Fordert bessere Daten

Forscher: Kontaktreduktion unter Geimpften sinnlos

Österreich
17.08.2021 07:35

Die vierte Corona-Welle rollt schneller an, als noch jene am Ende des Sommers im vergangenen Jahr. Doch es gibt einen gravierenden Unterschied: Heuer steht uns die Impfung als Waffe gegen den Pandemie-Erreger zur Verfügung. Der Komplexitätsforscher Peter Klimek fordert nun klar ersichtliche Daten zu Covid-19-Infektionszahlen unter Immunisierten und jene, die die Spritze bislang verweigert haben. Klar ist für den Wissenschaftler schon jetzt: Kontaktreduktionen unter Geimpften bringen epidemiologisch kaum etwas.

Das Bild sei momentan ähnlich wie im vergangenen Sommer - mit einer im Tempo variierenden Beschleunigung, die auch noch stark von Einzelereignissen getrieben ist. Allerdings zeige sich nun, dass die Belastung des Gesundheitssystems schon auf einem höheren Level ist, als zum selben Zeitpunkt im vergangenen Jahr.

Geimpfte tragen „ein Fünftel bis ein Zehntel“ zu Pandemie-Risiko bei
Insgesamt gelte weiter, dass man mit der aktuellen Durchimpfungsrate und ohne Eindämmungsmaßnahmen alleine nicht durchkommen werde: „Davon ist auszugehen“, gab sich Klimek überzeugt. Würde man jetzt aber Geimpfte, „die vermutlich nur ein Fünftel bis ein Zehntel zum epidemiologischen Risiko beitragen“, mit Maßnahmen belegen, bringe das dementsprechend wenig. Vor diesem Hintergrund seien Kontaktreduktionen für Geimpfte natürlich ungleich schwerer zu argumentieren.

Wolle man aber innerhalb der vorhandenen Intensivkapazitäten bleiben und eine Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden, „werden wir die Kurve abflachen müssen“. Die große Frage in Richtung Winter sei, ob sich die Situation mit „nicht sehr einschneidenden Maßnahmen, wie Maske-Tragen, Abstandhalten etc.“ kontrollieren lässt. Wie hier die politischen Weichen gestellt werden, werde spannend. Trotz allem erwartet der Wissenschaftler vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Medizinischen Universität Wien nicht, dass die Situation so herausfordernd wird, wie im vergangenen Herbst und Winter.

Impfung habe „zwei verschiedene Bevölkerungsgruppen“ geschaffen
Ein Blick auf die Inzidenzzahlen mache weiter Sinn, auch wenn sich durch die vor allem vor einem schweren Verlauf sehr gut schützenden Impfungen manche Vorzeichen geändert haben. Denn rein epidemiologisch betrachtet hat man es mittlerweile mit „zwei verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu tun“. Die Gruppe der Vollimmunisierten mache hier natürlich weniger Sorgen. Viel genauer müsse man betrachten, wie es um die Fallzahlen unter den Ungeimpften in Abhängigkeit vom Alter bestellt ist, „um die Inzidenzzahlen besser lesbar zu machen“, so Klimek.

Kommt jetzt nicht noch ein größerer Sprung nach oben bei der Durchimpfungsrate, werden die ungünstigen Effekte der kühleren Jahreszeit stärker zum Tragen kommen. „Wir müssen sehen, dass wir selbst jetzt bei den günstigsten saisonalen Bedingungen, nicht den Deckel auf das Fallwachstum draufhalten können“, sagte der Forscher, der mit Kollegen in einer aktuellen Studie u.a. den Einfluss des Wetters und anderer Maßnahmen auf das Infektionsgeschehen in Österreich analysiert hat.

Forscher glaubt nicht an „Comeback von Lockdowns“
Klimek ist überzeugt: „Durch den Impffortschritt würden schon wesentlich mildere Kontaktreduktionsmaßnahmen ausreichen.“ An ein Comeback von Lockdowns glaubt der Forscher weiter nicht. Egal welche politischen Entscheidungen getroffen werden, vorbereiten sollte man diese jetzt in Ruhe. Dazu gehören laut Klimek vor allem belastbare Daten zu den Inzidenzen unter Geimpften und Nicht-Geimpften. Dann werde man sehen, wie erhöht die Fallzahlen im Vergleich sind, was die Diskussion über Maßnahmen für welche Bevölkerungsgruppen auf eine andere Basis stellen würde. Man brauche diesen „Kompass, um durch die vierte Welle zu kommen.“

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