Wanderrouten

Die „Tausendjährige“ und die Mutter Gottes

Vorarlberg
11.03.2022 13:00

Spannend ist die wechselhafte Geschichte der einstigen Burganlage in Tosters. Nicht weit entfernt von der Ruine befindet sich die Kirche St. Corneli, auf deren Areal der älteste Baum des Landes steht.

Sich die Füße vertreten, die Sonnenstrahlen genießen und auf historischen Spuren wandeln - all das lässt sich bei einer Spazierrunde in Tosters vereinen. Ziel ist die über dem Feldkircher Ortsteil thronende Ruine - es handelt sich dabei um die Überreste einer Höhenburg auf einem von felsigen Steilhängen begrenzten, nordseitigen Ausläufer des Schellenbergs. Vom Ortszentrum folgt man der Beschilderung auf den Burgweg (gelb/weiß markiert).

Die Strecke führt im sachten Anstieg bis zum Gasthaus Eibe, welches auf einer Anhöhe direkt neben der Kirche St. Corneli liegt. An den beiden Gebäuden vorbei folgt man nun einem Forst- und Feldweg, wobei der Turm der einstigen Burganlage linker Hand zwischen den Baumreihen zum Vorschein kommt. Die verschiedenen Pfade sind gut ausgeschildert und man kann die Spazierrunde je nach Lust und Laune variieren. Der direkte Weg zum historischen Gemäuer verläuft ein kurzes Stück durch den Wald.

Fakten

Tipps & Infos
Typ: gemütlicher Spaziergang (auch für Familien geeignet)
Dauer: circa 1.5 Stunden reine Gehzeit
Startpunkt: Ortsmitte Tosters
Ausrüstung: Laufschuhe, dem Wetter angepasste Kleidung, eventuell Getränk
Highlights: Burgruine Tosters, alte Pfarrkirche St. Corneli
öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 3 von Montforthaus Feldkirch bis Tosters Kirche
Einkehrmöglichkeiten: Gasthaus zur Eibe (Mi-Fr: 17 bis 23 Uhr, Sa: 10 bis 23 Uhr, So: 10 bis 21 Uhr)

Auf Schöchles Bühel angekommen, weist die Beschilderung den Weg zur Ruine nach links, und schon bald kommt der Torbogen in Sichtweite. Die Anlage wurde im Jahr 1260 durch die Grafen von Montfort erbaut und auch von einer Teillinie des Adelsgeschlechts bewohnt. Graf Hugo der VII erhielt 1331/32 die Burg samt der Herrschaft Tosters. Wie viele andere Befestigungsanlagen wurde jene in Feldkirch-Tosters 1405 während der Appenzeller Kriege eingenommen und in Brand gesteckt.

Zuerst Umbauten, dann Verfall
Bis auf den Turm wurde das Gebäude zum Raub der Flammen. Doch bereits drei Jahre später erfolgte ein Wiederaufbau. Anschließend wurde die Anlage an den Schweizer Grafen der Toggenburg verpfändet und nach zwanzig Jahren wiederum von der Stadt Feldkirch erworben. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde das Haupttor aus der Südecke verlegt, indem ein Teil der Ringmauer abgetragen und in ein eingezogenes Flankentor umgestaltet wurde. Vom alten Burgtor war man noch mittels einer hölzernen Brücke über den vorgelagerten Graben gelangt. Ab 1616 verfiel die Burg zusehends. Ende des 19. Jahrhunderts fiel schließlich auch das Dach einem schweren Sturm zum Opfer.

