Experten geben Rat

Corona: Wie man seine Impf-Entscheidung trifft

Österreich
25.09.2021 18:48

Die Frage einer „Krone“-Leserin hat uns beschäftigt: „Ich will mich frei entscheiden. Wie mache ich das?“, schrieb sie uns. Wir baten Experten um Rat.

Unsere Leserin war in einer Zwickmühle: Sie war die einzige noch Ungeimpfte im Familien- und Bekanntenkreis. Somit blieben neutrale Gespräche aus: „Ich will mich nicht unter Druck setzen lassen. Was soll ich tun?“

Es betrifft jeden Einzelnen
Das Beispiel zeigt, wie hart sich derzeit Menschen mit gegenseitigem Verständnis tun. Treffen zwei Extreme aufeinander, wird es beim Thema Impfen rasch emotional. Warum das Thema so aufregt? Allein schon weil es ein Ausnahmezustand ist, weil es jeden Einzelnen betrifft - in all seinen Auswirkungen.

Unterschiedliche Motive
Was sind eigentlich die Motive, um sich impfen zu lassen oder eben nicht? Diese „sind für jeden unterschiedlich“, sagt Kommunikationsexperte Patrick Nini: „Manche möchten sich nach einem sehr pragmatischen Ansatz einfach nicht mehr testen lassen müssen, andere fühlen sich nach der Impfung sicherer in Menschengruppen oder wollen einfach einen Beitrag zum Ende der Pandemie leisten.“

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Manche möchten sich nach einem sehr pragmatischen Ansatz einfach nicht mehr testen lassen müssen, andere fühlen sich nach der Impfung sicherer in Menschengruppen oder wollen einfach einen Beitrag zum Ende der Pandemie leisten.

Kommunikationsexperte Patrick Nini

Und was ist mit jenen, die zögern, die sich nicht oder auch noch nicht dafür entscheiden können? Da steckt zumeist Angst, Unsicherheit, Sorge dahinter, weiß Psychologin Barbara Juen. Und sie weiß: „Das muss man ernst nehmen.“ Wichtig sei, die Menschen zu respektieren, ihnen auf gleicher Augenhöhe zu begegnen.

Bei der Impf-Entscheidung spielen neben der persönlichen Motivation aber noch weitere Faktoren eine Rolle, weiß Juen: der Zugang zur Impfung, das Informationsangebot und natürlich auch die persönliche Risikoabwägung: „Schätze ich das Risiko der Impfung für mich höher ein oder jenes der Erkrankung?“ Was brauchen Menschen am meisten, um sich entscheiden zu können? „Information“, sagt Juen, „so viel wie möglich, aus beiden Lagern und aus möglichst seriösen Quellen.“

Daten und Fakten

Aber wie soll man eigentlich im Gespräch reagieren, wenn man nicht der gleichen Meinung mit dem Gegenüber ist - und das vielleicht sogar Argumente anführt, die falsch sind? Zu allererst: „Cool bleiben“, riet bereits Social-Media-Expertin Ingrid Brodnig im „Krone“-Interview: „Zuhören und nicht gleich in den Angriff übergehen.“ Man könne der Person zwar „in der Sache widersprechen, aber man sollte ihr auf jeden Fall Wertschätzung entgegenbringen“. Brodnig rät, lieber Fragen zu stellen, anstatt einfach nur hart dagegenzuhalten: „Das macht es dem anderen leichter, Kritik anzunehmen, und er merkt im Dialog vielleicht selbst, wo etwas nicht ganz logisch ist.“ Zuletzt möchten wir Ihnen noch Links zu einigen seriösen Quellen für Ihre Entscheidungsfindung mit auf den Weg geben: www.sozialministerium.at, www.ages.at, www.aerztekammer.at, www.apothekerkammer.at. Das Rote Kreuz hat auf www.roteskreuz.at eine ganze Materialsammlung - samt zehn Gründen für eine Schutzimpfung.

Hilfe, um die Flut an Infos einzuordnen
Zugleich sieht man sich mit einer „Flut an Informationen konfrontiert, man braucht also jemanden, der einen da durchleitet“, so Juen. Eine Vertrauensperson, die sich mit mir zusammensetzt und Fragen und Sorgen durchgeht. „Und das können immer wieder neue sein, das kann Zeit brauchen“, sagt die Expertin.

Die Vertrauensperson sollte keine Extremposition einnehmen, hat im besten Fall auch fachlich etwas drauf. Wer das sein könnte? Das ist individuell: ein Lehrer, die Vorgesetzte, ein Bekannter, die Hausärztin, der Therapeut, Vorbilder wie Social-Media-Stars usw.

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Man sieht sich mit einer Flut an Informationen konfrontiert, man braucht also jemanden, der einen da durchleitet.

Psychologin Barbara Juen

Beim Infos-Sammeln sollte man auch immer wieder prüfen, „ob man den Informationen, die man hat, vertrauen kann und ob diese ausreichen“, so Nini: „Denken Sie auch noch einmal darüber nach, ob Sie sich eventuell nur von einer Szene haben beeinflussen lassen.“ Noch einmal nachfragen, noch einmal abwägen.

Und weil die persönliche Risikoeinschätzung vielleicht nicht alle persönlichen gesundheitlichen und medizinischen Aspekte umfasst, auch wichtig: „Im Zweifel suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Hausarzt, wiegen Nutzen und Risiken gemeinsam ab“, so der Kommunikationscoach.

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