Abriss oder Verkauf

Altbau: 2100 Zinshäuser seit 2007 „verschwunden“

Wohnen & Verkehr
22.11.2021 11:00

Interessante Ergebnisse zeigt eine Studie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Mehr als 2100 Zinshäuser sind seit 2007 „verschwunden“. Auswirkungen gibt es auf das Mietniveau und das Stadtbild.

Knarrender Parkett, Flügeltüren, und durch die verwitterten Doppelfenster zischt ein kühler Windhauch. Das Wiener Zinshaus – in der Regel zwischen 1848 und 1918 errichtet – ist ein eigenes Biotop, ein Lebensgefühl, Sammelbecken unterschiedlicher sozialer Schichten. Studenten, Zuzügler aus dem In- und Ausland, Handwerker im Erdgeschoß, Hausarzt im dritten Stock, das Seniorenehepaar im zweiten.

Seine gedeckelten Mieten sind vergleichsweise günstig. Gleichzeitig ist es jedem zugänglich. Aber der Schein trügt. Der klassische Altbau ist auf dem Rückzug. Seit 2007 sind 2117 Zinshäuser mit 30.000 Wohnungen „verschwunden“, zeigt die ÖAW-Studie. Konkret: Die Häuser wurden abgerissen und durch Neubauten ersetzt (20 Prozent). Oder sie wurden verkauft und dem Mietenmarkt weitgehend entzogen (in den Wohnungen sitzen nun meist die Eigentümer).

Noch 15.700 Zinshäuser, Tendenz weiter fallend
„Treiber dieser Entwicklung sind die stark gestiegenen Preise für Eigentumswohnungen, die Abrisse und Parifizierungen sehr lukrativ gemacht haben“, sagt ÖAW-Forscher Robert Musil. 15.700 Zinshäuser gibt es noch. Tendenz weiter fallend.

Das Forscherteam um Musil hat noch ein weiteres Phänomen untersucht: So hat sich die Sozialstruktur einiger Grätzel verändert. Der Akademikeranteil stieg deutlich an. Bestimmte Zuwanderergruppen, etwa aus Ex-Jugoslawien oder der Türkei wanderten in andere Segmente, wie Eigentum oder Gemeindebau, ab.

„Haushaltseinkommen kein entscheidender Faktor“
Von der sogenannten Gentrifizierung betroffen sind etwa der Yppenmarkt (16. Bezirk), der Kutschkermarkt (18. Bezirk), aber auch Bereiche im 10. Bezirk (Laxenburger Straße/Dampfgasse) und 12. Bezirk (Meidlinger Markt). Allerdings: Reine Schi­cki­mi­cki-Zonen sind nirgendwo entstanden.

„Unsere Daten zeigen auch, dass das Haushaltseinkommen kein entscheidender Faktor beim Wandel der Bewohnerstruktur von Zinshäusern ist“, erklärt Musil. Die Forscher wollen die Entwicklung im Auge behalten.

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