Politischer Auftrag?

Tschetschenien: Kadyrows Kampf für die Ehre

Ausland
07.08.2021 06:00

Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow wurde schon oft mit Politmorden in Verbindung gebracht. Auch mit jenem Mordfall, in dem nun in Wien lebenslange Haft verhängt worden ist, wird ein Zusammenhang mit ihm vermutet.

Er zeigt sich vor der Kamera beim Werfen riesiger Steine oder mit Vorschlaghämmern als Trainingsgerät. Oder, wenn er im Kampfanzug seinen durchtrainierten Körper über eiskalten Wasserfällen stählt. Wohl fühlt sich Ramsan Kadyrow, der Präsident der kleinen Kaukasus-Republik, auch bei seiner 80.000 Mann starken Elitetruppe, den „Kadyrowzy“. Das sind Kämpfer, zu jedem Einsatz bereit. Sie werden für Folter und für Morde verantwortlich gemacht.

Machthaber international geächtet
Ramsan Kadyrow, der international geächtete Machthaber Tschetscheniens, ist einer, der gerne den Macho hervorkehrt, der von Mediation wenig hält. Filme, die ihn mit Krokodil oder Riesenschlange zeigen, sollen das verdeutlichen.

Doch Ramsan Kadyrow wird den Ruf nicht los, dass er auch bei Politmorden an seinen Feinden die Hände im Spiel hatte. Das war schon 2009 so, als ein Regimegegner in Wien auf offener Straße erschossen wurde. Damals gingen Behörden von einem „definitiven Tötungsauftrag“ Kadyrows aus. Das Opfer Umar I. wollte Foltermethoden in seiner Heimat anprangern.

Kritiker leben gefährlich
Im August 2019 starb im Berliner Bezirk Tiergarten ein ehemaliger Rebellenführer. Für die deutschen Behörden gab es starke Indizien für Staatsterrorismus. In der französischen Stadt Lille starb ein Blogger nach 135 Messerstichen. Auch er hatte Kadyrow unter dem Namen „Mansur der Alte“ heftig kritisiert. Ein weiteres Attentat in Schweden scheiterte zum Glück.

Ehrenmorde in Tschetschenien immer noch erlaubt
Hintergrund für die Anschläge könnte das in der Kaukasus-Republik noch immer praktizierte Gewohnheitsrecht Adat sein, das Morde im Namen der Ehre erlaubt. Doch Fachleute geben zu bedenken, das Adat gelte nur bei Streit unter Familien, nicht unter politischen Gegnern, und der Koran verbietet Ehrenmorde.

Trotzdem erklärte der Moslem Kadyrow, für den der IS sein schlimmster Feind ist: „Und wenn die ganze Welt in Flammen steht, wir lassen keinen in Frieden, der die Ehre verletzt. Ich schwöre es beim heiligen Koran.“

 Kronen Zeitung
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