik, handgemachter Instrumentierung und viel Liebe zum Detail. Der Sound erinnert mit seiner entspannten Club-Atmosphäre ein bisschen an die kultigen Café-Del-Mar-Soundtracks der späten 90er-/frühen 2000er-Jahre.

Anspruch auf Nachfrage
„Wir sind definitiv nicht die Typen für harten Techno“, lacht Jaey im Gespräch mit der „Krone“. Jen ergänzt unmittelbar: „Es gibt Musik, die plätschert einfach dahin, dann gibt es Musik, für die muss man Analysen aufstellen und Sekundärliteratur lesen und dann gibt es jene, die irgendwo dazwischen liegt - und in diesem Spektrum bewege ich mich am liebsten. Die Musik soll gut im Hintergrund laufen können, doch wer tiefer eintauchen möchte, dem offenbaren sich immer wieder neue Details. Der Anspruch der Musik springt dir nicht ins Gesicht, aber du kannst ihn finden, wenn du gerne danach suchst.“ In den Songs spielt man verschiedene Beziehungs- und Zwischenmenschlichkeitsszenarien durch und schlängelt zwischen Realität und Fiktion. All das geschieht mit einem bunten Potpourri aus Klängen, das zwischen stampfenden Beats und sanften Klängen alles beinhaltet, was die Jaeyn’sche Form von Popmusik so originär gestaltet.

Harry Jen ist studierter Jazzkomponist und arbeitete mit unterschiedlichsten Künstlern von Violetta Parisini über Left Boy bis hin zum in Baden wohnhaften Elektronik-Pionier Hans-Joachim Roedelius zusammen. Mit Letzterem zwar nur in der Tontechnik und nicht direkt für eine Platte, doch die Interaktion prägte dennoch nachhaltig. „Ich habe ihn 2013 kennengelernt, da waren Nicole und ich schon zusammen. In den letzten Jahren war er gar nicht mehr so elektronisch, hat sich eher auf das Klavier konzentriert und ging Ambient-lastig vor. Einmal war ich spätabends auf einem Konzert von ihm und wäre fast eingeschlafen. Das meine ich aber als Kompliment. Roedelius ist gelernter Masseur und tut den Menschen gerne Gutes.“ 2015 spielten die beiden noch als Jaey & Jen bei seinem grenzensprengenden „More Ohr Less“-Festival, ein weiterer wichtiger Baustein für die musikalische Zusammenarbeit des Paares.

Konzentration aufs Wesentliche
Nicole Jaey schreibt die Texte und ist für das visuelle und futuristische Konzept der Band verantwortlich. Während Jen in der Pandemie das Schneidern auf der Nähmaschine lernte, konzentrierte sich Jaey vermehrt auf Zukunftstechnologien, die auf „Journey“ klar merkbaren Ausschlag finden. Die Musikvideos weisen aufwändige Kostüme („Aquatic“) auf oder wurden mittels 3D-Animationen („Luck Beyond“, „Embrace“) gefertigt und stehen gleichberechtigt neben der Musik. „Ich wollte schon vor 15 Jahren die Kunst der 3D-Animation erlernen, aber heute ist das wesentlich einfacher“, schwärmt Jaey, „durch Tutorials und viele freie Programme bin ich da richtig reingekippt. Die Musik war auch schon länger ausgearbeitet, wodurch wir uns die letzten Wochen und Monate auf das Visuelle konzentrieren konnten.“ Dankbar sind die beiden dafür auch der Musikförderung, ohne die das ambitionierte Projekt wahrscheinlich noch nicht fertig sein würde.

Ein besonderer Eyecatcher ist das Cover-Artwork, das halb maschinell und halb menschlich kreiert wurde. „Dazu haben wir ein Programm namens ,Midjourney‘ verwendet. Dort gibst du einen Text deiner Wahl ein, ergänzt zum Beispiel, dass du das Artwork in 4K und in einem Gustav-Klimt-Stil haben möchtest und daraufhin erstellt das Programm ein Bild. Man kann da lange herumspielen und basteln, bis man zufrieden ist. Die obere Hälfte des Covers ist von der künstlichen Intelligenz erschaffen, die untere haben wir dazu gezeichnet.“ Das war wiederum den kreativen Händen Jens vorbehalten. „Ich habe das Bild handgezeichnet und eingescannt, ganz die alte Schule.“ Dementsprechend ist es den beiden wichtig, die Musik gut zu vermischen. So finden sich auf „Journey“ klassische Instrumente wie Streicher, Bassklarinette und ein Sopransaxofon. „Über Musik streiten wir genug“, lacht Jen, „aber die Grenzen sind ganz gut abgedeckt. Ich versuche möglichst breite Musik zu machen. Für das abgefahrene Zeug kann man auf meine Bandcamp-Seite gehen.“

Live im B72 Wien
Über kurz oder lang möchten Jaeyn ihre multimedialen und modernen Kompositionen natürlich auch live in ansprechender Art und Weise darbieten, doch dazu braucht es natürlich das nötige Budget und noch mehr Beharrlichkeit. „Mein großer Traum wäre es, eine musikalisch interaktive und sehr visuelle Show zu kreieren“, so Jaey, „wir haben jetzt keine direkten Vorbilder, aber die Chemical Brothers machen schon großartige Konzerte.“ Jen gräbt bei den Inspirationen noch tiefer. „Visuals mit der Musik laufen zu lassen und zusammenzufügen, wie es beispielweise bei der Oszillator-Musik der Fall ist, wäre toll. Im Endeffekt schaut das dann aber doch wieder ganz anders aus, wie das, was wir vorhaben. An Ideen mangelt es jedenfalls nicht.“ Am Samstag, 19. November, spielen Jaeyn im Wiener B72 ihre große Album-Release-Show. Tickets wird es noch an der Abendkassa geben.

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