Widerstands-Bastion

Taliban: „Panjshir-Tal vollständig eingenommen“

Ausland
06.09.2021 08:14

Die radikalislamischen Taliban haben nach eigenen Angaben die letzte Bastion des Widerstands in Afghanistan eingenommen. Das Panjshir-Tal sei „vollständig“ erobert, erklärte Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid am Montag. „Mit diesem Sieg ist unser Land vollständig aus dem Sumpf des Krieges befreit.“ Die Angaben sind allerdings widersprüchlich, kurz zuvor hatten die Widerstandskämpfer rund um Anführer Ahmad Massoud noch von schweren Verlusten berichtet, die man den Taliban zugefügt habe. Nun kündigte die Nationale Widerstandsfront (NRF) an, ihren Kampf „fortzusetzen“.

Bilder in den sozialen Medien zeigten Taliban-Mitglieder, die vor dem Tor des Gouverneursgebäudes der Provinz Panjshir standen und dort ihre Flagge hissen. Die Taliban waren am Wochenende im Panjshir-Tal weiter vorgerückt. Sie meldeten schwere Kämpfe und Gebietsgewinn in der Provinz nördlich der Hauptstadt Kabul. Wie die Nationale Widerstandsfront (NRF) am Sonntagabend mitteilte, wurden bei den Kämpfen auch ein bekannter Sprecher sowie ein General der Widerstandsgruppe getötet.

Nachdem Verhandlungen gescheitert seien, weil zwei Personen die Gespräche verweigerten, seien die Taliban gezwungen gewesen, Streitkräfte zu entsenden und eine Operation zu starten, rechtfertigte Mujahid die gewaltsame Eroberung Panjshirs während einer Pressekonferenz am Montag in der Hauptstadt Kabul. Die Taliban waren bereits am Wochenende im Panjshir-Tal vorgerückt. Sie meldeten schwere Kämpfe und Gebietsgewinn in der Provinz nördlich von Kabul. 

Die Nationale Widerstandsfront dementierte die Meldungen zwar nicht, erklärte am Montag, sie sei in „strategischen Positionen“ präsent. „Der Kampf gegen die Taliban und ihre Partner wird weitergehen“, hieß es von der Gruppe auf Twitter. Der Kampf werde fortgesetzt, bis die Aggressoren aus dem Land entfernt seien. In der Nacht auf Montag hatten die Widerstandskämpfer bereits einen Waffenstillstand vorgeschlagen - ein Zeichen für die drohende Niederlage gegen die vorrückenden Taliban. Wie die NRF am Sonntagabend mitteilte, wurden bei den Kämpfen auch ein bekannter Sprecher, Fahim Dashti, sowie ein General der Widerstandsgruppe getötet.

Ein Taliban-Sprecher teilte ein Bild, das Taliban-Kämpfer vor dem Gouverneurssitz in der Provinzhauptstadt Basarak zeigen soll. In Panjshir seien mehrere „Rebellen“ geschlagen worden, der Rest sei geflohen, teilten die Taliban mit. Man gebe den Menschen dort die volle Gewissheit, dass sie nicht diskriminiert würden und dass „ihr alle unsere Brüder seid und wir einem Land und einem gemeinsamen Ziel dienen werden“, hieß es in der Taliban-Erklärung weiter. Der Iran verurteilte die neue Offensive der Islamisten. „Die Nachrichten aus Panjshir sind wirklich beunruhigend“, kommentierte der Sprecher des iranischen Außenministeriums am Montag in Teheran.

Hochburg des Widerstands gegen die Islamisten
Das Panjshir-Tal war bereits in den 1990er-Jahren eine Hochburg des Widerstands gegen die Islamisten und bisher noch nie unter deren Kontrolle. Vor drei Wochen formierte sich in dem Tal die NRF unter Führung des Sohnes des 2001 getöteten afghanischen Kriegsherrn und Taliban-Gegners Ahmed Shah Massoud sowie des ehemaligen Vizepräsidenten Amrullah Saleh. Letztgenannter hatte angesichts der Belagerung durch die Taliban vor einer humanitären Krise im Tal gewarnt.

1000 Menschen sitzen auf Flughafen fest
Auch in anderen Landesteilen Afghanistans spitzt sich die Lage zu. Rund 1000 Personen sitzen Medienberichten zufolge trotz Visa für die USA oder andere Länder den fünften Tag in Folge am Flughafen in Mazar-i-Sharif fest. Sechs Flugzeuge mit Amerikanern und afghanischen Dolmetschern an Bord könnten nicht abheben, weil sie von den Taliban keine Freigabe erhalten hätten, sagte der ranghöchste Republikaner im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses, Mike McCaul, dem TV-Sender Fox.

Die Taliban hielten die Passagiere „als Geiseln“. Er glaube, dass sie „die volle Anerkennung durch die Vereinigten Staaten von Amerika“ anstrebten. Mehrere Berichte widersprechen McCauls Aussage. Die Maschinen hätten die notwendige Freigabe erhalten und warteten auf die endgültige Genehmigung der Taliban, zitiert die „New York Times“ die Organisatoren der Evakuierungsflüge in Katar. „Die Taliban halten die Flugzeuge nicht als Geiseln fest“, zitiert die Zeitung Eric Montalvo, einen pensionierten Major der US-Marine, der an der Durchführung der Flüge beteiligt ist.

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