Migranten „ausgesetzt“

Mehr als 600 Flüchtlinge in nur einer Woche

Burgenland
03.08.2021 05:37

Kein Ende der Flüchtlingsaufgriffe in Sicht! Bereits seit Wochen steigen die Zahlen massiv an. In der Vorwoche erreichte die Zahl der Aufgriffe im Burgenland einen neuen Höchststand: 607 Migranten in nur sieben Tagen. Tendenz: weiter steigend. Bei Stoob Süd musste am Wochenende sogar eine Notaufnahmestelle eingerichtet werden. Nicht nur das Mittelburgenland, sondern auch Schattendorf ist derzeit ein Hotspot. Täglich bewegen sich viele Migranten in der Gemeinde, was für Unmut und Verunsicherung unter der Bevölkerung sorgt.

Bereits seit Wochen ist die Zahl der Aufgriffe an den burgenländischen Grenzen ständig am Steigen. Von Schleppern ausgesetzt, machen sich die zumeist jungen Männer zu Fuß auf den Weg über die grüne Grenze. Sie stammen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak. Inzwischen sind es so viele, dass sich manche an den Anfang der Flüchtlingswelle 2015 erinnert fühlen.

Bezirk Oberpullendorf derzeit Hotspot
Allein am Sonntag wurden 167 illegale Migranten aufgegriffen. Neuer Hotspot ist der Bezirk Oberpullendorf. Aufgrund des Ansturms sahen sich Rotes Kreuz und Polizei am Sonntag gezwungen, bei Stoob Süd eine Notaufnahmestelle einzurichten, in der die jungen Männer versorgt wurden.

Viele von ihnen waren durchnässt und dreckig, da sie in den Regen geraten waren. Sie hatten nicht nur die Möglichkeit, sich zu waschen, sondern wurden dabei auch auf Corona getestet. Alle waren negativ. Am Montag trafen weitere Flüchtlinge ein. Bis am frühen Nachmittag waren es wieder an die 50.

In Stoob Süd wurde eine Notaufnahmestelle eingerichtet. (Bild: Schulter Christian)
In Stoob Süd wurde eine Notaufnahmestelle eingerichtet.

Etliche von ihnen wurden in Deutschkreutz, Nikitsch und Minihof aufgegriffen, berichtet Bürgermeister Manfred Kölly. „Es wird höchste Zeit, dass Außenminister und Bundeskanzler mit Orban sprechen, denn der ist für diese Welle verantwortlich. Die Zahl der Aufgriffe bei uns ist schon höher als 2015“, meint der Deutschkreutzer Ortschef. „Jeden Tag kommen mehr als 100 Flüchtlinge. Die Menschen sind verunsichert, wenn die Politik keine Lösung findet, werden wir uns etwas überlegen müssen.“

Scharfe Kritik an Bundesregierung
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) meldete sich ebenfalls mit Kritik an der Bundesregierung zu Wort, ebenso die FPÖ: Man habe schon lange vor einem Ansturm gewarnt. „Dass trotzdem täglich unzählige Flüchtlinge ungehindert über die ungarische Grenze wandern können, ist an Fahrlässigkeit der Bundesregierung nicht zu überbieten“, sagt FPÖ-Klubchef Johann Tschürtz.

Parteichef Alexander Petschnig sieht auch das Land in der Pflicht: „Anstatt die Grenzen endlich dicht zu machen und mit einem Grenzzaun zu schützen, werden still und heimlich Notaufnahmestellen eingerichtet. Eine politische Geisterfahrt!“

Verunsicherung auch in Schattendorf
Nicht nur das Mittelburgenland, sondern auch Schattendorf ist derzeit ein Hotspot, was Flüchtlinge anbelangt. „Die Menschen sind verunsichert. Viele sperren sich ein und schalten die Alarmanlagen ein“, erzählt man hinter vorgehaltener Hand in Schattendorf. Der Grund für die Sorge sind die vielen Flüchtlinge, die seit einiger Zeit in der Gemeinde anzutreffen sind. Diese kommen aus der Registrierstelle im Ort.

Zitat Icon

Da hat uns die Bundesregierung etwas ganz anderes versprochen.

SPÖ-Ortsparteivorsitzender Thomas Hoffmann

Migranten werden „ausgesetzt“
Wenn illegale Migranten im Burgenland aufgegriffen werden, werden diese unter anderem nach Schattendorf gebracht, wo sie ihren Asylantrag stellen können. Danach sollten sie in eine Unterkunft, wie etwa Traiskirchen, kommen.

„Aufgegriffene werden nach der Einvernahme - offensichtlich aus Kapazitätsgründen - einfach auf die Straße gesetzt und ihrem Schicksal überlassen“, spricht SPÖ-Ortsparteivorsitzender Thomas Hoffmann vielen im Ort aus der Seele. Es brauche endlich mehr Personal und koordiniertes Handeln.

Laut Polizei ist es durchaus gängig, dass Flüchtlinge nach der Registrierung den Weg zur Unterkunft per Zug antreten und nicht gesondert geführt werden. Zudem könnten sich die Betroffenen, sobald die Identität feststeht, völlig frei bewegen.

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