Schädlinge

Hochsaison für Parasiten

Vorarlberg
03.07.2022 18:55

Die warmen Temperaturen locken viele ins Freie. Während der Sommermonate sind auch Parasiten besonders aktiv. Einige stellen ein potenzielles Gesundheitsrisiko dar.

Sommer, Sonne, Sonnenschein - ob baden am See, ein Spaziergang in der Natur oder grillen im Garten, der Sommer hat viele schöne Seiten. Allerdings ist jetzt auch Hochsaison für lästige Plagegeister. Während der Stich einer gewöhnlichen Mücke zwar unangenehm, aber in den meisten Fällen völlig harmlos ist, gibt es auch in unseren Gefilden Parasiten, die für Menschen ein gewisses Gesundheitsrisiko darstellen können. Am bekanntesten ist wohl die Zecke. Sie gehört zur Klasse der Spinnentiere und zur Unterklasse der Milben. In Vorarlberg ist vor allem der „Gemeine Holzbock“ aus der Familie der Schildzecken verbreitet. Alle Arten ernähren sich von Blut.

Fakten

Gefährliche Parasiten
Borreliose oder auch Lyme-Krankheit wird durch Bakterien verursacht, die sich im Speichel von Zecken oder (weit seltener) auch Regenbremsen befinden können. Die Erkrankung kann vielgestaltig und unterschiedlich schwer verlaufen und betrifft v. a. die Haut (Wanderröte), aber auch das Nervensystem, die Gelenke und das Herz können betroffen sein. Alveoläre Echinokokkose ist eine meldepflichtige Krankheit, die durch den Fuchsbandwurm verursacht wird. Die Inkubationszeit beim Menschen beträgt fünf bis 15 Jahre. Im fortgeschrittenen Stadium ist eine Heilung unwahrscheinlich. Während bis 2010 ein bis drei humane Fälle jährlich in Österreich gemeldet wurden, waren es bis 2017 durchschnittlich zehn Neuerkrankungen pro Jahr. Eine rasche Diagnose kann mittels eines Bluttests gestellt werden.

Viele glauben, dass sich die Tiere von Bäumen auf ihre Wirte fallen lassen. Das stimmt aber nicht. Zecken halten sich bevorzugt in der bodennahen Vegetation auf. Menschen oder Tiere fangen sich Zecken daher meist im Gras ein. Die Parasiten kommen nicht nur in Wäldern, sondern auch in städtischen Grünflächen und Gärten vor. Durch ihren Speichel können die Tiere die Viruserkrankung Frühsommer-Meningoenzephalitis - kurz FSME - übertragen. Diese tritt in Vorarlberg allerdings eher selten auf - im Jahr 2020 gab es etwa nur elf bestätigte Fälle. Zudem kann man sich mit einer Impfung schützen.

Für die weit häufigere Infektionskrankheit, die Borreliose, gilt das nicht. Eine Infektion mit Borrelien muss aber nicht zwangsläufig zu Krankheitssymptomen führen: „Nach dem Stich einer mit Borrelien infizierten Zecke kommt es in rund 20 Prozent der Fälle zu einer Reaktion auf das Bakterium“, heißt es auf „Krone“-Anfrage aus den Landeskrankenhäusern. Und nur bei einem geringen Prozentsatz der Infizierten würden auch Symptome auftreten. Diese reichen von Müdigkeit über Kopf-, Muskel-, und Gelenkschmerzen bis hin zu Lymphknotenschwellung und Fieber.

Das häufigste Erkrankungsbild ist die sogenannte Wanderröte, eine kreisförmige Rötung der Haut, die erst drei bis 30 Tage nach dem Zeckenstich auftritt. In manchen Fällen kann sich aber eine Neuroborelliose entwickeln. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Nervensystems. Die vor allem nächtens auftretenden Schmerzen strahlen in verschiedene Körperbereiche aus. Es können auch Hirnnerven betroffen sein. Solche Symptome gehören in jedem Fall ärztlich abgeklärt.

