Die durchschnittlichen Kosten für Material beim Hausbau liegen um 27 Prozent über dem Vorjahr und werden heuer wohl noch weiter steigen.
Wer vor ein paar Jahren gebaut hat, hat Glück gehabt. Für ein Haus, das vor fünf Jahren noch 400.000 Euro gekostet hat, musste man 2021 laut Baupreisindex schon 77.000 Euro mehr hinblättern. Grund dafür waren zuerst der Bauboom, danach die Corona-bedingten Lieferengpässe. Aktuell wird die Lage durch den Krieg und dadurch ausbleibende Bauprodukte verschärft. „Ich verfolge die Entwicklung der Baukosten schon über Jahrzehnte. Etwas Ähnliches gab es noch nie“, so Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW).
„Musterhaus“ kostet heuer deutlich über eine halbe Million
Heuer im März lagen etwa die durchschnittlichen Kosten für Baumaterial um 27 Prozent über dem Vorjahr und fast 40 Prozent höher als vor zwei Jahren. Der Experte rechnet heuer mit weiter steigenden Kosten (siehe Grafik), die - mehr oder weniger - 1:1 als Preis weitergegeben werden. Für unser „Musterhaus“ bedeutet dies, dass es heuer deutlich über einer halben Million kosten wird - wenn man überhaupt ein fixes Angebot bekommt.
Amann: „Es ist derzeit fast unmöglich, seriös zu kalkulieren. Oft werden daher gar keine Preisangebote mehr gemacht.“ Eine Entspannung ist auch deswegen nicht zu erwarten, weil viele Baumaterialien wie Stahl, Zement, Glas, Styropor usw. mit sehr hohem Energieaufwand hergestellt werden. „Billiges Öl und Gas wird es aber lange Zeit nicht mehr geben“, meint Amann.
Bei den geförderten Mietwohnungen wurden viele Bauvorhaben gestoppt.
Wolfgang Amann, Gesellschafter IIBW
Viele Projekte für geförderte Mietwohnungen gestoppt
Bedrohlich sind die aktuell unsicheren Zeiten auch für den Neubau. Hier könnte es zu einem starken Einbruch kommen. Schon jetzt wurden viele Projekte für geförderte Mietwohnungen gestoppt, weil die Limits der Bundesländer bei den Baukosten erreicht bzw. überschritten werden.
Nächste unangenehme Überraschung im Herbst?
Ein kleiner Hoffnungsschimmer sei, dass weniger Neubau und steigende Zinsen den Auftrieb bei den Baupreisen etwas bremsen könnten. Eine Rückkehr zur Normalität wie vor der Krise werde es aber nicht geben, meint Amann. Denn auch Covid sei noch nicht vorbei, und im Herbst könnte es hier schon die nächste unangenehme Überraschung geben.
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