Viele Beweise

Kriegsverbrechen: 10 Prozent der Fälle angezeigt

Ausland
20.05.2022 17:11

In Kiew werden derzeit Prozesse wegen Kriegsverbrechen geführt. Dabei gestand ein 21-jähriger russischer Soldat kürzlich, einen unbewaffneten Zivilisten in der Ukraine erschossen zu haben. So tragisch diese Fälle auch sind, sie machen nur etwa zehn Prozent aller begangenen Verbrechen im Ukraine-Krieg aus. Die stellvertretende Regierungschefin des Landes berichtet von einer hohen Dunkelziffer, etwa bei Vergewaltigungen.

Nur ein kleiner Teil der Taten russischer Soldaten und Soldatinnen werde angezeigt. „Wir haben Beweise für viele Verbrechen, auch sexuelle, gefunden, die oft nicht angezeigt werden“, sagte die Politikerin Olga Stefanischyna der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“. Die Vergehen an der Zivilbevölkerung seien eine russische Taktik, um die Moral der Ukrainer und Ukrainerinnen zu brechen.

Lautlose Verbrechen“
Um den betroffenen Menschen zu helfen, würden Zentren errichtet werden. „Mit den Entsandten der Europäischen Union untersuchen wir diese lautlosen Verbrechen. Wir errichten Zentren für die Überlebenden, für jene, die Folter und sexuelle Straftaten erlitten haben“, sagte Stefanischyna. Wie berichtet, sollen bereits kleine Kinder vergewaltigt und die Straftaten gefilmt werden. In den nächsten Monaten wüssten Menschen mehr über diese Verbrechen.

Die ukrainische Regierung wirft der russischen Armee vor, zahlreiche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) ermittelt bereits. Die angezeigten Fälle werden aktuell vor Gerichten in Kiew verhandelt. Ein Beispiel ist der 21-jährige Soldat, der im Februar in der Nordukraine einen unbewaffneten Zivilisten getötet haben soll. Zuvor soll das Mordopfer Zeuge seines Autodiebstahls gewesen sein, wie der junge Mann bereits bestätigte. Während die Staatsanwaltschaft eine lebenslange Haftstrafe fordert, tritt der Anwalt des Angeklagten für einen Freispruch ein.

Separatistenführer posthum ausgezeichnet
Anders wird in Russland mit mutmaßlichen Verbrechern und Verbrecherinnen umgegangen, zumindest im Fall des 2016 getöteten Separatistenführers Arsen Pawlow. Der russische Präsident Wladimir Putin verlieh ihm am Freitag posthum den Tapferkeitsorden. Pawlow soll in der Ostukraine mindestens einen Kriegsgefangenen ermordet haben. Er selbst prahlte vor Journalisten und Journalistinnen, mindestens 15 gefangene ukrainische Soldaten und Soldatinnen erschossen zu haben. Nach Donbass soll er 2014 gekommen sein, um nicht wegen Autodiebstahls und Trunkenheit am Steuer angeklagt zu werden. Zwei Jahre später kam er bei einem Sprengstoffanschlag ums Leben.

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