Übertragung auch durch Bremsen
möglichDoch nicht nur Zecken sind Überträger von Borreliose-Bakterien. Wesentlich seltener, aber ebenfalls möglich, ist eine Übertragung durch die Regenbremse. Für Vorarlberg gibt es bereits einen bestätigten Fall in Dornbirn. Die Dunkelziffer könnte höher sein, die Zahl lässt sich schwer schätzen, da Borreliose nicht meldepflichtig ist. Die Weibchen dieser Fliegenart sind Blutsauger, während sich die männlichen Tiere von Nektar und Pflanzensäften ernähren.

Die Bezeichnung Regenbremse sowie Gewitterbremse bezieht sich auf die besonders hohe Aktivität und Stechbereitschaft der Tiere kurz vor Regen. Die Blutmahlzeit wird von der weiblichen Fliege zur Eientwicklung benötigt. Die Flugzeit der Regenbremse erstreckt sich von Mai bis Oktober. Gerade im Hochsommer kommt es häufig zu Stichen an Menschen. Die Stiche sind generell schmerzhaft, die betroffene Stelle kann bluten, stark anschwellen und jucken. Ausgelöst wird dies durch eine allergische Reaktion der Haut auf den Speichel des Tieres und die darin enthaltenen Gerinnungshemmer. Die Einstichstellen beziehungsweise Hautrötungen im Einstichbereich sollten jedenfalls beobachtet und gegebenenfalls behandelt werden.

Die unsichtbare Gefahr: der Fuchsbandwurm
Einer, der für das menschliche Auge unsichtbar bleibt, aber zu den gefährlichsten Krankheitsüberträgern zwischen Mensch und Tier gehört, ist der Kleine oder Fünfgliedrige Fuchsbandwurm. Alveoläre Echinokokkose - die von ihm übertragene Krankheit - verläuft unbehandelt im Allgemeinen tödlich. Der Erreger der Krankheit konnte laut AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) beim Endwirt Fuchs in allen österreichischen Bundesländern nachgewiesen werden. Die höchste Befallsrate weisen dabei Vorarlberg und Tirol auf.

„Die erwachsenen Bandwürmer leben im Dünndarm der Füchse, sie werden von den Tieren meist über infizierte Mäuse aufgenommen. Über den Kot gelangen die Eier des Fuchsbandwurms dann ins Freie“, erklärt Klaus Zimmermann, Biologe in der inatura Dornbirn. Menschen nehmen Fuchsbandwurmeier in der Regel durch Schmutz- und Schmierinfektion, über kontaminiertes Wasser, Nahrungsmittel (z. B.: Beeren, Pilze) und Erde auf. Aber auch eine Übertragung über das Fell von Haustieren ist möglich, wie Zimmermann betont: „Katzen oder Hunde können die Sporen beim Aufenthalt im Freien aufnehmen und durch den engen Kontakt mit Menschen werden diese dann weitergegeben. Den Tieren macht der Bandwurm nicht sonderlich viel aus, für uns Menschen ist dieser Parasit allerdings äußerst problematisch.“

Der Mensch ist für den Wurm ein sogenannter „Fehlwirt“, da sich der Parasit im Körper nicht vollständig entwickeln kann. Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm führt zu Organschäden, hauptsächlich betroffen ist dabei die Leber. Die Symptomatik der Alveoläre Echinokokkose ähnelt jener von Leberkrebs, die Zeitspanne zwischen Infektion und dem Auftreten erster Komplikationen beträgt zwischen fünf und 15 Jahren. In der späten Diagnose liegt auch die Gefährlichkeit: „Meist wird die Erkrankung erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium entdeckt, in dem eine vollständige Heilung durch chirurgische Eingriffe und Medikamente nur noch selten möglich ist“, gibt der Biologe zu bedenken.

Nicht jede Aufnahme von Fuchsbandwurmeiern führt zwingend zu einem Ausbruch der Krankheit. „Mit der fallweisen Aufnahme von Eiern kommt unser Immunsystem zurecht, aber gelangt man regelmäßig in Kontakt damit, dann steigt das Risiko“, so Zimmermann. Er rät dazu, in Risikogebieten die Hände nach Kontakt mit Erde oder Gras gründlich zu reinigen sowie gesammelte Beeren, Obst und Gemüse zu waschen beziehungsweise zu kochen (Einfrieren überstehen die Eier). Hunde und Katzen, bei denen Mäusefangen nicht ausgeschlossen werden kann, sollten zudem periodisch entwurmt werden. 

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