Eklat beim Derby

Rapid-Fans stürmen den Platz, Schiri bricht Partie ab

Fußball
23.05.2011 10:57
Skandal beim 297. Wiener Derby am Sonntag im Hanappi-Stadion: Die Partie ist nach einem Platzsturm von Rapid-Fans nach 26 Minuten beim Stand von 2:0 für die Wiener Austria abgebrochen worden. Das Match dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem 3:0-Sieg für die Austrianer gewertet werden, den Hütteldorfern drohen nach dem Eklat drakonische Strafen.

Schon vor dem Anpfiff war die Stimmung rund ums Derby - passend zu den sommerlichen Temperaturen - aufgeheizt gewesen. Rapid-Fans begrüßten den Mannschaftsbus des Erzrivalen mit Steinen, zwei Fensterscheiben gingen zu Bruch. Die Grün-Weißen wollten unbedingt ihre verkorkste Saison ohne Europacup-Startplatz so gut wie möglich retten, indem sie die Titelchance der Austrianer zunichte machen. Dieses Vorhaben unterstrich der Rapid-Anhang mit dem Plakat-Reim "Auch ein Sieg kann die verschissene Saison nicht retten, zerstört heute wenigstens die Titelträume der Violetten".

Doch die sehr lebhafte Anfangsphase im Westen Wiens beendete die Austria als Punktesieger. Florian Klein setzte sich auf der rechten Seite gegen Christopher Drazan durch, seine Flanke landete beim sträflich alleingelassenen Linz, der staubtrocken und flach ins linke Eck zum 1:0 traf (5.). Bereits nach diesem Tor waren zahlreiche Gegenstände auf den Platz geflogen, darunter dicke Trommel-Schlegel. Den Frust der Rapidler perfekt machte dann das 2:0 der Gäste durch Zlatko Junuzovic (26.) nach neuerlicher Klein-Vorarbeit.

Rapid-Chaoten stürmen den Rasen
Unmittelbar danach drangen die ersten Rapid-Anhänger auf den Rasen vor und attackierten teilweise auch die eigenen Akteure - zu sehen u.a. auf dem zwölfminütigen Video des Austria-Fanclubs "Hornets06" (siehe oben) und auf Dutzenden weiterenAmateur-Aufnahmen im Internet. Referee Einwaller unterbrach das Spiel sofort, beide Teams flüchteten in die Kabinen. Nach etwa halbstündigem Zuwarten entschied sich Einwaller für den Abbruch. Vor allem eventuelle weitere Austria-Tore sowie die zweite Spielhälfte mit Austria-Tormann Heinz Lindner vor dem Rapid-Fanblock wären ein unkalkulierbares Risiko gewesen.

"Beide Teams und die Schiedsrichter wollten weiterspielen. Die Aussagen der Sicherheitsbehörden waren aber entscheidend. Sie konnten die Sicherheit nicht mehr garantieren, dadurch gab es die Entscheidung Abbruch. Das tut mir sehr leid für den österreichischen Fußball. Das bisschen Image, das wir noch haben, wird somit zunichtegemacht", sagte Einwaller.

Festnahmen und zwei verletzte Polizisten
Auf dem Rasen zogen mehr als 300 Polizisten eine Sicherheitskette auf und verhinderten somit ein Vordringen der Rapid-Fans in Richtung der Osttribüne, wo 2.000 Austria-Anhänger standen. Ein Zusammenprall beider Fan-Fraktionen wurde vermieden, das Resümee der Exekutive fiel mit drei Festnahmen und zwei verletzten Polizisten relativ glimpflich aus. Aufgrund der zahlreichen TV-Bilder und Aufnahmen der Stadion-Kameras ist die Rapid-Spitze zuversichtlich, dass die Übeltäter ausgeforscht werden können.

"Das sind frustrierte Leute. Natürlich kenne ich sie, ich arbeite täglich mit vielen von ihnen. Sie wollten zeigen, dass sie angefressen sind und dass es Änderungen geben muss", meinte ein schockierter Rapid-Clubservice-Leiter Andreas Marek. Eine der möglichen Konsequenzen könnte eine Verlegung zukünftiger Wiener Derbys ins Happel-Stadion sein. Dafür plädierte vor allem Rapid-Boss Rudolf Edlinger, auch Austrias Sport-Vorstand Thomas Parits hält dies für möglich.

Bundesliga entscheidet am Montag
Der Senat eins der Bundesliga will am Montag über die Wertung des Spiels und eventuell auch schon über (wohl drakonische) Strafen gegen Rapid entscheiden. Es ist davon auszugehen, dass die drei Punkte an die Austria gehen werden, die dann zwei Punkte Rückstand auf Leader Sturm hätte.

Laut Bundesliga-Vorstand Georg Pangl, der von einem "schwarzen Sonntag" sprach, ist in dieser Causa "Eile geboten", da bereits am Mittwochabend die letzte Meisterschaftsrunde auf dem Programm steht und deshalb die Wertung des Spiels möglichst schnell festgelegt werden sollte. "Es sollte eine Entscheidung fallen, aber man darf dem Strafsenat natürlich nicht vorgreifen. Es kann immer wieder zu einer Vertagung kommen, wenn ein bestimmter Zeuge vorgeladen und gehört werden muss", erklärte Pangl zum Prozedere.

Rapid-Boss Edlinger: "Ich schäme mich"
Die Rapid-Offiziellen zeigten sich nach den erschütternden Szenen bestürzt und beschämt. "Ich bin persönlich zutiefst betroffen, erschüttert und traurig. Solche Vorkommnisse haben auf dem Fußballplatz nichts verloren. Das ist die schwärzeste Stunde in meiner zehnjährigen Amtszeit bei Rapid. Ich schäme mich", stellte Rapid-Präsident Edlinger zerknirscht fest. "Rapid ist immer emotionell. Aber Emotionalität und Brutalität sind zwei verschiedene Dinge", so Edlinger, der versprach: "Wir werden mit aller Schärfe gegen diese Personen vorgehen. Sie werden das Hanappi-Stadion sicher nicht mehr von innen sehen."

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(Bild: KMM)



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