Anschläge in Kabul

Viele Frauen und Kinder unter den Terror-Opfern

Ausland
27.08.2021 10:11

Wovor Geheimdienste bereits vor Tagen gewarnt haben, ist am Donnerstag blutige Realität geworden: Es kam zu Terroranschlägen am Flughafen in Kabul, wo zahlreiche Zivilisten auf eine Fluchtmöglichkeit vor den Taliban hofften. Wie das afghanische Gesundheitsministerium am Freitag berichtete, seien auch viele Frauen und Kinder unter den Opfern. Ausgerechnet „Blastwalls“, die die Wucht von Explosionen vermindern sollen, haben diese offenbar sogar noch tödlicher gemacht. 

Mindestens zwei Selbstmordattentäter des afghanischen IS-Ablegers sprengten sich laut US-Verteidigungsministerium in die Luft und sorgten für ein Blutbad. Danach schossen die Terroristen in die Menschenmenge. Die Taliban erklärten, es seien 13 bis 20 Zivilisten gestorben - Berichte, wonach 28 Mitglieder der Taliban ums Leben gekommen, wies er als falsch zurück. Es habe keine Todesopfer in den eigenen Reihen gegeben. Das US-Militär beklagt 13 Todesopfer - die schwersten Verluste in Afghanistan seit einem Jahrzehnt.

Die Zahl der getöteten Menschen könnte allerdings noch drastisch nach oben korrigiert werden. Es gebe mindestens 72 Todesopfer in den Krankenhäusern der Stadt, so zwei Ex-Mitarbeiter des afghanischen Gesundheitsministeriums am Freitag. Ein Reporter des afghanischen TV-Senders Tolo-News berichtete auf Twitter unter Berufung auf das Ministerium, dass bereits mindestens 95 Todesopfer und 150 Verwundete gezählt worden seien. Im Netz werde bereits nach Vermissten gesucht, die sich rund um die Anschläge auf dem Flughafenareal aufgehalten hatten - darunter auch Kinder.

Zeuge: „Menschen wurden in alle Richtungen geschleudert“
„Da, wo wir waren, gab es plötzlich eine Explosion“, berichtete ein Augenzeuge gegenüber Tolo-News, der sich beim Flughafentor aufgehalten hatte. „Wir sahen, dass es viele Betroffene gab. In alle Richtungen wurden Menschen geschleudert.“ Der Augenzeuge habe Hunderte Menschen beobachtet, die nach den Anschlägen panisch weggelaufen seien.

„Blastwalls“ machten Detonation am Gate noch tödlicher
Ein Anschlag ereignete sich vor dem Flughafenzugang Abbey Gate, ein weiterer wurde am Baron Hotel in unmittelbarer Nähe des Airports verübt. Dort waren viele Menschen untergebracht, die mit Evakuierungsflügen in Sicherheit gebracht werden sollten. Die Wucht der Explosion vor dem Gate soll ausgerechnet von sogenannten Blastwalls verstärkt worden sein. Diese eingemauerte Gasse mit meterhohen Mauern soll die Kraft von Detonationen eigentlich abfangen. Bei dem Anschlag am Donnerstag hätten diese jedoch die Sprengsätze noch tödlicher gemacht, erklärten Sicherheitsexperten.

Der Direktor des Wazir-Akbar-Khan-Krankenhauses berichtete gegenüber dem deutschen Magazin „Spiegel“: „Ich war zu Hause. Als ich von der Attacke hörte, bin ich sofort in die Klinik gekommen.“ Zu dem Zeitpunkt seien schon 22 Verletzte eingeliefert gewesen. „Es waren gleichermaßen Menschen mit Explosions- und Schusswunden“, schilderte der Mediziner die Lage. 

Bundeskanzler Sebastian Kurz zeigte sich auf Twitter „zutiefst betrübt“ über den „schrecklichen Terroranschlag“. 

Biden verspricht US-Bürgern: „Wir werden sie da rausholen“
Trotz der tödlichen Anschläge befinden sich immer noch Tausende Menschen auf dem Areal des Flughafens, wie Videos zeigen. US-Präsident Joe Biden drohte indes bereits mit Vergeltung: „Wir werden euch jagen und euch dafür bezahlen lassen“, so das Staatsoberhaupt in Richtung der Verantwortlichen. Er kündigte Einsätze gegen die Terrormiliz Islamischer Staat an. Die Evakuierungen aus Afghanistan sollen fortgesetzt werden. „Wir werden sie finden, und wir werden sie da rausholen“, versprach Biden jenen rund tausend US-Bürgern, die aus dem Land geholt werden wollen. 

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