Kritik an Bedingungen

Kindergarten-Demo: „Schluss mit den braven Tanten“

Familie
12.10.2021 12:36

Für bessere Rahmenbedingungen und mehr Personal sind am Dienstag in Wien 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Privatkindergärten auf die Straße gegangen. Im Votivpark fand unter dem Motto „Es reicht“ eine Kundgebung statt. Die Privatkindergärten waren deshalb am Dienstag (mit Ausnahme der Betriebskindergärten) bis 12.30 Uhr geschlossen, für Donnerstag sind Proteste der städtischen Kindergärten angekündigt.

„Das ist ein historischer Moment, Schluss ist mit den braven Tanten“, rief Rednerin Karin Wilfingseder von der Gewerkschaft gpa in die Menge. Zum ersten Mal würden von den Privatkindergärten Betriebsversammlungen während der Arbeitszeit abgehalten, man lasse sich nicht mehr entlang der Trägerorganisationen auseinanderdividieren. Schon für 2020 seien Betriebsversammlungen im öffentlichen Bereich geplant gewesen, die Pandemie habe das letztlich verhindert. „Und wieder hat die Politik uns im Stich gelassen.“

„Wir haben noch Eskalationspotenzial“
Nur den aktuellen Zusammenschlüssen und der Mobilisierung sei es zu verdanken, dass vergangene Woche eine Neuverhandlung der 15a-Vereinbarungen mit den Ländern zu den Kindergärten angekündigt wurde und am gestrigen Montag die Stadt Wien die Verdoppelung der Assistenz-Stunden in den Kindergartengruppen von derzeit 20 auf 40 Stunden ab September 2022 angekündigt habe. Doch das sei nicht genug, „wir haben noch viel Eskalationspotenzial“. Diese Betriebsversammlungen seien „nur unterbrochen“, wurde betont. Der Protest gehe weiter.

Schon seit Jahren wird in den elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen über schwierige Rahmenbedingungen geklagt. Und das, wie die Rednerinnen bei der Demonstration betonten, bundesweit, auch wenn die Kindergärten Ländersache sind und sich die Regelungen dementsprechend von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.

Zu große Gruppen, zu wenig Personal
Der Tenor: Die Gruppen sind zu groß und zu wenige Pädagoginnen und Pädagogen pro Kind vorgesehen, um die Kinder nicht nur zu beaufsichtigen, sondern tatsächlich bei ihren Bildungsprozessen zu begleiten. In Wien fehle zudem eine bezahlte Vorbereitungszeit der Pädagoginnen. Die Folge: Obwohl eigentlich genug junge Menschen die Ausbildung abschließen, um im Kindergarten zu arbeiten, geht ein guter Teil gar nicht in den Beruf oder verlässt ihn schon bald wieder. Es gibt zu wenig Personal, gefordert wird deshalb auch eine Ausbildungsoffensive.

„Wir brauchen eine Verschnaufpause“
Dazu kommt, dass Mitarbeiterinnen in Wien in privaten Kindergärten deutlich weniger verdienen als in städtischen, knapp 400 Euro brutto beträgt der Unterschied laut dem Trägerverein Kinder in Wien (KIWI) beim Einstiegsgehalt. Und auch Corona war mehrfach Thema: „Wir brauchen eine Verschnaufpause“, hieß es etwa auf Plakaten. Die zusätzlichen Aufgaben wie ständiges Desinfizieren der Gruppenräume etc. seien eine zusätzliche Belastung für das ohnehin schon geforderte Personal.

Am Donnerstag gehen die Proteste weiter: Für diesen Tag haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Kindergärten eine Demonstration am Minoritenplatz angekündigt - die Kindergärten bleiben aber geöffnet.

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