Ganz nebenbei hat Augenarzt Martin Nowak aus dem deutschen Michelfeld bei Schwäbisch Hall einen mathematischen Rekord aufgestellt: Der 47-jährige Mediziner hat die größte Primzahl mit mehr als 7,8 Millionen Stellen (genau: 7.816.230) entdeckt. Ein handelsüblicher Computer im Keller hatte die Aufgabe erledigt. Dieser ist Teil des weltweiten Netzwerkes Great Internet Mersenne Prime Search (GIMPS) mit Sitz in Orlando (US-Staat Florida), in dem zehntausende Computer nach Primzahlen suchen.
Der Rechner im Keller von Nowaks Augenzentrumshat die 42. Mersenne-Primzahl am 18. Februar nach einer Rechenzeitvon 50 Tagen entdeckt - während Nowak schlief, Patientenbehandelte oder Rad fuhr. Der Computer steuert sonst lediglicheine Informationsanzeige für die Patienten, im Hintergrundrechnete er an den Primzahlen. Die Überlegung des GIMPS-Projektsist, freie Rechenkapazität für die Lösung komplizierterProbleme zu nutzen. Nowak begeisterte die Idee, von der er 1999aus einer Zeitung erfahren hatte. Er begann zunächst miteinem Computer an den Primzahlen zu rechnen, heute sind es 24.
"Habe das nicht groß verfolgt" Von seiner geschichtsträchtigen Entdeckung merkteNowak zunächst gar nichts. Erst eine E-Mail aus Orlando machteihn auf seinen Erfolg aufmerksam. "Zuerst wusste ich gar nicht,auf welchem Bildschirm ich nachsehen sollte", erinnert sich Nowak.Nach der Installation des kleinen kostenlosen Programms hatteNowak sich kaum noch darum gekümmert: "Ich habe das nichtgroß verfolgt."
Die Suche nach der größten Primzahl siehtNowak sportlich. "Das ist eine reine Rekordjagd", sagt der Augenarzt.Er selbst bezeichnet sich als Hobbymathematiker. "Ich habe einGrundverständnis für Zahlen und mich interessiert dieAnwendung beim technischen Zeichnen." Höhere Mathematik mitIntegralrechnung und mathematischen Beweisen hingegen sind nichtsein Ding. Viel lieber macht er Radtouren quer durch Europa oderspielt Klavier.
"Nach dem Abitur gab es zwar die ernsthafte Überlegung,Mathematik zu studieren." Der Wunsch, Wissen auch praktisch anzuwenden,habe aber überwogen - und Nowak studierte Medizin. "Augenheilkundeist auch sehr zahlenorientiert."
Pro Jahr wird eine gefunden Hoffnung, tatsächlich die Primzahl zu entdecken,hatte Nowak kaum, zumal die Chance sehr gering ist. Ihn fasziniert,dass inzwischen immer mehr Primzahlen in immer kürzerer Zeitentdeckt werden. "Bis 1947 waren nur 25 Mersenne-Primzahlen bekannt.In den letzten zehn Jahren waren es weitere zehn. Jährlichwird etwa eine gefunden." Niemand weiß, ob es tatsächlichweitere gibt. Nowak lässt das kleine Programm weiter aufseinen Rechnern laufen. Für die erste Primzahl mit mehr alszehn Millionen Stellen hat die Electronic Frontier Foundationein Preisgeld von 100.000 US-Dollar (76.000.Euro) ausgelobt.
Eine Primzahl ist nur durch sich selbst und durcheins teilbar. Die ersten Primzahlen sind 2, 3, 5, 7 und 11. DieMersenne-Primzahlen gehen auf den französischen MönchMarin Mersenne (1588-1648) zurück. Sie haben die Formel (2hoch n) - 1. Nowaks neu ausgeschriebe Zahl besitzt über einehalbe Million Stellen mehr, als der bisherige Primzahlenrekord.Die Zahl heißt mathematisch 2 hoch 25.964.951 minus 1. InKaropapier geschrieben ergibt sie einen Streifen von 39 KilometernLänge - fast Marathon-Länge.
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