Neuer Impfstoff

Pneumokokken sind auch eine Gefahr für Erwachsene

Wissenschaft
17.05.2011 14:34
Pneumokokken-Infektionen mit Mittelohrentzündung, Pneumonie oder gar Sepsis und Meningitis gelten als "klassische" Krankheiten von Babys und Kleinkindern. Deshalb gibt es in Österreich seit Jahren eine Diskussion darüber, ob man die vorhandene Impfung dagegen für alle Babys in das kostenlose Kinderimpfprogramm Österreichs aufnehmen soll. Doch auch für Erwachsene sind die Pneumokokken gefährlich - speziell für Senioren, hieß es vor Kurzem beim Europäischen Kongress für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten in Mailand. Eine neuer Impfstoff soll die Situation verbessern.

Tobias Welte von der Abteilung für Lungenerkrankungen an der Medizinischen Universität im deutschen Hannover erklärte bei einem Symposium des Pharma- und Impfstoffkonzerns Pfizer: "Die Gefährdung der öffentlichen Gesundheit durch invasive Pneumokokken-Infektionen und außerhalb von Spitälern erworbener Lungenentzündungen ist signifikant."

Trotz aller Anstrengungen liege die Mortalität von invasiven Pneumokokken-Infektionen, also wenn die Keime in die Blutbahn kommen, bei zwölf Prozent. 50 bis 80 Prozent dieser schweren Infektionen werden ursprünglich durch Pneumonien ausgelöst. Welte: "Im Jahr 2002 gab es in Europa geschätzte 25,7 Millionen Fälle von außerhalb von Krankenhäusern erworbener Lungenentzündungen mit rund 280.000 Todesfällen."

Senioren besonders gefährdet
Laut dem "Europäischen Lungen-Weißbuch" der Europäischen Gesellschaft für Lungenerkrankungen aus dem Jahr 2003 verursachen Pneumonien in der EU jährliche Kosten von rund zehn Milliarden Euro. Die Häufigkeit durch Pneumokokken hervorgerufener Erkrankungen zeigt eine U-Form. Laut den österreichischen Zahlen erkranken im Alter unter einem Jahr 16 Babys pro 100.000 an schweren Infektionen, in der Altersgruppe um die 20 Jahre liegt die Häufigkeit bei einem Fall pro 100.000 Personen - um dann wieder zur Altersgruppe der 80-Jährigen auf 14 pro 100.000 Personen und Jahr anzusteigen.

Wie die österreichische Referenzzentrale für Pneumokokken im Jahr 2009 schrieb, wurden damals in der Alpenrepublik 303 invasive Pneumokokken-Erkrankungen registriert, davon 39 Prozent Pneumonien mit Sepsis und Bakteriämie (Keime im Blut), 27 Prozent mit Sepsis, 14 Prozent mit Meningitis und 20 Prozent mit anderen Komplikationen. Es gab 19 Todesfälle.

Neuer Impfstoff soll besser schützen
Neben der sehr guten und empfohlenen Impfung für Babys und Kleinkinder gab es für Erwachsene bisher nur einen sogenannten Polysaccharid-Impfstoff. Er wirkte aber nicht ideal, laut dem Grazer Hygieniker Egon Marth kommt es zu keinem "immunologischen Gedächtnis" nach der Impfung, eine Auffrischung hilft auch nichts.

Hier befindet sich allerdings ein neuer Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff für Erwachsene in Zulassung, der einen besseren Effekt haben dürfte: In Mailand wurden dazu zwei Phase-III-Studien vorgestellt. Demnach war die Immunantwort unter Probanden im Alter zwischen 50 und 64 Jahren mit der neuen Vakzine deutlich besser als mit dem alten Polysaccharid-Impfstoff für Erwachsene - bei gleichzeitig offenbar besserer Verträglichkeit.

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