Polit-Chaos in England

Chats und Mobbing: „Es gibt kein Benehmen mehr“

Ausland
08.11.2022 13:38

Gehackt und abgehört: Hinter dem Angriff auf das private Handy der ehemaligen britischen Premierministerin Liz Truss soll, laut Berichten, Russland stecken. Politologin Melanie Sully gibt im krone.tv-Talk mit Jana Pasching Einblicke, die auch für uns in Österreich, aufgrund der aktuellen Chat-Causa, ein spannendes Bild zeichnen: Aufgrund des Informationsfreiheitsgesetzes in Großbritannien hätten Politiker Angst, dass wenn sie ihr Diensthandy benutzen, irgendwas in die Öffentlichkeit kommen könnte. „Daher wird alles aufs Privathandy verlagert. Dann können sie sagen, es ist mein privates Handy und hat mit der Regierung nichts zu tun.“ Chatprotokolle und wer was wem sagt, sei ein zusätzliches Problem, „das kennen wir auch aus Österreich“, so Sully. Zuletzt bereiteten Textnachrichten und damit verbundene Mobbing-Vorwürfe gegen Minister Gavin Williamson dem jetzigen Premier Rishi Sunak Probleme. „Die Politiker gehen miteinander sehr grob um, beschimpfen sich gegenseitig. Es gibt kein Benehmen mehr.“

Was in England politisch passiert, nehme niemand mehr gelassen hin, so die Politologin. Das Ganze laufe immerhin schon über ein Jahr. Angefangen von den wilden Partys in der Downing Street, Koffer, die in Supermärkte geschickt, um unbemerkt mit Alkohol gefüllt wieder ins Büro geschmuggelt zu werden, bis hin zu veröffentlichten Party-Fotos von Boris Johnson. Wähler und Wählerinnen seien durch die Bank enttäuscht worden. Das eher konservative Stimmvolk im Süden war schockiert über die politische Moral und den fehlenden Verhaltenskodex. Im Norden, in den Arbeiterbezirken, hätten die Menschen andere Sorgen, seien hier vielleicht toleranter, was Partys betrifft, so Sully, aber würden sich fragen, was mit ihrem Steuergeld passiert und wieso die Regierung Party macht, anstatt zu arbeiten.

Sunak gibt sich deutlich bescheidener
Ob es Rishi Sunak besser machen wird, werde man sehen. Er habe zumindest aus den Hoppalas seiner eigenen Vergangenheit gelernt, so Sully. Der reichste Abgeordnete im britischen Unterhaus, sorgte in den letzten Monaten immer wieder für Gerede. Etwa hat er sich mit einem 180 Pfund teurem Kaffeebecher gezeigt, seine Ehefrau, Akshata Murty, sorgte aufgrund ihrer Steuertricks für Schlagzeilen. Nun zeige sich Sunak deutlich unauffälliger und bescheidener. Beim Einzug in die Downing Street war man darauf bedacht, keinen Fehler zu machen. Sunak habe wohl erkannt, dass dies in der Öffentlichkeit anders nicht gut ankommt, so Sully.

Torys sind „im Rosenkrieg gegeneinander“
Wird der neue Premier die gespaltenen Torys einen können? Konflikte in der konservativen Partei würden bleiben. Es gäbe nicht mehr nur zwei Flügel, sondern mittlerweile sechs oder sieben. Die Torys seien „ein fluguntauglicher Vogel“, so die Politologin. Diese verschiedenen Flügel würden aber nicht weggehen, weil alle die Aussicht haben, mögliche Nachfolger für Sunak zu werden. „Sie sind alle im Rosenkrieg gegeneinander. Im Gegensatz zu Österreich, wo man in einer Regierung normalerweise Koalitionen hat, findet diese Koalitionsbildung innerhalb der Partei statt. Und das kann sehr destruktiv sein.“

Sunak werde es demnach schwierig haben. Die Wunden und die Narben, wer wen beschimpft hat, die Egos die beleidigt wurden, das könne man nicht von heute auf morgen beheben, so Sully.

Das ganze Interview mit Melanie Sully sehen Sie im Interview oben.

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