Fußball

Die andere Seite der Michael-Martin-Story

Vorarlberg
08.05.2022 17:55

Spielerberater Thiago de Lima Silva hat seinen Klienten bisher immer komplett vertraut. Ein junger deutscher Fußballer und sein „Agent“ sorgten jetzt jedoch für eine grundlegende Meinungsänderung beim 38-jährigen gebürtigen Brasilianer, der einst für Vereine wie Austria Lustenau, Grödig oder Parndorf auf Torjagd ging.

Als am 23. April auf dem Internetportal LAOLA1 die Geschichte „Steyr und der komplizierte Fall Michael Martin“ erschien, kratzte sich in Vorarlberg jemand nachdenklich am Kopf. Denn Thiago de Lima Silva - im Ländle als Ex-Profi bei Austria Lustenau und Spielerberater bestens bekannt - musste seinen Namen in dieser Geschichte lesen, in ein gutes Licht rückte sie ihn nicht, im Gegenteil.

Steyrs - mittlerweile suspendierter - Spieler Michael Martin arbeitete seit Oktober 2021 mit Thiagos Firma TDL Sports Management. „Er hat mich damals angerufen, weil er keinen Verein hatte. Er hat um Hilfe gebeten, ich habe ihn übernommen und zu Steyr gebracht“, erklärt Thiago. Dort hat er sich schnell integriert und stark gespielt." Alles passte soweit, sowohl der 21-jährige Deutsche als auch der Verein wollten die Zusammenarbeit nach Saisonende verlängern. Thiago stand in engem Kontakt mit Martin, alles lief nach Plan.

Die dritte Partei
Ehe dann im März eine dritte Partei hinzustieß, die den Kurs drastisch änderte. „Am 9. April habe ich erstmals erfahren, dass Michael den Berater gewechselt hat. Am Vortag haben wir noch zusammen mit ihm bis spät am Abend geredet und gelacht. Er hat das mit keinem Wort erwähnt. Auf transfermarkt.at wurde die Änderung anscheinend schon im März vorgenommen, er hat uns mehrere Wochen angelogen.“ Denn Martin und sein neuer Berater Sebastian Schulze spielten laut Thiago ein doppeltes Spiel. „Uns und den Verein ließ er im Glauben, dass er bleiben will. Sein neuer Berater hat ihm aber gesagt, dass er frei ist, wenn er die Frist verstreichen lässt.“

Genau das passierte, wie in der LAOLA1-Story von Harald Prantl nachzulesen ist. Steyr wollte am 19. April, dem letztmöglichen Tag, die vertraglich zugesicherte Option ziehen, weil davor keine Unterschrift für eine Verlängerung mit Martin erreicht worden war. Thiago erzählt: „Wir haben den ganzen Tag versucht, Michael zu erreichen. Er hat dann am Mittwoch um 0.45 Uhr, also 45 Minuten nach Ablauf der Frist eine Nachricht geschickt, dass es ihm leid tue, er war mit seiner Familie in der Therme. Aber er hat sich nicht gemeldet, weil ihm sein neuer Berater gesagt hat, dass er sich nicht melden soll.“

Vorwärts Steyr bestätigt
Nun darf Martin den Verein nach Saisonende ablösefrei verlassen, dieses Ziel hat er erreicht. Allerdings wurde er von Steyr aufgrund der Vorkommnisse suspendiert und wird nicht mehr für den Traditionsklub spielen. Was dazu führte, dass Schulze mit seiner Version der Geschichte zu LAOLA1 ging. Thiago stellt klar: „Ich bin transparent und habe nichts zu verbergen. Michael hat Nachrichten gelöscht, das musste ich nicht machen. Der Verein kann meine Version der Geschichte bestätigen.

Das kann auch Coach Daniel Madlener - der übrigens nicht bei uns in der Agentur ist, sondern ganz einfach in diesem Fall auf unserer Seite - er hat auch gesehen, dass der Spieler nicht ehrlich war.“ Darum war die Suspendierung die einzige vertretbare Lösung für den Verein. „Wir haben ihm mehrere Chancen gegeben, aber wir wollen nur ehrliche Typen bei uns“, sagt Steyrs Sportchef Jürgen Tröscher, „Thiago ist in diesem Fall genau so Leidtragender, wie wir es sind - obwohl er nichts dafür kann.“

Thiagos Konsequenz
Vorwerfen muss sich Thiago, dass er mit Michael Martin keinen Vertrag unterzeichnet hat. Das machte die entstandene Situation überhaupt erst möglich. Darum ist für ihn auch klar, dass das Vorgehen Martins und seines neuen Beraters nichts Illegales an sich hatte - wohl aber Ehrlichkeit und Étiquette missen ließ. Vergessen wurde Martins Unterschrift nicht, sie war nie geplant. Denn Ehre und Handschlagqualität haben für Thiago höchsten Stellenwert. Deswegen hat der Brasilianer mit keinem seiner Klienten einen schriftlichen Vertrag, und dazu gehören immerhin Kaliber wie Danilo Soares (Bochum), Lucas Galvão (Austria Wien) oder Leo Mikic (Ried).

„Vertrauen ist die Basis für mein Geschäft. Darum haben wir nie etwas unterschrieben“, sagt der 38-Jährige. Von dieser romantischen Idee wird sich Thiago nun aber verabschieden. „Michael Martin hat meine Meinung dazu geändert. Vielleicht hat er mir ja damit sogar einen Gefallen getan. Ich habe gesehen, dass man nicht immer nur vertrauen kann.“

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