„Krone“-Kolumnist Harald Petermichl macht sich in seinem neuesten „Ach, übrigens...“ Gedanken über den Speiseplan von IOC-Präsident Thomas Bach. Dabei wird er den Verdacht nicht los, dass der Deutsche eventuell ein Löffelchen zu viel von der Buchstabensuppe genascht haben könnte...
Heute ist sie im supermärktlichen Pasta-Regal zwischen all den schicken blauen Schachteln des parmesischen Weltmarktführers meist erst auf den zweiten Blick zu finden und dennoch hat sie ganze Generationen geprägt: Wir reden von der Buchstabensuppe, die dazu geführt hat, dass sich in den 1950ern und 1960ern viele Kinder vorwiegend von eiskalter Bouillon ernährt haben, weil sie, statt die Suppe einfach auszulöffeln, mit der Zunge zwischen den Lippen versucht haben, Begriffe wie „Wirtschaftswunder“ oder „Pilzkopf“ aus Hartweizengrießlettern zu bilden. Unmengen dieser soupe à l’alphabét muss Präsident Bach zu sich genommen haben, denn anders lässt sich schwer erklären, woher er all die Buchstaben nimmt, aus denen er seine ca. 23 Reden pro Tag zusammenschustert.
Bei diesem nie versiegenden Wortspendenborn bleibt es nicht aus, dass die eine oder andere Preziose dabei ist, von der man auch noch bei den Winterspielen 2038 in Teheran reden wird. Etwa ein Satz vom Donnerstag, als Bach in einem weiteren unglaubwürdigen Versuch, zu behaupten, Sport sei unpolitisch, meinte: „Wenn ein Theaterschauspieler den Hamlet gibt, dann wird niemand von ihm verlangen, auf der Bühne seine politische Meinung zu äußern.“ Äh, nein, aber zumindest mir war bisher auch noch gar nicht bekannt, dass zum Beispiel die norwegischen Biathletinnen vorhaben, während des Stehendschießens in gebrochenem Mandarin politische Parolen in Richtung Wüste Gobi zu grölen. Wobei das durchaus was hätte.
Zugutehalten muss man dem „Komplizen eines Systems, das Menschenrechte nicht achtet“, wie Ex-Skijäger Arnd Peiffer es auf den Punkt bringt, dass er zuletzt offen zugegeben hat, worum es in Peking tatsächlich geht: Anstatt weitere Plastiksätze von der großen olympischen Idee und der Jugend der Welt abzusondern, sprach Bach: „Der Boom in China wird die globale Wintersport-Industrie verändern.“ Er sei ein Segen für die Hersteller von Skiliften, Pistenraupen oder Schneekanonen. Und wörtlich: „All die Unternehmen, die hauptsächlich in den Alpen und in Nordamerika ansässig sind, werden stark von der Entwicklung des Wintersports in China profitieren.“ Siehste, siehste, jetzt wissen die Athletinnen und Athleten endlich aus berufenem Munde, dass sie lediglich schmückendes Beiwerk der globalen Wintersportindustrie sind und können auf diese Erkenntnis schon mal in der olympischen Blase mit einem Becher Bubble Tea anstoßen, auch wenn dieser wohl nicht über die lindernde Wirkung des hierzulande bekannten Blasentees verfügt.
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