Fakten

Die Schlüsselblume
Die Schlüsselblume gehört zur Gattung der Primeln und ist in weiten teilen Europas und Vorderasiens verbreitet. Die Schlüsselblume wächst als ausdauernde, krautige Pflanze, die Blütezeit liegt je nach Region entweder zwischen Februar bis Mai (Österreich, Schweiz, Slowenien) oder zwischen April und Juni (Deutschland und nördlicher). Die Echte Schlüsselblume unterscheidet sich von der Hohen Schlüsselblume durch die dottergelben, stark duftenden Blüten mit ihren fünf orangefarbenen Flecken im Schlundbereich. Die Hohe Schlüsselblume hingegen duftet weniger stark, und der Schlund ihrer Blüte ist goldgelb. Als Standorte bevorzugt die Pflanze Halbtrockenrasen, trockene Wiesen, lichte Laubwälder und steigt dabei in Höhen von bis zu 1700 Metern. Weitere Trivialnamen für die Schlüsselblume sind Wiesen-Primel oder Himmelsschlüssel. Für den Ursprung der Bezeichnung Schlüsselblume, die seit dem 15. Jahrhundert belegt ist, gibt es verschiedene Interpretationen. Eine davon ist die Ähnlichkeit des Blütenstandes mit einem Schlüssel , wobei die Blüten den Schlüsselbart und der Stängel das Schlüsselrohr darstellen. Die Bezeichnung Himmelsschlüssel, welche seit dem 12. Jahrhundert belegt ist, steht wohl in Zusammenhang mit Petrus und seinem Schlüssel zum Himmelreich.

In den Jahren 1974 bis 1980 erfolgte eine Gesamtsanierung des noch vorhandenen Mauerbestandes. Die Ruine des Bergfriedes (unbewohnter Hauptturm bzw. Wehrturm einer mittelalterlichen Burg, Anm.) sowie Teile des Palas (repräsentativer Saalraum) und Abschnitte der Außenmauer stehen noch und lassen sich bei einem Ausflug erkunden. Das historische Gebäude dient heute der Turmdohle als Nistplatz. Die Vögel können meist dabei beobachtet werden, wie sie ihre Kreise um den Bergfried ziehen.

Von der Burganlage hat man zudem einen tollen Ausblick auf Feldkirch und das angrenzende Liechtenstein. Nach einer Umrundung des Burgareals kann man entweder den Waldpfad retour nach Tosters wählen (ca. 20 bis 30 Minuten Fußmarsch), oder aber man folgt derselben Strecke zurück bis zu St. Corneli. Die alte Pfarrkirche verfügt über eine lange Geschichte und ist ebenfalls einen Besuch wert. Der Vorgängerbau dürfte bereits im 11. Jahrhundert errichtet worden sein und wird in der Schutzbulle von Papst Alexander III im Jahr 1178 erwähnt.

Sehr spezieller Platz für ein Nachtlager
Trotz der beiden Kirchenpatrone Cornelius und Cyprian ist das Gotteshaus von alters her auch ein Marienwallfahrtsort. Die Legende besagt, dass die Muttergottes selbst bei der „tausendjährigen“ Tostner Eibe (Naturschutzdenkmal, das sich an der nördlichen Friedhofsmauer von St. Corneli befindet) übernachtet haben soll. Das hatte zur Folge, dass immer wieder Teile der Rinde des Baumes zu Heilzwecken von Gläubigen abgeschnitten wurden. Lange Zeit hat sich in einem verglasten Schrein bei der Eibe auch eine Madonnenstatue aus der Zeit um 1500 befunden, welche 1950 allerdings gestohlen wurde.

Die „tausendjährige Eibe“ gilt als einer der ältesten Bäume des Landes und hat am Fuß einen Umfang von mehr als fünf Metern. Als ein Blitz die Eibe traf, wurde mit einem Absterben derselben gerechnet. Eine Sanierung des Baumriesen Anfang der 1990er Jahren gewährte jedoch dessen Weiterbestand, und so ist das Naturdenkmal noch heute zu bewundern. Entlang der Kirchenmauer befinden sich auch noch einige alte, verwitterte Grabsteine. Um diese Jahreszeit sind zudem die ersten Frühjahrsblüher anzutreffen, darunter passenderweise Himmelsschlüssel.

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