Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, findet eine Wartefrist beim Arbeitslosengeld „interessant und durchaus diskutierenswert“. Er argumentierte in der Ö1-Reihe „Im Journal zu Gast“ unter anderem mit der Praxis bei Saisonniers, wo Anfang des Monats Arbeitskräfte freigesetzt und drei Wochen später vom selben Arbeitnehmer wieder beschäftigt werden. Kopf versteht nicht, warum diese Kosten „der gesamten Versicherungsgemeinschaft umgehängt werden“.
Zum Arbeitskräftemangel im Tourismus meinte Kopf: „Ich weiß nicht, ob da was automatisch falsch läuft, wenn ein Markt dreht.“ Dieser kenne ebenso Angebot und Nachfrage. Nun erlebten viele Betriebe, dass es nicht so viele Leute gibt, wie sie brauchen bei enormem Wachstum. Die Frage, ob der Tourismus in der aktuellen Situation zu schlecht zahle, bejahte der AMS-Chef.
Die Wartefrist beim Arbeitslosengeld wurde in den vergangenen Tagen als eine Möglichkeit genannt, um die von der Regierung angepeilte Erhöhung des Arbeitslosengeldes an sich zu finanzieren. Die Verschiebung der Reform nannte Kopf zwar bedauerlich. Allerdings sei die Entscheidung auch verständlich, sei die Armutsvermeidung - vor allem aus Sicht der Grünen - derzeit „aktuell besonders virulent“ aufgrund der Teuerung.
Reform auf den Herbst verschoben
Die Reform der Arbeitslosenversicherung wird sich jedenfalls ein wenig verzögern, wie die Regierung am Dienstag bekannt gab. Die neuen Regeln können demnach nicht mehr vor dem Sommer vorgestellt werden, weil der Angriff Russlands auf die Ukraine und die Teuerung zu viele Kapazitäten gebunden hatten, hieß es. Bei der auf den Herbst verschobenen Reform des Arbeitslosengeldes will sich Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) „etwas mehr Zeit nehmen“, damit keine Fehler passieren, wie er am Freitag sagte.
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