Weltweit berüchtigt

Pakistanischer Geheimdienst im Zwielicht

Ausland
03.05.2011 12:51
Er gehört zu den berüchtigtsten und mächtigsten Geheimdiensten der Welt und gilt als "Staat im Staate". Der pakistanische Geheimdienst ISI ("Inter-Services Intelligence") war "Geburtshelfer" der Taliban und weist ein langes "Sündenregister" auf.

Washington wirft dem von Islamisten unterwanderten Geheimdienst mit rund 10.000 Mitarbeitern vor, Schlüsselinformationen immer wieder gezielt verschwiegen und US-Operationen sabotiert zu haben. So vermuteten die USA beispielsweise, dass Osama bin Laden vom ISI unterstützt wurde. US-Außenministerin Hillary Clinton hatte sich dazu auch vor einem Jahr geäußert: "Teile der pakistanischen Bürokratie müssen Osama bin Laden schützen, etwas anderes ist nicht möglich."

Geheimdienst soll Taliban unterstützen
1996 waren die Taliban mit Hilfe des ISI in Afghanistan an die Macht gekommen. Der damalige pakistanische Staatschef Pervez Musharraf unterstütze die Taliban bis zum Zeitpunkt der Terroranschlägen am 11. September 2001. Danach hatte er sich auf die Seite der USA gestellt, die militärisch intervenierten und das Taliban-Regime stürzten. Doch politische Beobachter in Islamabad meinten, Pakistan lasse den Taliban weiter freie Hand, um seinen Anspruch auf eine wichtige Rolle in Afghanistan zu verdeutlichen. Islamabad reagiere damit auch auf die Annäherung zwischen den USA und Indien.

"Rückgrat der islamistischen Bewegung"
Für den deutschen Pakistan-Experten Michael Pohly ist "ISI das Rückgrat der islamistischen Bewegung". Der Geheimdienst entziehe sich dem Zugriff der pakistanischen Behörden. Durch Einkünfte aus Drogen-, Waffen- und Menschenhandel "fast autark", lasse er sich "von nichts und niemandem kontrollieren". Viele Mitglieder des Geheimdienstes hätten den Schwenk auf eine anti-islamistische Linie nach 2001 nicht mitgemacht.

Jihad von Amerikanern gefördert
Im Unabhängigkeitsjahr 1948 von einem britischen Generalmajor gegründet, sah es der pakistanische Geheimdienst "stets auch als Staatsräson an, militante muslimische Bewegungen in Indien, im späteren Bangladesch und in Afghanistan zu unterstützen", schrieb die Wochenzeitung "Die Zeit". Unter der Militärdiktatur von General Mohammad Zia ul-Haq (1977-88) wurden diese Bemühungen intensiviert und erhielten die Unterstützung des US-Geheimdienstes CIA, der mit Hilfe der Islamisten die sowjetischen Besatzer aus Afghanistan vertreiben wollte. ISI und CIA hätten damals fast 100.000 fanatische Gotteskrieger in muslimischen Ländern angeworben, erzählte die später ermordete Ex-Premierministerin Benazir Bhutto einmal. "Die meisten merkten gar nicht, dass ihr Jihad (Heiliger Krieg) von Amerikanern gefördert wurde."

Die USA sind auf die ISI-Agenten als "Augen und Ohren" im Anti-Terror-Kampf angewiesen. Es könnte aber noch einen weiteren Grund für Washington geben, sich mit Pakistans Geheimdienst gut zu stellen. Er ist nämlich die einzige Institution im Land, die sich der pakistanischen Atomwaffen bemächtigen könnte - um sie den Islamisten im Fall eines Umsturzes vorzuenthalten, wie man in Washington hofft.

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