„Krone“-Interview

„Schlepper spionieren die Bahnhöfe ganz genau aus“

Vermehrt versuchen Flüchtlinge derzeit per Zug von Ungarn aus über die Grenze nach Wien zu gelangen. Anti-Menschenhandels-Boss Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt spricht mit der „Krone“ über den illegalen Trend und die Methoden der Schlepperbanden. 

„Krone“: Wieso steigen die Schlepper auf Schienenverkehr um?
Gerald Tatzgern: Die Banden passen sich den Maßnahmen an, die wir an den Grenzen bzw. in den Ballungszentren setzen. Um ihr eigenes Risiko zu minimieren, wollen viele die Schleusungen nicht mehr selbst durchführen. Und so ist es in den letzten Wochen zu mehr als 100 Aufgriffen in Zügen oder am Wiener Hauptbahnhof gekommen. Großteils handelte es sich dabei um größere Gruppen an Migranten.

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In den letzten Wochen ist es zu mehr als 100 Aufgriffen in Zügen oder am Wiener Hauptbahnhof gekommen.

Gerald Tatzgern

Ist das Risiko, in einem Zug erwischt zu werden, für Flüchtlinge nicht größer?
Es wird zwar auf ungarischer wie auch auf unserer Seite massiv kontrolliert, aber natürlich können wir nicht jeden einzelnen Zug, der aus Ungarn kommt, überprüfen. Zudem werden die entsprechenden Bahnhöfe von den Schleppern im Vorfeld ganz genau ausspioniert. Wenn sie meinen, Polizisten auf einem Bahnsteig erkannt zu haben, die in Warteposition sind, um in die nächste Garnitur einzusteigen, wird einfach der nächste oder übernächste Zug genommen.

Heißt: Schlepperbanden kassieren mittlerweile, ohne zu schleppen?
Genau. Sie agieren quasi als Reiseberater. Für eine hohe Geldsumme „verraten“ sie den Flüchtlingen, wann und in welchen Zügen es wahrscheinlich eine Kontrolle geben wird oder nicht. Teilweise kümmern sich die Schlepper sogar um die Tickets und holen die Migranten am Zielbahnhof ab.

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