Eva T. weiß, dass ihr Kind weder ihr noch ihrem Lebensgefährten ähnlich sehen wird. Die 41-jährige Spanierin ist auch nicht die biologische Mutter des Buben, den sie im Spätsommer erwartet, und ihr krebskranker Freund ist nicht der Vater. Wie heute, am internationalen Frauentag, bekannt wurde, ist Eva schwanger geworden, nachdem ihr in einer Klinik in Barcelona ein tiefgefrorener Embryo implantiert worden war.
Das Forschungsinstitut Instituto Marquésin Barcelona hatte im November 2004 in Zusammenarbeit mit einerGeburtenklinik 1.700 Embryonen zur Adoption freigegeben, die zwischen1989 und 1999 bei künstlichen Befruchtungen übrig gebliebenund seither in flüssigem Stickstoff aufbewahrt worden waren.
90 Frauen meldeten sich zu dem Adoptionsverfahrenan. Pünktlich zum internationalen Frauentag verzeichnet dasInstitut die ersten Erfolge: Neben Eva T. wurden bei 13 weiterenFrauen Schwangerschaften festgestellt.
"Uns macht es nichts, dass unser Baby nicht soaussehen wird wie wir", sagt Eva T. der Zeitung "El Mundo". "Wirwollen kein Kind à la carte." Die Verwaltungsangestellteist bislang kinderlos, ihr Freund muss sich wegen einer Krebserkrankungeiner Chemotherapie unterziehen.
Preis für einen Tiefkühl-Embryo:2.500 Euro Die Implantation eines Embryos kostet rund 2.500Euro. Sie macht keinen stationären Klinikaufenthalt erforderlich.Zur Vorbereitung auf die Schwangerschaft müssen die Frauensich Spezialpflaster auf die Haut kleben und Vaginalzäpfchennehmen. Ein paar Tage später wird der Embryo aufgetaut undimplantiert. "Die Erfolgsquote liegt bei über 35 Prozent",berichtet die Frauenärztin Marisa López Teijón.
Das Verfahren kann von gesunden Frauen bis zumAlter von 45 Jahren in Anspruch genommen werden. Die Formalitätensind nach Angaben der Klinik unkompliziert und nicht vergleichbarmit dem langwierigen Prozess der Adoption eines lebenden Kindes.Die biologischen Eltern der tiefgefrorenen Embryonen hatten esder Klinik freigestellt, diese zu vernichten, zu Forschungszweckenzu verwenden oder zur Adoption freizugeben.
"Rettet die Embryos!" In Italien versucht ein katholischer Pfarrer, Frauendafür zu gewinnen, nach Barcelona zu reisen und Embryonenzu adoptieren. Der Geistliche Oreste Benzi betrachtet die Embryonenals menschliche Wesen, deren Leben es zu retten gilt. "MehrereFrauen in unserer Gemeinde erklärten sich bereit, sich einEmbryo implantieren zu lassen, weil sie es vor einem sicherenTod bewahren wollen", sagte Benzi der Zeitung "El Mundo".
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