Kollaps und Triage?

In 2 Wochen könnte Spitalkapazität ausgereizt sein

Oberösterreich
31.10.2021 06:00
Tilman Königswieser ist Ärztlicher Direktor des Salzkammergut Klinikums und Mitglied des Landeskrisenstabes in Oberösterreich. Angesichts der seit Tagen stark ansteigenden Zahlen an Covid-Patienten in Krankenhäusern warnt er vor einem baldigen Erreichen der Auslastungsgrenze. Denn im Fall einer Triage müssten Ärzte entscheiden, wer bessere Überlebenschancen hat.

„Krone“:  Am Samstag sorgte die Forderung des Mödlinger Bürgermeister für Aufregung, wonach im Fall einer Triage Ungeimpfte nicht auf Intensivstationen behandelt werden sollten. Was halten Sie als Arzt von dieser Aussage?
Tilman Königswieser: Ich kann zwar persönlich den Groll von Geimpften nachvollziehen, die beispielsweise Angehörige haben, deren Krebsoperation verschoben werden muss, weil die Spitalskapazitäten für Corona-Patienten benötigt werden. Aber als Mediziner mische ich mich in solche Diskussionen nicht ein. Unsere Ethik lautet, jedem zu helfen – egal ob jung, alt, Pfarrer oder Mörder.

Doch was passiert nun tatsächlich im Fall einer Triage?
Vor einem solchen Moment, wenn einmal alle Ressourcen aufgebracht sein sollten, fürchten wir uns alle. Denn dann muss der Patient behandelt werden, der die besten Überlebenschancen hat. Natürlich kann dann auch vorkommen, dass das eventuell nicht der ungeimpfte Corona-Patient ist.

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Vor dem Moment, wenn einmal alle Ressourcen aufgebracht sind, fürchten wir uns alle. Dann wird behandelt, wer die besten Überlebenschancen hat.

Tilman Königswieser zu einer möglichen Triage

Bundesweit hat es am Samstag 6102 Neuinfektionen gegeben, allein 1892 – also fast ein Drittel – betraf Oberösterreicher. Mit nur 57,6 Prozent Durchimpfungsrate war das Bundesland weiterhin Impf-Schlusslicht.
Wir müssen als Gesellschaft endlich zur Vernunft kommen. Denn die aktuelle vierte Welle hätte nicht sein müssen, wenn alle achtsamer und auch mehr Menschen vollimmunisiert wären. Ich staune immer wieder, dass die Eigenverantwortung derart lasch gehandhabt wird. Man sieht nur wenige Menschen, die Indoor Maske tragen. Neuen Studien zufolge können beispielsweise im Lift Aerosole bis zu 300 Stunden schweben bleiben.

Die Spitals-Kapazitäten für Covid-Patienten müssen derzeit sukzessive auf Kosten anderer Stationen ausgebaut werden. Wann könnten die diesbezüglichen Ressourcen erschöpft sein?
Steigt die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern weiterhin ähnlich stark an, wie zuletzt, dann könnte schon in zwei Wochen diesbezüglich der Plafond erreicht sein. Daher müssen wir jetzt alles versuchen, um die Inzidenz-Kurve rasch abzuflachen. Ganz wichtig wäre, dass sich die älteren Semester rasch ihre dritte Impfdosis holen. Natürlich wäre auch eine generelle Indoor-Maskenpflicht hilfreich.

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Steigt die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern ähnlich stark an, wie zuletzt, könnte in zwei Wochen der Plafond erreicht sein.

Tilman Königswieser zur Kapazitätsobergrenze

Das medizinische Personal ist derzeit wieder voll gefordert.
Vor allem für die Kollegen und Kolleginnen in den Spitälern sind wieder extrem harte Zeiten angebrochen. Da schmerzt es dann umso mehr, wenn ausgerechnet diese Berufsgruppe, die seit 18 Monaten teils Übermenschliches in Punkto Heilung und Pflege leistet, als Verbrecher verunglimpft wird.

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