Neue Eiserne Lady

Liz Truss wird britische Premierministerin

Ausland
05.09.2022 13:52

Liz Truss soll neue britische Premierministerin werden. Wie die regierenden Konservativen am Montag mitteilten, setzte sich die Außenministerin in einer parteiinternen Abstimmung gegen den früheren Finanzminister Rishi Sunak durch. Sie tritt die Nachfolge von Boris Johnson an der Partei- und damit auch Regierungsspitze an.

Am Dienstag findet dann schon der Wechsel an der Spitze der britischen Regierung statt. Sowohl Boris Johnson als auch Truss reisen nach Schottland und werden nacheinander von Queen Elizabeth II. empfangen, die dort ihren Sommerurlaub verbringt. Dass die Audienzen dort stattfinden und nicht im Londoner Buckingham-Palast, ist äußerst ungewöhnlich und hat mit den Mobilitätsproblemen der mittlerweile 96-jährigen Monarchin zu tun. Zurück in London folgt eine Antrittsrede in der Downing Street.

Automatisch neue Regierungschefin
Die 47-Jährige setzte sich in einem über Wochen hinweg mit harten Bandagen geführten Wettstreit um die Führung der Konservativen Partei durch. Truss erhielt 57,4 Prozent der Stimmen, Sunak 42,6 Prozent. Wie in Großbritannien üblich ist Truss als neue Vorsitzende automatisch auch als Regierungschefin gesetzt, da die Konservativen derzeit im Unterhaus die Mehrheit haben.

Truss übernimmt ein schwieriges Erbe: Großbritannien ist mit einer galoppierenden Inflation konfrontiert und droht, in eine Rezession zu stürzen. Millionen Familien haben Angst, im bevorstehenden Winter ihre Strom- und Heizrechnungen nicht mehr bezahlen zu können. Hinzu kommen Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie und den Brexit.

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Ich werde in der Energiekrise liefern, indem ich die Energierechnungen der Menschen angehe, aber mich auch den langfristigen Problemen mit der Energieversorgung annehme.

Liz Truss

Am Montag kündigte Truss schnelle Maßnahmen zur Abfederung der hohen Energiekosten an, die auf die Bürger zukommen. „Ich werde in der Energiekrise liefern, indem ich die Energierechnungen der Menschen angehe, aber mich auch den langfristigen Problemen mit der Energieversorgung annehme“, sagte Truss in ihrer ersten Rede nach der Kür zur Parteichefin.

Johnson sei für Truss ein „Freund“
Zudem dankte sie dem scheidenden Premier Johnson, den sie einen „Freund“ nannte. Johnson habe den Brexit erledigt, die Labour Party abgewehrt, für die schnelle Einführung des Corona-Impfstoffs gesorgt und sich gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin gestellt, so Truss.

Sie stellt sich als „Eiserne Lady 2.0.“ dar
Wenn sie so regieren wird, wie sie in der Partei den Wahlkampf gegen den Ex-Finanzminister Rishi Sunak geführt hat, dann „gute Nacht“! In betont burschikosen Auftritten bewarf sie den indisch-stämmigen Regierungskollegen, geboren in Großbritannien, von oben bis unten mit Dreck und stellte ihn faktenwidrig als Schnösel der (verbritisierten) indischen Oberschicht dar. Liz Truss legt wenig Wert auf Sympathiepunkte, sondern setzt auf Furcht ihrer Gegner. Dem Volk stellt sie sich als „Eiserne Lady 2.0“ dar.

Die erste Eiserne Lady Margaret Thatcher (siehe Bild) ist ihr großes Vorbild. Sie ahmt sogar die Kleidung nach.

In Frankreich viel Staub aufgewirbelt
Von Margaret Thatcher ist in Erinnerung, dass sie dem deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher mit ihren Stöckelschuhen unter dem Tisch ins Schienbein trat und lautstark „Geld zurück“ von der EU ertrotzte: „I want my money back“. Liz Truss ist wenigstens nicht in der EU, brachte es aber dennoch fertig, noch vor Amtsantritt in Frankreich viel Staub aufzuwirbeln. Auf die Frage, ob Macron Freund oder Feind sei, antwortete sie im Gerichtsjargon: „Die Jury hat noch nicht gesprochen.“ Frankreichs Partner in der EU rückten sofort aus, um Paris zu beruhigen.

Es wird nicht viel nützen. Liz Truss will so weitermachen und das Nordirland-Protokoll zwischen EU und Großbritannien einseitig kündigen. Brüssel warnt vor Gegenmaßnahmen.

Das wird nicht viel nützen. Liz Truss ist ein „Kriegertyp“ wie Margaret Thatcher. Die erste Eiserne Lady hatte so lange auch in der eigenen Regierung gewütet, bis es in dieser zu einer Männerrevolte kam: „Margaret, es ist Zeit“

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