Im aufsehenerregenden Missbrauchsprozess gegen R. Kelly haben die Geschworenen den Sänger in allen neun Anklagepunkten für schuldig befunden. Kelly wurden in dem Prozess im New Yorker Stadtteil Brooklyn unter anderem die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Entführung und Bestechung vorgeworfen. Dem früheren Pop-Superstar drohen nun mindestens zehn Jahre Haft. Auch eine lebenslange Strafe ist möglich. Der Musiker sitzt seit seiner Festnahme im Sommer 2019 im Gefängnis.
Das Urteil nahm der „I Believe I Can Fly“-Sänger, gekleidet in blauem Anzug und weißer Maske, Beobachtern zufolge bewegungslos mit gesenktem Kopf auf. Das Strafmaß soll am 4. Mai 2022 verkündet werden.
R. Kelly war schon seit zwei Jahrzehnten mit Anschuldigungen konfrontiert, die Anklage wurde aber erst erhoben, als Opfer in Fernsehinterviews über den Missbrauch berichteten. Im Prozess schilderten nun neun Frauen und zwei Männer sexuelle Erniedrigung und Gewalt. Dutzende Zeugen hatten sich insgesamt zu Wort gemeldet und Hunderte Beweisstücke waren gesichtet worden.
Weitere Aufarbeitung der #MeToo-Ära
Das Verfahren ist - nach Fällen wie denen von Filmproduzent Harvey Weinstein und Komiker Bill Cosby - die nächste in den USA und weltweit viel beachtete juristische Aufarbeitung der #MeToo-Ära. Rund sechs Wochen lang hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung an dem Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn vor Richterin Ann Donnelly die Missbrauchsvorwürfe gegen Kelly aus mehreren Jahrzehnten detailliert ausgebreitet, auseinandergenommen und ihre Argumente dargelegt.
Kelly sei ein Sexualstraftäter, hatte Anwältin Elizabeth Geddes für die Staatsanwaltschaft argumentiert und seine Verurteilung gefordert. Der Musiker sei selbst Opfer - von ausgedachten Geschichten und ausgeschmückten Erzählungen über Misshandlungen, hatte Kellys Anwalt Deveraux Cannick für die Verteidigung argumentiert. Kelly hatte nicht selbst ausgesagt, das Verfahren aber im Gerichtssaal verfolgt.
Der 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborene Musiker stand bereits 2008 wegen des Besitzes von Bildern schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht - und wurde freigesprochen. In den US-Bundesstaaten Illinois und Minnesota liegen weitere Anklagen gegen Kelly vor.
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