„Krone“-Kolumnist Harald Petermichl hat diesmal einen Blick auf den größten nationalen Sportfachverband der Welt geworfen - den Deutschen Fußballbund (DFB). Da erscheint jegliche Diskussion um die Kür eines österreichischen Skiverbandspräsidenten im Vergleich dazu lächerlich...
Mit 7.169.327 Mitgliedern, so eine leidlich aktuelle Bestandserhebung, ist der Deutsche Fußball-Bund der größte nationale Sportfachverband der Welt. Somit ist seine Mitgliederzahl größer als die Population von Bulgarien, Dänemark oder Finnland, von Schruns oder gar Tschagguns ganz zu schweigen. Im dazugehörigen Zentralkomitee an der nach einem hessischen Oberforstmeister benannten Frankfurter Otto-Fleck-Schneise ist nun seit geraumer Zeit ein derartiges Hauen und Stechen, ein Sengen und Mordbrennen im Gange, dass Francisco de Goyas „Desastres de la Guerra“ dagegen wirken wie ein Heimatroman von Ludwig Ganghofer.
Eigentlich sollten sich die wichtigsten Hauptakteure der Bundesschlammschlacht, also die Kellers und Kochs (die berufsjuvenilen Curtiusse lassen wir mal außen vor) altersgemäß schon längst in der von sinkenden Testosteronwerten geprägten Andropause befinden
Harald Petermichl
Eigentlich sollten sich die wichtigsten Hauptakteure der Bundesschlammschlacht, also die Kellers und Kochs (die berufsjuvenilen Curtiusse lassen wir mal außen vor) altersgemäß schon längst in der von sinkenden Testosteronwerten geprägten Andropause befinden, wovon allerdings herzlich wenig zu spüren ist, weshalb die Tatsache, dass sich nun mit Almuth Schult, Bibiana Steinhaus, Claudia Neumann, Gaby Papenburg, Helen Breit, Jana Bernhard, Katja Kraus, Katharina Kiel und Sandra Schwedler neun Frauen in einem Positionspapier zu Wort gemeldet haben, um das hochnotpeinliche Pausenhofgerangel der DFBuben durch die seriöse Suche nach zukunftsfähigen Lösungen zu ersetzen, eine erquickende Wohltat ist. Unter anderem fordern sie 30 Prozent Frauen in führenden Verbandspositionen, mehr Chancengleichheit und eine konsequente Sanktionierung jeder Form von Sexismus und Diskriminierung, Dinge also, die sogar beim DFB längst selbstverständlich sein sollten. Dennoch scheint Bibiana Steinhaus offenbar von gaaanz oben den Hinweis erhalten zu haben, genau nachzudenken, ob ihre Mitwirkung „richtig“ sei, so als ginge es mindestens um die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.
Nachdem feststeht, dass die letzten Poliere auf der Dauerbaustelle DFB, die Herren Niersbach, Grindel, Keller und Freisler (Halt, Quatsch, letzterer war gar nicht Polier), eine verblüffende Zielsicherheit im Aufspüren von monumentalen Fettnäpfen bewiesen haben, dürfte es mittlerweile auch eingefleischten Männerbündlern schwerfallen, Argumente gegen eine Frau an der künftigen DFB-Spitze zu finden. Es sei denn, man(n) will die Großbaustelle zum Dauerzustand erklären und offenen Auges in den Untergang rennen. Das wäre dann so, als hätte Bonanno Pisano, der Architekt des Torre pendente de Pisa, bei der Grundsteinlegung gesagt „Wird schon schiefgehen!“, aber so schräg wird er kaum gedacht haben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.