Großer Personalmangel

Bereits zweites Jahr ohne Schulimpfungen in Wien

Familie
23.10.2021 06:00

Ein dramatischer Mangel an Schulärzten in Wien führt dazu, dass es an einigen Schulstandorten neuerlich keine Immunisierungen gibt. Für Familien ist das Ersatzangebot keine echte Alternative.

Das Geimpfte ging Johanna B. auf, als ihr dieser Elternbrief in den Postkasten ihrer Wohnung in der Seestadt im 22. Bezirk flatterte: „Aufgrund eines derzeitigen eklatanten Personalmangels (…) ist es nicht möglich, eine Schulärzt*in zur Verfügung zu stellen.“ Sie könne aber mit ihrem Kind von Montag bis Freitag in der Zeit von 13 bis 15 Uhr im dritten Bezirk impfen gehen.

„Mein Sohn Martin geht in eine Ganztagesvolksschule mit Unterricht von Montag bis Donnerstag bis 15.30 und am Freitag bis knapp vor 14 Uhr. Mein Lebensgefährte ist ebenso wie ich berufstätig, und wir haben noch eine kleinere Tochter, die in den Kindergarten geht. Zu diesen Zeiten ohne Termin in den 3. Bezirk zu fahren ist doch ein Witz“, poltert die Mutter.

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Zu diesen Zeiten ohne Termin in den 3. Bezirk zu fahren ist doch ein Witz.

Eine verärgerte Mutter

Schulärztemangel ein größer werdendes Problem
„Ich habe bereits vor 15 Jahren im Gemeinderat gewarnt, dass es mit den immer weniger werdenden Schulärzten ein großes Problem geben wird“, berichtet eine pensionierte Medizinerin, die lieber anonym bleiben möchte, im Gespräch mit der „Krone“.

Dies bestätigte auch Gudrun Weber, Schulärztereferentin der Ärztekammer Wien: „Im Pflichtschulbereich gibt es in Wien einen großen Schulärztemangel. Die Bezahlung ist so schlecht, dass der Job für die meisten Ärzte uninteressant ist“, sagt sie. „Corona hat die Situation noch verschlechtert. Zuletzt gab es außerdem eine Welle an Pensionierungen.“

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Die Bezahlung ist so schlecht, dass der Job für die meisten Ärzte uninteressant ist.

Gudrun Weber, Schulärztereferentin der Ärztekammer Wien

„Gratisimpfungen werden gut angenommen“
Uneinig sind sich die beiden Medizinerinnen darüber, wie sich die Auslagerung der Schulimpfungen auf die Impfbereitschaft auswirkt. Während die Ex-Schulärztin meint, dass „erfahrungsgemäß lediglich engagierte Eltern mit einem höheren Bildungsgrad die Strapazen in Kauf nehmen“, sagt Weber: „Die Möglichkeit der Gratisimpfung wird in der Regel breit angenommen, auch wenn sie nicht in der Schule stattfinden kann.“

Für die empörte Mutter ist es vor allem der Zeitraub seitens der Stadt Wien, der sie verzweifeln lässt: „Nach der Erfahrung mit der Covid-Teststraße am letzten Ferientag, als ich mit meinem Sohn mit Termin 2,5 Stunden gewartet habe, ahne ich nichts Gutes.“

Konkret handelt es sich um Impfungen gegen Masern-Mumps-Röteln für 1. bis 7. Schulstufe, Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Poliomyelitis, Repevax für die 3. Schulstufen, die HPV-Impfungen für die 4. Schulstufen im Rahmen zweier Teilimpfungen und die Impfungen gegen Hepatitis B für die 6. Schulstufe.

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